Um der Frage nach der Schädlichkeit auf den Grund zu gehen, knackte der Wissenschaftler Donald Unger 50 Jahre lang jeden Tag mindestens zwei Mal mit den Fingern seiner linken Hand. Die rechte Hand blieb die ganzen Jahre (bis auf ein paar unbewusste Male) verschont. Zusammengerechnet überdehnte Unger, der selbst Allergologe ist, mindestens 18.520-Mal die Knöchel seiner linken Hand. Doch es tat sich absolut nichts. Bis heute keine negativen Folgen. Die Hand ist genauso unversehrt wie die rechte. In einem wissenschaftlichen Artikel dokumentierte er seine Ergebnisse und kam zu dem Schluss, dass das Knacken nicht schädlich ist.
Woher stammt das Geräusch beim Fingerknacken?
Manche entspannt es, andere zucken schon beim Geräusch mit Grausen zusammen: Beim Fingerknacken scheiden sich die Geister. Auch die Wissenschaft ist bei dem Thema zwiegespalten: Schon lange gibt es verschiedene Theorien darüber, woher das ploppende Geräusch beim Fingerknacken kommt. Einige Wissenschaftler vermuteten, dass der Knacklaut durch eine zerplatzende Blase im Gelenkspalt entsteht. Andere Forscher stellten die Hypothese auf, dass das Geräusch durch das Zurückschnellen von Bändern zustande kommt.
Mit einer mathematischen Analyse untermauern Forscher nun die Theorie, dass kleine Gasbläschen in der sogenannten Synovia-Flüssigkeit im Spalt zwischen den Gelenkknochen das Geräusch verursachen.
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Das Gas ist normalerweise in der zähen Gelenkschmiere gelöst, wie Chandran Suja von der Stanford Universität (Kalifornien) und Abdul Barakat von der École Polytechnique in Palaiseau (Frankreich) im Fachjournal "Scientific Reports" erläutern. Beim Auseinanderziehen entsteht demnach zunächst ein Unterdruck und es perlen Gasbläschen aus - ähnlich wie beim Öffnen einer Flasche Sprudel.
Springen die Gelenkflächen dann auseinander, steigt der Druck plötzlich, wie Chandran Suja erklärt. In der Folge verkleinerten sich die Gasbläschen rasant, was wiederum zu Druckschwankungen führe. "Das ist das Geräusch, das wir hören." Zusammen mit Barakat berechnete Suja die möglichen Druckschwankungen mithilfe eines mathematischen Modells.
Wie laut kann das Fingerknacken werden?
Bis zu 83 Dezibel könne das Knacken laut sein, erklären die Forscher. Danach verkleinerten sich die Blasen langsam weiter, das Gas werde wieder in der Synovia-Flüssigkeit gelöst - "ohne ein Geräusch zu machen", wie Suja sagt. Dieser Vorgang könne rund 15 bis 20 Minuten dauern.
Warum knacken wir mit den Fingern?
Absichtliches Fingerknacken ist nur eine Gewohnheit - einen physischen Grund dafür gibt es nicht. "Ein Gelenk drängt niemals danach, geknackt zu werden", erklärte Matthias Schulz, Leiter der Handchirurgie im Helios Klinikum Berlin, der dpa. In den Fingern gebe es grundsätzlich keine Spannungen, die durch Knacken gelöst werden müssen. Wenn es jemand dennoch als entspannend empfinde, handle es sich um eine reine Kopfsache. Die häufigste Ursache für das Knacken in den Fingern sind Gasbläschen, die sich aus der Gelenkschmiere lösen.
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Diese Schmiere liegt zwischen zwei Gelenken: Sie lässt die beiden Knorpelflächen geschmeidig aufeinander gleiten. Bei einer plötzlichen und extremen Bewegung werden die Gelenke auseinandergezogen - und damit auch die Schmierschicht. Das Geräusch beim Fingerknacken zum Beispiel durch Dehnübungen verhindern zu wollen, funktioniere übrigens nicht. "Das Knacken passiert unabhängig davon, ob jemand dehnbare Gelenke hat oder nicht", sagt Schulz.