Forscher der TU München forschen an einer präventiven Therapie von Alzheimer. Die Methode zeige "bemerkenswerte Effekte" - zur Zeit aber noch nur bei Tierversuchen.
Alzheimer entgegenzuwirken, ist das Ziel von Forschern der Technischen Universität München (TUM), die jetzt einen vielversprechenden präventiven Therapieansatz entwickelt haben. Da es bisher keine Arzneimittel gibt, die die fundamentalen Mechanismen der Krankheit bekämpfen, können aktuell nur Symptome wie eine verminderte geistige Leistungsfähigkeit therapiert werden, teilt die Universität mit. Die Lancet-Kommission zur Prävention, Intervention und Pflege von Demenz hat in ihrer jüngsten Untersuchung auch zwei neue Faktoren identifiziert, die das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhen können.
Klar ist mittlerweile ebenfalls, dass der Lebensstil eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Alzheimer spielen kann. Wichtig ist hierbei die Unterscheidung von Demenz und Alzheimer: Bei Demenz handelt es sich um eine Kombination von bestimmten Symptomen (Syndrom), die laut der Deutschen Alzheimergesellschaft mit der Verschlechterung des Geisteszustands einhergehen. Die Krankheit "Morbus Alzheimer" ruft diese Symptome hervor - ebenso wie über 50 andere Erkrankungen. Der neue Ansatz der Münchner Forscher wird in der Expertenwelt als vielversprechend wahrgenommen - denn er setzt genau bei der Entstehung im Gehirn an.
So entsteht Alzheimer im Gehirn: Verklumpungen und Tau
Einer der entscheidendsten Prozesse des menschlichen Gehirns ist der sogenannte "Geschirrspüler-Effekt". Vorrangig im Schlaf wird das Gehirn gereinigt und von Schadstoffen befreit - unter anderem von dem Eiweiß Beta-Amyloid. Von Geburt an produziert jeder Mensch Amyloid, dessen Konzentration im Gehirn mit dem Alter steigt – ein durchaus normaler Vorgang, wie das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) erklärt. Beta-Amyloid besitzt laut Experten antimikrobielle sowie antibakterielle Eigenschaften.
'Kopfküche - Das Anti-Alzheimer-Kochbuch' bei Amazon ansehen
Darüber hinaus scheint es, in kleinen Mengen im Gehirn vorhanden, eine wesentliche Funktion bei der Reizübertragung und Datenverarbeitung zu übernehmen, heißt es bei DocCheck. In einem gesunden Gehirn wird dieses Protein auch richtig abgebaut. Doch bei Alzheimer-Patienten funktioniert dieser Abbauprozess laut DZNE nicht richtig, was zur Bildung von schädlichen Verklumpungen führt - schon in sehr frühen Stadien.
Nach den ersten Verklumpungen könnten teilweise Jahrzehnte vergehen, bevor Betroffene erste Anzeichen von Alzheimer bemerken und Gedächtnisprobleme wahrnehmen. Das Heimtückische daran: Zu diesem Zeitpunkt sei die Krankheit bereits so weit fortgeschritten, dass oft keine wirksame Behandlung mehr möglich sei, erläutern die Wissenschaftler. Wenn jemand aufgrund von Alzheimer erstmals die Gedächtnisambulanz aufsuche, seien die Amyloid-Plaques im Gehirn in der Regel schon weit verbreitet. Die Eiweißverklumpungen lösen dann auch die Ansammlung eines weiteren Proteins - nämlich von Tau aus - was Nervenzellen absterben lässt. Der Gedächtnisverlust beginnt.
Neuer Wirkstoff kann Alzheimer-Protein eindämmen - erste Tests an Mäusen vielversprechend
Das Forscherteam der TU München hat sich deshalb intensiv mit dem Amyloid-Beta-Protein beschäftigt, das bei Beginn der Alzheimer-Krankheit die übermäßige Aktivität von Nervenzellen verursacht, wie es in einer Mitteilung heißt. Die Wissenschaftler hätten erfolgreich ein Protein-basiertes Medikament entwickelt, welches die schädlichen Auswirkungen dieses Moleküls eindämmen kann.
In einem Artikel, der im Fachjournal Nature Communications erschienen ist, präsentieren die Wissenschaftler neue Erkenntnisse aus Experimenten mit Mäusen. Die Resultate legen nahe, dass es möglich ist, neuronale Fehlfunktionen zu reparieren. Das Forschungsteam sei optimistisch, dass das Protein, welches sie untersucht haben - in Fachkreisen bekannt als Amyloid-Beta-bindendes Anticalin (H1GA) - im Frühstadium das Fortschreiten der schwerwiegenden neurodegenerativen Erkrankung aufhalten könnte, heißt es.