Hochfunktionale Alkoholiker: So erkennst du die versteckte Sucht
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Freitag, 31. Mai 2024
Hier erfährst du mehr über das Phänomen der hochfunktionalen Alkoholiker und wie du die Anzeichen erkennen kannst.
- Wie viele Menschen trinken Alkohol?
- Was ist ein hochfunktionaler Alkoholiker?
- Welche Symptome zeigen sich?
- Wo gibt es Hilfsangebote?
Das klischeehafte Bild eines Alkoholikers ist gesellschaftlich häufig durch Einsamkeit, Kontrollverlust und einer fehlenden Leistungsfähigkeit geprägt. Allerdings gibt es auch sogenannte hochfunktionale Alkoholiker und Alkoholikerinnen. Doch was genau steckt dahinter? Anhand welcher Symptome kann eine Alkoholabhängigkeit erkannt werden?
Symptome und Warnzeichen bei hochfunktionalen Alkoholikern
In Deutschland konsumieren rund 7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung Alkohol in einer gesundheitlich riskanten Form. Dies meint, dass Frauen durchschnittlich mehr als 12 g Alkohol am Tag konsumieren und Männer mehr als 24 g. Zur Einordnung: 200 Milliliter Bier oder 100 Milliliter Wein enthalten bereits je etwa zehn Gramm reinen Alkohol. 2018 hatten laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtanfragen e. V. (DHS) insgesamt 3 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren eine alkoholbezogene Störung. Dabei lag bei 1,4 Millionen Menschen ein Alkoholmissbrauch vor, bei 1,6 Millionen Menschen eine Alkoholabhängigkeit.
Wer schon einmal zu viel getrunken hat, weiß, dass der verkaterte Zustand am nächsten Tag alles andere als angenehm ist. Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Übelkeit sind nur einige der typischen Symptome. Während es für einige Menschen kein Problem ist, gar keinen oder zumindest für eine längere Zeit keinen Alkohol mehr zu trinken, ist dies für andere unmöglich. Denn: Alkohol hat ein starkes Suchtpotenzial. Stellst du dir einen alkoholabhängigen Mensch vor, denkst du wohl eher weniger an einen vollständig funktionstüchtigen Menschen. Doch Alkoholiker ist nicht gleich Alkoholiker. Jede Suchterkrankung verläuft anders; und während einige Menschen schon nach wenigen Monaten körperlich am Limit sind, können andere Menschen als hochfunktionale Alkoholiker jahrelang mit einer unentdeckten Sucht leben. Ähnlich verhält es sich auch bei einer hochfunktionalen Depression: Betroffene scheinen ihren Alltag reibungslos zu meistern - verschiedene Symptome zeigen jedoch ein anderes Bild.
Hochfunktionale Alkoholiker fallen in der Regel eine lange Zeit nicht auf, da sie beispielsweise weiterhin abliefern und immer pünktlich beim Job sind. So kann auch hinter einem privat und beruflich nach außen hin ideal funktionierenden Manager, Athlet oder Vater ein Alkoholiker stecken. Oft sind es Menschen, die in ihrem Job Top-Leistungen erbringen. Um dann abends abschalten zu können, sich zu belohnen oder sich zu beruhigen, liegt der Griff zu einem "Feierabendbier" oder Ähnlichem oft nahe.
Hilfsangebote für alkoholabhängige Personen
Da hochfunktionale Alkoholiker ständig trinken, erleben sie nur sehr selten einen Kater. Die Krankheit verläuft insgesamt eher unauffällig und langsam, in der Regel über mehrere Jahre hinweg. Ist kein Alkohol verfügbar, können sie launisch oder reizbar werden. Auch frühe Entzugssymptome wie Schwitzen, Unruhe, Zittern, Kopfschmerzen oder ein schneller Herzschlag können eintreten. In der Regel leugnen hochfunktionale Alkoholiker ihre Sucht zutiefst. Deshalb weigern sie sich normalerweise, mit jemandem über ihr Problem zu sprechen. So trinken sie auch am liebsten alleine und weniger gerne bei geselligen Anlässen.
Bestseller: 'Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens: Erkenntnisse, die ich gern früher gehabt hätte' - hier direkt ansehenMöchtest du einen Überblick über deinen Alkoholkonsum bekommen, kann dir der Selbsttest bei kenn-dein-Limit eine erste Orientierung geben. Daneben könnte dir die App "Trinktagebuch" der DHS bei einer Einordnung deines Konsums helfen. Erkennst du, dass du aufgrund eines problematischen Alkoholkonsums professionelle Hilfe brauchst, solltest du diese unbedingt in Anspruch nehmen. Immerhin handelt es sich bei einer Sucht um eine Erkrankung und um keine Charakterschwäche. Bemerkst du als Angehöriger, dass eine nahestehende Person ihr Alkoholproblem leugnet und sich weigert, Hilfe in Anspruch zu nehmen, könntest du eine sogenannte Intervention planen. Hier geht es darum, den Betroffenen bei einem geplanten Treffen mit Freunden und Familie mit seinem Alkoholkonsum zu konfrontieren. Hilfsangebote können Betroffene unter anderem hier finden: