Gründlich Hände waschen - das sollte nicht erst seit dem Aufkommen des Coronavirus gelten. Viele greifen jetzt aber lieber oder zusätzlich zu Desinfektionsmittel - vorausgesetzt sie haben welches. Denn seit Wochen herrscht in den Regalen, wo eigentlich Desinfektionsmittel stehen sollte, gähnende Leere. Ökotest verrät praktische Alternativen.
Am 4. März hatten Apotheken die Erlaubnis erhalten, auch selbst Desinfektionsmittel herzustellen. Mittlerweile sind aber auch sie von Engpässen bei den benötigten Zutaten betroffen. Im Netz sind leider viele Betrüger unterwegs und nutzen die Not von anderen aus. Sie verkaufen angebliches Desinfektionsmittel zu Wucher-Preisen oder bieten unwirksame und gefälschte Produkte an. Doch das klassische Desinfektionsmittel ist nicht die einzige Möglichkeit, um sich vor Viren zu schützen - die Verbraucherzeitschrift Ökotest berichtet von drei Alternativen:
1. Hände waschen
Laut dem Robert Koch-Institut reicht Händewaschen daheim völlig aus. Desinfizieren ist erst sinnvoll, wenn man mit anderen Personen zusammen wohnt, die ein geschwächtes Immunsystem haben oder aus anderen Gründen anfällig für Infektionen sind. Beim Händewaschen werden Viren nicht nur abgetötet, sondern auch von der Haut abgelöst und weggespült. Wichtig ist, mindestens 20 Sekunden lang die Hände zu waschen und die Handtücher regelmäßig auszuwechseln. In öffentlichen Toiletten empfiehlt es sich, Lufthandtrockner nicht zu verwenden. Sie stehen im Verdacht, Keime und Bakterien in die Luft abzugeben.
2. Starke Spirituosen
Desinfektionsmittel, die gegen Viren wirken sollen, müssen mindesten 62 Prozent Ethanol und genauso viel Propanol enthalten. Beide schädigen die Proteinhülle und das Erbgut eines Virus. Dadurch wird er unschädlich gemacht. Starke Spirituosen, die mindestens 62 Prozent Alkoholgehalt aufweisen, machen Viren ebenfalls unschädlich. Dazu gehören zum Beispiel Strohrum und Absinth.
3. Melissengeist
Das Arzneimittel besitzt weit über 60 Prozent Alkohol. Der genaue Alkoholgehalt variiert je nach Hersteller. Auch Kölnisch Wasser besteht zu 70 bis 85 Prozent aus Alkohol - eignet sich aber durch den hohen Preis nicht unbedingt zur Händedesinfektion.
Keine empfohlene Alternative: Desinfektionsmittel selbst herstellen
Im Internet kursieren derzeit Rezepte der World Health Organization für die Herstellung von Desinfektionsmittel. Benötigte Stoffe sind unter anderem Ethanol/Propanol, Wasserstoffperoxid, Glycerol und Wasser. Aufgrund von Lieferengpässen ist es momentan sowieso schwer, an diese Stoffe heranzukommen. Die Apothekerkammer Berlin rät grundsätzlich davon ab, Desinfektionsmittel selber herzustellen. Zum einen brauchen Apotheken diese Ressourcen dringender, um Desinfektionsmittel für Krankenhäuser und Pflegeheime zu Verfügung zu stellen.
Zum anderen warnt die Präsidentin der Apothekerkammer Kerstin Kemmritz: "Für die Herstellung werden feuergefährliche Chemikalien benötigt, deren Verwendung aus guten Gründen reguliert ist. Hantieren Sie nicht selber mit solchen Chemikalien und bringen Sie damit nicht sich und andere in Gefahr." Auch sie betont noch einmal, dass Händewaschen absolut ausreichend sei. Melissengeist oder Spirituosen können alternativ unterwegs benutzt werden.
Wo das Benutzen von Desinfektionsmittel unumgänglich ist, ist im medizinischen Bereich. Damit die natürliche Schutzbarriere der Haut erhalten bleibt, ist es hier aber ebenfalls wichtig, die Hände regelmäßig einzucremen. Welche Handcremes zu empfehlen sind, haben wir in einem separaten Artikel für Sie zusammengefasst.