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Stinkender Spargel-Urin - kann eine Frucht da wirklich helfen?


Autor: Bianca Bonacci

Deutschland, Montag, 29. April 2024

Die Spargelzeit beginnt und damit der unangenehme Geruch des Urins nach dem Spargelgenuss. Doch warum tritt der Spargel-Urin nicht bei jedem auf und kann eine bestimmte Frucht den Geruch wirklich verhindern?
Spargel kann streng riechenden Urin verursachen.


Vorsicht: Die Studie, auf die wir uns beziehen, hat sich nach mehr als vier Jahren als "Aprilscherz" herausgestellt. Mehr Infos dazu findest du in diesem Artikel.

  • Wie entsteht der Spargel-Urin, und warum trifft es nicht alle?
  • Eine bestimmte Frucht kann den Geruch des Spargel-Urins verhindern
  • Spargel ist gesund, aber nicht für jeden

Die Spargel-Saison ist nur kurz und die Lust auf das weiße Stangengemüse ist groß. Wenn da nur der strenge Geruch des Urins nach dem Verzehr der Spargelstangen nicht wäre! Warum der Spargel-Urin bei manchen Menschen stärker riecht als bei anderen, haben Forschende in einer Studie untersucht. Außerdem entdeckten Wissenschaftlerinnen zufällig eine Frucht, die den Geruch abmildern kann. 

Wie entsteht der Spargel-Urin?

Viele können die Spargelzeit kaum erwarten. Denn das Gemüse ist vielseitig verwendbar, dazu nahezu kalorienfrei und viele lieben das typische Aroma. Der hohe Wassergehalt des Spargels wirkt allerdings harntreibend und dann wird es unangenehm. Denn auf der Toilette kann sich ein streng riechender Uringeruch verbreiten.

Bevor Forschende den eigentlichen Grund kannten, nahmen sie an, dass jeder Mensch nach dem Spargelverzehr streng riechenden Urin ausscheidet. Die Ursache dafür, dass manche Menschen den Geruch nicht wahrnahmen, sahen sie darin, dass manche Menschen aufgrund einer Mutation des Geruchsrezeptor-Gens diesen nicht riechen könnten. Heute weiß man, dass der Geruch noch aus einem anderen Grund nicht bei jedem auftritt. Der Grund liegt in einem Enzym, das die in Spargel befindliche Asparagusinsäure abbaut. Da die Enzymausstattung vererbt wird, verfügt nicht jeder Mensch darüber. Etwa 40 % der Menschen fehlt dieses Enzym, bei allen anderen riecht der Urin auch nach dem Essen von Spargel normal. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass es keinen Krankheitswert hat, wenn der eigene Urin verändert riecht.

Hinweis: Häufig kommt es zu Verwechslungen zwischen Asparagusinsäure und Asparaginsäure. Bei Asparaginsäure handelt es sich um eine schwefelfreie Aminosäure, also einen Eiweißbaustein, der bei Menschen, Tieren und Pflanzen vorkommt. Asparagusinsäure ist schwefelhaltig und für den Spargel charakteristisch. Beim Abbau der Säure kommt es zum charakteristischen Geruch. 

Eine bestimmte Frucht kann den Geruch des Spargel-Urins verhindern

Eine Zufallsentdeckung brachte Forschende auf die Idee, die Wirkung von Erdbeeren auf streng riechenden Spargel-Urin zu untersuchen. Eigentlich waren sie der Ursache auf der Spur, warum der Urin unterschiedlich streng bei verschiedenen Menschen riecht. Als ein Proband berichtete, dass sein Urin einen leichten Erdbeergeruch verströmte, wurden die Wissenschaftler*innen aufmerksam.

Es stellt sich heraus, dass dieser Proband zusätzlich zum Spargel etwa 500 Gramm Erdbeeren verspeist hatte. Daraufhin nahmen sie die Inhaltsstoffe der Erdbeere näher unter die Lupe und entdeckten sekundäre Pflanzenstoffe (Anthocyane), also wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe. Diese reagieren offenbar mit Proteinbestandteilen des Spargels und können dadurch die Bildung schwefelhaltiger Stoffe hemmen. Dazu zählt auch die Asparagusinsäure, wodurch auch der Spargel nicht mehr so charakteristisch roch, sondern einen leichten Erdbeergeruch annahm.

Bisher blieb der Zusammenhang zwischen Erdbeeren und Spargel unentdeckt, weil das Erdbeeraroma sich aus bis zu 360 verschiedenen flüchtigen Stoffen zusammensetzt. Fachleute gingen davon aus, dass der verantwortliche Pflanzenstoff nur für die Farbgebung von Erdbeeren verantwortlich ist. Ein Forschungsleiter gab jedoch zu bedenken, dass noch erheblicher Forschungsbedarf besteht, um zu verstehen, wie die Komplexbildung genau funktioniert. Dazu arbeitet das Forschungsinstitut bereits mit einer deutschen Universität zusammen, um eventuell in ein paar Jahren eine neue Züchtung auf den Markt zu bringen, die keinen überreichenden Spargel-Urin mehr produziert. 

Entdecke hier unsere Fränkischen Spargelgerichte 

Spargel ist gesund, aber nicht für jeden

Auch wenn es bei manchen übel riecht, bleibt Spargel ein gesundes Gemüse, denn er liefert reichlich Vitamin C und E und kann dazu auch die Versorgung mit Kalium und Folsäure unterstützen. Daneben sind unterschiedliche sekundäre Pflanzenstoffe und schwefelhaltige Substanzen enthalten, denen eine gesundheitsförderliche Wirkung zugeschrieben wird. Und natürlich ist Spargel sehr kalorienarm und wasserreich und damit leicht verdaulich.

Dennoch sollten manche Menschen Spargel mit Vorsicht genießen:

  • Gichtpatienten wird geraten, keine größeren Spargelmengen zu verzehren, da hier sogenannte Purine enthalten sind. Diese werden im Körper zu Harnsäure abgebaut, die ab einer gewissen Konzentration zu Beschwerden führen können. Verzichten müssen Menschen, die an Gicht leiden, aber nicht auf das Saisongemüse. Kleinere Beilagenmengen (200 Gramm) können meist problemlos verzehrt werden.
  • Bei Nierenpatienten könnten der hohe Kaliumgehalt sowie die harntreibende Wirkung eventuell zu Problemen führen und daher sollte Spargel nur in Maßen genossen werden. Hier sollten Patienten mit einer Fachpraxis Rücksprache halten. 
  • Außerdem kann der Spargelgeschmack auf die Muttermilch übergehen, was bei Säuglingen auf Ablehnung stoßen kann. Letztendlich müssen Mütter aber ausprobieren, ob ihr Baby auf bestimmte Lebensmittel reagiert oder nicht. Es gibt keine Empfehlung, auf Spargel gänzlich zu verzichten.