Das Kaspar-Hauser-Syndrom beschreibt eine Form der schweren körperlichen und psychischen Vernachlässigung von Kindern. Die Betroffenen leiden massiv. Was genau es mit der Erkrankung auf sich hat, erfährst du hier.
- Alles über das Kaspar-Hauser-Syndrom
- Symptome bei Hospitalismus
- Folgen und Hilfe finden
Jedes Kind benötigt Liebe und Zuneigung, um sich ideal entwickeln zu können. Erfährt es jedoch einen Mangel an diesen essenziellen Dingen, kann dies gravierende körperliche und seelische Schäden mit sich führen; oft auch für ein Leben lang.
Gefangen im Kellerverlies: Die Geschichte von Kaspar Hauser
Das gleichnamige Syndrom beruht auf der Geschichte des jungen Kaspar Hauser. 1882 wurde er, mit 16 Jahren, in Nürnberg entdeckt. Sein Auftauchen war unerklärlich und stellte somit ein Mysterium dar: Kaspar Hauser konnte kaum sprechen, nur schwer laufen und wirkte verwildert. Zunächst wurde er für betrunken gehalten, da man sich seinen Zustand nicht anders erklären konnte.
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Seine erste Zeit verbrachte der Jugendliche in einer Arrestzelle, wo die Finder*innen ihn hinbrachten. Dass er nicht betrunken war, ließ sich schnell feststellen: Sein Zustand veränderte sich auch nach einiger Zeit nicht. Der Junge trug zwei Briefe mit sich, die keinen Absender hatten. Weshalb er aber in Nürnberg ausgesetzt wurde, war und bleibt ein Rätsel.
Sein Körper war deformiert, sein sprachliches Vermögen begrenzte sich auf einzelne Wörter und sein geistiger Zustand war bemitleidenswert. Grund für seinen Zustand waren vermutlich ein starker Reizentzug und Misshandlungen, sodass seine körperliche und geistige Entwicklung nur mangelhaft erfolgte. Eine ärztliche Untersuchung ergab, dass seine Beinmuskulatur kaum gebraucht und trainiert wurde. Zudem war eine extreme Ängstlichkeit erkennbar, die Rückschlüsse auf ein Leben in Gefangenschaft zuließen. Einzelne Worte, die er von sich gab, ließen auch vermuten, dass er ohne jeglichen Sozialkontakt in einem lichtlosen Kellerverlies gefangen gehalten worden war. In den Jahren der Gefangenschaft hat er vermutlich nur Brot und Wasser bekommen; dies lässt sich daraus schließen, dass er keine andere feste Nahrung außer Brot vertrug. Ein Mordanschlag beendete sein Leben mit nur 21 Jahren.
Das Kaspar-Hauser-Syndrom
Bei dem Kaspar-Hauser-Syndrom handelt es sich um eine schwerwiegende Form des Hospitalismus, auch Deprivationssyndrom genannt. In dem Begriff sind alle negativen, sowohl körperlichen als auch geistigen Folgen inbegriffen, die infolge einer sozialen Isolation und/oder entzogener Liebe in Kombination mit Misshandlungen, mangelnder Pflege oder Vernachlässigung bei Kindern entstanden sind. Der schwere Entwicklungsrückstand der Kinder führt meist zu einer mangelhaften Persönlichkeitsentwicklung.
Kinder benötigen ein besonderes Maß an Zuwendung, Vertrauen, Liebe und Unterstützung, um sich optimal entwickeln zu können. Fehlt es ihnen an Reizen durch Berührungen und durch Aufmerksamkeit, die ihnen zuteilwird, kann es zu einer Verwahrlosung des Kindes kommen: Sie leiden unter einem Mangel an Notwendigem. Kinder reagieren auf sonst "normale" Situationen, wie beispielsweise beim Zeigen eines Teddybärs, oft ängstlich oder unsicher. Grund dafür ist die nie empfundene emotionale Bindung zu einer Bezugsperson.