Etwa 13 Prozent aller Frauen und Männer sind von Inkontinenz betroffen.
Etwa 13 Prozent aller Frauen und Männer sind von Inkontinenz betroffen. Die Ursachen sind dabei oft völlig unterschiedlich.
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Inkontinenz ist häufig ein Tabu-Thema. Dabei sind etwa 13 von 100 Erwachsenen betroffen. Welche Ursachen kann Inkontinenz haben und wo bekommst du Hilfe?
Über das Thema der Inkontinenz reden Betroffenen häufig ungern. Grund dafür kann Scham sein. Dennoch ist Harninkontinenz keine Seltenheit und sollte aus diesem Grund auch kein Tabu-Thema sein. Wir verraten dir Wissenswertes rund um die Inkontinenz.
Inkontinenz: Diese Formen gibt es
Der Stiftung Gesundheitswissen zufolge sind in Deutschlandrund 13 von 100 Erwachsenen von einer Inkontinenz betroffen; Frauen insgesamt häufiger als Männer. Rund 15 von 100 Frauen gaben an, eine Inkontinenz zu haben, während es bei Männern nur 10 von 100 waren. Wie akkurat die Werte sind, ist unklar, da die Häufigkeit anhand einer Umfrage ermittelt wurden. Betroffenen ist die Inkontinenz teilweise unangenehm und sie geben nicht an, inkontinent zu sein. Inkontinenz sollte jedoch kein Tabu-Thema sein und nichts, wofür du dich schämen musst.
Von einer Harninkontinenz spricht man dann, wenn deine Harnblase den Urin nicht oder unzuverlässig hält. Aufgrund dessen kann es dazu kommen, dass du unkontrolliert Urin verlierst. Je nach Ausprägung können es kleine Urinmengen sein oder die vollständige Urinmenge, die sich in der Harnblase befindet. Ist die Inkontinenz stark ausgeprägt, kann sie das familiäre, berufliche und Freizeit-Leben beeinträchtigen.
Unterschieden wird zwischen verschiedenen Formen der Inkontinenz. Die Formen unterscheiden sich im Hinblick auf ihre möglichen Ursachen und Beschwerden:
Dranginkontinenz: Bei dieser Form verspürst du einen sehr starken Harndrang, auch, wenn deine Blase noch nicht voll ist. Der Harndrang taucht in der Regel sehr plötzlich auf. Es kann passieren, dass du als Betroffene*r bei dieser Form immer wieder kleinere Mengen Urin verlierst oder deine Blase sich vollständig entleert.
Belastungsinkontinenz: Die Belastungsinkontinenz wird auch Stressinkontinenz genannt. Diese Form tritt überwiegend bei einem geschwächten Beckenboden, beispielsweise bei Frauen nach einer Geburt, auf. Die Harnblase kann nicht mehr vollständig geschlossen werden, weshalb beim Lachen, Springen oder Husten ein ungewollter Urinverlust vorkommen kann. Nicht psychischer Stress, sondern eine körperliche Belastung, löst den Harnverlust aus.
Überlaufinkontinenz: Kann dein Urin nicht richtig aus der Blase ablaufen, spricht man von einer Überlaufinkontinenz. Es staut sich immer mehr Urin an, welcher nicht ablaufen kann. Infolgedessen wird der Druck immer größer, bis der Urin überläuft. In der Regel verlierst du nur kleinere Mengen an Urin, verspürst dabei aber keinen Harndrang.
Reflexinkontinenz: Normalerweise sendet deine Blase Signale an das Gehirn, wenn sie voll ist. Umgekehrt sendet das Gehirn wieder Signale zurück, wodurch die Entleerung kontrolliert wird. Bei der Reflexinkontinenz ist diese Kommunikation gestört, wodurch sich die Blase plötzlich leeren kann.
Mischinkontinenz: Bei der Mischinkontinenz liegen mehrere Ursachen gleichzeitig vor. Es ist eine Kombination aus der zuvor erklärten Belastungs- und Dranginkontinenz.
Extraurethrale Inkontinenz: Diese Form liegt vor, wenn der Urinverlust nicht über die Harnröhre erfolgt, sondern durch Fisteln im Harntrakt. Ursache für eine extraurethrale Inkontinenz können Verletzungen, Operationen oder angeborene Fehlbildungen sein.
Wer ist betroffen?
Es gibt nicht nur verschiedene Formen der Inkontinenz, sondern auch unterschiedliche zeitliche Verläufe. So kann es einerseits sein, dass du eine dauerhafte Inkontinenz hast. Andererseits kann deine Inkontinenz nur vorübergehend auftreten. Zeitlich begrenzte Inkontinenz kommt meist im Alter vor oder während einer Schwangerschaft. Eine mögliche Ursache können Arzneimittel-Nebenwirkungen sein. Je nachdem, wie viel Harn austritt, unterscheiden Ärzt*innen zwischen einer leichten, mittleren, schweren und sehr schweren Inkontinenz.
Aufgrund des unterschiedlichen Beckenaufbaus sind Frauen häufiger von Inkontinenz betroffen als Männer. Ein Blick auf den Beckenboden der Frau zeigt: Er ist dehnbarer, hat mehr Durchgänge und kann durch bestimmte Umstände geschwächt werden. Dazu gehören beispielsweise Geburten und Schwangerschaften. Um die Beckenbodenmuskulatur zu stärken, sollten Frauen während der Schwangerschaft vorbeugend spezielle Übungen in ihren Alltag einbauen. Die Belastungsinkontinenz ist bei Frauen mit 50 % die am häufigsten vorkommende Inkontinenzform. Männer hingegen sind häufiger von einer Dranginkontinenz betroffen.
Die Ursachen für eine Harninkontinenz sind vielfältig. Über deine individuelle Ursache kann ein Arzt oder eine Ärztin aufklären. Risikofaktoren sind:
Operationen am Unterleib
Schwangerschaften
angeborene Fehlbildungen
Nervenschädigungen
Herzschwäche
Diabetes mellitus
Parkinson
Schlaganfall
Multiple Sklerose
Demenz
Inkontinenz-Behandlung und mögliche Folgen
Bemerkst du bei dir eine Inkontinenz, solltest du sie ärztlich abklären lassen. Mittlerweile gibt es verschiedene Ansätze, mit denen sie sich therapieren lässt. Teilweise kann eine vollständige Heilung erreicht werden. Anlaufstellen für eine Beratung und Behandlung sind spezielle Kontinenz- und Beckenbodenzentren. Eine Hilfe bei der Suche bietet dir die Webseite der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Befindet sich kein Zentrum in deiner Nähe, kannst du alternativ eine Hausarzt-Praxis, eine Urologie-Praxis, eine Gynäkologie-Praxis oder eine Neurologie-Praxis aufsuchen.
Eine Behandlung wird immer individuell auf dich zugeschnitten. Immerhin hängt sie von zahlreichen Faktoren wie dem Leidensdruck, dem Alter, dem Trinkverhalten und möglichen Erkrankungen zusammen. Teil einer Harninkontinenz-Therapie können eine Verhaltenstherapie, eine Physiotherapie, Medikamente oder eine Operation sein. Darüber hinaus gibt es aufsaugende Hilfsmittel, die dir im Alltag helfen. Dazu zählen Inkontinenzeinlagen, Inkontinenzhosen, Inkontinenzslips und Bettschutzeinlagen.
Eine Harninkontinenz kann mit Scham und Unsicherheit einhergehen. Der unkontrollierte Urinverlust wirkt sich häufig auf alle Lebensbereiche der betroffenen Personen aus. Mögliche Folgen können unter anderem Depressionen, Minderwertigkeitsgefühle, soziale Ausgrenzung oder Vereinsamung sein. Inkontinenz ist aber keine Seltenheit. Du solltest in Anbetracht der möglichen Folgen nicht zögern, Hilfsmittel in Anspruch zu nehmen und ärztlichen Rat einzuholen. So kannst du verhindern, dass deine Lebensqualität durch die Inkontinenz beeinflusst wird.
Fazit
Inkontinenz kommt häufiger vor, als du vielleicht vermuten würdest. Betroffenen ist der ungewollte Urinverlust oft unangenehm, jedoch sollte Inkontinenz kein Tabu-Thema sein. Es ist wichtig, dass du dir als Betroffene*r ärztliche Hilfe suchst. So kann eine auf dich angepasste Behandlung erfolgen.
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