Im Arzneischrank finden sich immer wieder abgelaufene Medikamente. Zum Wegwerfen sind sie zu schade, doch darfst du alte Tabletten auch nach ihrem Verfallsdatum noch einnehmen?
Arzneimittel sind teuer. Da stellt sich die Frage, ob nicht auch die alte Packung Ibuprofen ausreicht oder ob dies zu gesundheitlichen Problemen führen kann? Aufgrund der Knappheit einiger Medikamente ist es bereits öfter vorgekommen, dass das Haltbarkeitsdatum bestimmter Arzneien verlängert wurde. Worauf du achten solltest, geben Studien und Erfahrungen vor.
Gesetzlich festgelegte Haltbarkeit
Die Frage, wie lange Medikamente haltbar sind, wird von Wissenschaftlerinnen und Ärzten untersucht, insbesondere aufgrund der immer wieder aufkommenden Lieferengpässe. Die Haltbarkeit und auch Lagerung von Medikamenten ist demnach wissenschaftlich geprüft und anhand der Ergebnisse festgelegt. Fortlaufend halten sich auch die Apotheken an diese Regeln bei der Beratung ihrer Kunden. So ist auch die pharmazeutische Person in der Apotheke dazu verpflichtet, dich über die Lagerung und Haltbarkeit deines Medikaments ordnungsgemäß aufzuklären.
In der Regel ist für Medikamente eine Haltbarkeitsdauer von ein bis drei Jahre festgelegt. Laut Gesetz sind sogar fünf möglich. Der Hersteller bestimmt den Zeitraum basierend auf Daten der Stabilitätstestungen nach den "International Conference on Harmonisation Guidelines" (ICH-Richtlinien). Nach Ablauf der festgelegten Zeit haftet der Hersteller nicht mehr.
Um die Haltbarkeitsdauer eines (bestehenden) Medikaments zu verlängern, sind Untersuchungen nötig, die eine lange Zeit und Ressourcen (Mitarbeiter, Material) in Anspruch nehmen. Daher werden zumeist eher die konservativeren, kürzeren Laufzeiten für die Haltbarkeit festgelegt. Ein späteres Datum könnte jedoch helfen, den Medikamentenbedarf bei Apotheken und Kunden durch längere Haltbarkeit, zu verringern.
Studie zur Haltbarkeit: "Überraschend stabil"
Am Würzburger Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie untersuchte Seniorprofessorin Ulrike Holzgrabe, Ampullen und Reinsubstanzen, die aus Medikamentensammlungen stammen und mindestens 20 Jahre, teilweise über 40 Jahre alt, waren. "Überraschend stabil" ist das Ergebnis.
"Die Ergebnisse sowie Literaturdaten zeigen, dass eine Vielzahl, wenn nicht sogar die Mehrzahl der Arzneistoffe und Arzneimittel weitaus länger stabil ist, als die gesetzliche Laufzeit vorsieht", so das Ergebnis der Analyse, welche in der Deutschen Apotheker Zeitung im Jahr 2019 erschien. Zahlreiche Substanzen entsprachen auch nach Jahren noch den Qualitätsstandards. Dies bedeutet, dass sie auch nach vielen Jahren keinen Wirkstoffabbau oder Verunreinigung aufzeigten.