Der Leistungsanspruch ist in diesem Fall aber deutlich eingeschränkt. Wer zwei Monate mit seinem Beitrag im Rückstand ist, bei dem ruht die Mitgliedschaft in der Krankenversicherung (§ 16 Absatz 3 a des Sozialgesetzbuch (SGB) V). Nur im äußersten Notfall übernimmt die Versicherung die Kosten für eine Arztbehandlung. Dieses Dilemma in Zahlen ausgedrückt, sieht wie folgt aus: Im Jahr 2022 hatten 700.000 Versicherte, laut Ärzteblatt.de, keinen Anspruch auf normale Leistungen. Sie zahlten ihre Prämien nicht. Durch Beitragsrückstände entging allein den 100 Kassen in der gesetzlichen Variante der Krankenkassen rund 10 Mrd. Euro an Beiträgen. Wer Schulden bei der Krankenkasse hat, ist aber trotzdem versichert. Zumindest in Fällen von akuter Behandlungsnot muss die Krankenkasse trotz Schulden die Kosten übernehmen. Allerdings nur für einen Zeitraum von zwei Monaten darauf weist die Schuldnerberatung hin.
Wie teuer ist die Krankenversicherung?
Solange du Arbeit hast, also einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehst (ab 548 Euro Verdienst im Monat), sorgt dein Arbeitgeber obligatorisch dafür, dass es regelmäßige Zahlungen an die Krankenkasse gibt. Er führt den Beitrag ab, und zwar von deinem Bruttoentgelt. Außerdem übernimmt er 50 % der Beiträge. Aktuell gelten folgende Regeln, und zwar für die vier Sozialversicherungen:
- Krankenversicherung: 14,6 % (Anteil Arbeitgeber (AG) und Arbeitnehmer (AN): jeweils 7,3 %).
- Rentenversicherung: 18,6 % (Anteil AG und AN: jeweils 9,3 %).
- Pflegeversicherung: 3,05 % bzw. 3,4 % bei Kinderlosen (Anteil AG und AN: jeweils 1,525 %).
- Arbeitslosenversicherung: 2,6 % (Anteil AG und AN: jeweils 1,3 %).
Die chronisch defizitären Krankenkassen müssen außerdem einen einkommensabhängigen Zusatzbeitrag erheben, wenn sie Zuweisungen aus dem staatlichen Gesundheitsfonds erhalten. Auch der Zusatzbeitrag ist ebenfalls zu gleichen Teilen vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu zahlen. So gut wie alle Krankenkassen erheben diesen Betrag (bei der AOK in Bayern sind das 2024 1,58 % vom Brutto).
Die monatliche Prämie zur Krankenkasse ist allerdings bei den Versicherten nicht einheitlich. Sie unterscheidet sich nach der Höhe deines Bruttomonatsverdienst, Art der Versicherung (gesetzlich oder privat) und nach der Krankenkasse. Bei den privaten Kassen kommen noch unterschiedliche Tarifvarianten hinzu. Deshalb gibt es nur konkrete Zahlen zum Mindest- und Höchstbeitrag und Beispielrechnungen.
Die Beispielrechnungen von Check24
Check24 hat einige Beispielrechnungen für die Höhe des Beitrags zur Krankenversicherung vorgelegt. Ausgangspunkt für die Rechnungen ist immer das monatliche Bruttoeinkommen.
- 2.000 Euro monatliches Bruttoeinkommen
- Beitrag (inkl. Zusatzbeitrag): 326 Euro
- Pflegeversicherung: 68 Euro
- Monatlicher Eigenanteil: 197 Euro
- 3.000 Euro monatliches Bruttoeinkommen
- Beitrag (inkl. Zusatzbeitrag): 489 Euro
- Pflegeversicherung: 102 Euro
- Monatlicher Eigenanteil: 295,50 Euro
- 4.000 Euro monatliches Bruttoeinkommen
- Beitrag (inkl. Zusatzbeitrag): 652 Euro
- Pflegeversicherung: 136 Euro
- Monatlicher Eigenanteil: 394 Euro
- Über 5.175 Euro monatliches Bruttoeinkommen
- Beitrag (inkl. Zusatzbeitrag): 843,53 Euro
- Pflegeversicherung: 175,95 Euro
- Monatlicher Eigenanteil: 509,74 Euro
Bei Beziehern von Arbeitslosengeld I zahlt die Bundesagentur in der Regel den Krankenkassenbeitrag plus Zusatzbeitrag. Die Empfänger von Bürgergeld erhalten ebenfalls vom Jobcenter den Beitrag zur GKV plus durchschnittlicher Zusatzbeitrag. Empfänger von Sozialhilfe erhalten teilweise die Kosten vom Sozialhilfeträger, also von den Städten und Gemeinden. Bei Rentnern übernimmt die Krankenversicherung der Rentner (KVdR) die Hälfte des allgemeinen Beitragssatzes.
Monatlicher Beitrag für die GKV eines 22-jährigen Arbeitnehmers bei einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag, Stand: 2024
Hast du einen Arbeitgeber macht er die Bürokratie
Die Krankenversicherung in der GKV kostet monatlich mindestens rund 165 Euro. Dazu kommen die Kosten für den Zusatzbeitrag und die Pflegeversicherung. Der Höchstbetrag bei der GKV liegt bei 843,25 Euro (2024). Das ist auch der Basistarif für Einzelpersonen in der PKV. Sind Versicherte hilfebedürftig oder führt die Prämie in den finanziellen Untergang, reduziert sich die Prämie im Basistarif auf die Hälfte.
Zur Abführung der Beiträge ist der Arbeitgeber verpflichtet, den Beschäftigten bei seiner Krankenkasse anzumelden. Sie sind die zuständigen Einzugsstellen für den gesamten Sozialversicherungsbeitrag (Ausnahme: bei Minijobs). Für die Anmeldung ist es erforderlich, dass du als Arbeitnehmer dem Arbeitgeber gleich zu Beginn der Beschäftigung (spätestens zwei Wochen nach Aufnahme der Arbeit) eine Mitgliedsbescheinigung deiner Krankenkasse vorlegst. Machst du das nicht, meldet der Arbeitgeber dich bei der Krankenkasse an, bei der du versichert warst.
Der Arbeitgeber muss dich bei der Neueinstellung fragen, bei welcher Krankenkasse du zuletzt Mitglied warst. Du bist verpflichtet, diese Angabe zu machen. Hattest du keine Krankenversicherung, wählt der Arbeitgeber eine Kasse aus.
Gibt es einen Weg zurück in die Krankenversicherung?
Deine Mitgliedschaft in einer Krankenversicherung beginnt schon als Baby. Du bist bei der Mutter oder dem Vater mitversichert. Nach dem Ende deiner Ausbildung kannst du dann deine Versicherung frei wählen. Da du am Anfang noch nicht viel verdienst, ist das üblicherweise die GKV. Da die Krankenkassen um Mitglieder buhlen, ist der Beitritt relativ einfach und funktioniert mit einem Fragebogen.
Wer aktuell nicht krankenversichert ist, aber früher dies war und zurück will, meldet sich bei seiner ehemaligen Krankenkasse. Egal ob gesetzlich oder privat. Diese muss dich, unabhängig von deinem Gesundheitszustand, wieder aufnehmen. Ist die Krankenkasse in der Zwischenzeit mit einer anderen fusioniert, ist die neue Kasse zuständig. Warst du noch nie krankenversichert, erfolgt die Zuordnung nach dem Berufsstatus: bist die Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer, kommst du in die GKV, bist du selbstständig oder Freiberufler in die PKV. Die Kasse kannst du dir in diesen Fällen aussuchen.
In der Zeit ohne Krankenversicherungsschutz entstehen Beitragsschulden. Das kann teuer werden. Deshalb ist eine lückenlose Versicherung unbedingt zu empfehlen. Je nachdem, wie lange du unversichert warst, musst du erhebliche Summen nachzahlen. Die GKV kann vier Jahre lang die rückständigen Beiträge (§ 25 SGB IV) einfordern, vollstrecken und Säumniszuschläge erheben. Beispiel: Bei Ansprüchen, die 2020 fällig waren, beginnt die Verjährungsfrist am 1. Januar 2021 und endet am 31. Dezember 2024. Bezahlen Versicherte ihren fälligen Beitrag nicht, ist ein Säumniszuschlag fällig (§ 24 SGB IV). Der Säumniszuschlag beträgt 1 % pro Monat. Auf deinen Antrag hin ist er zu reduzieren.
Wenn alle Stricke reißen, gibt es nur den Gang zum Sozialamt
Niemand kontrolliert, ob du wirklich in einer Krankenversicherung bist. Oft fällt das erst auf, wenn du teure medizinische Hilfe brauchst. Dann stellt sich schnell die Frage: Wer zahlt die kostspielige Operation und den Krankenhausaufenthalt?
Normalerweise du selbst oder deine Familie. Hast du Geld auf der hohen Kante, Wertpapiere oder eine Immobilie sind diese Werte flüssig zu machen und dafür zu verwenden. Reicht das alles nicht, bleibt dir nur der Weg zum Sozialamt. In diesem Fall kann es Hilfen zur Gesundheit geben.
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