Die Einführung einer Beutelgebühr sorgt in Supermärkten und Discountern für Diskussionen. Kunden und Händler stehen vor Herausforderungen und Chancen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Kosten.
- Warum wird überhaupt eine Beutelgebühr eingeführt?
- Welche Faktoren sorgen bei den Kunden für Frust?
- Gibt es Alternativen zu den beliebten Wegwerfprodukten?
Früher waren die sogenannten Hemdchenbeutel in der Obst- und Gemüseabteilung umsonst. Mittlerweile müssen Kundinnen und Kunden in vielen Supermärkten und Discountern eine Extragebühr für die Tüten aus dünnem Kunststoff entrichten. Der Preis pro Knotenbeutel liegt zwar im unteren Centbereich, doch viele Kundinnen und Kunden sind über die Neuerung verärgert.
Warum entstehen diese Mehrkosten?
Die Knotenbeutel sind unverzichtbare Helfer, wenn du lose Ware in der Obst- und Gemüseabteilung einkaufen möchtest, vor allem bei kleinen Früchten wie Kirschen oder Cocktailtomaten. Zum Leidwesen vieler Konsumenten wird der Service in immer mehr Supermärkten kostenpflichtig. Zwischenzeitlich hat sich auch Netto in die Reihen jener Geschäfte begeben, die ihre Kunden zur Kasse bitten, wenn sie für ihre Lebensmittel einen Knotenbeutel verwenden.
Doch warum ändern immer mehr Geschäfte das bisherige Konzept? Die Discounter und Supermärkte möchten die Konsumenten zu einem Umdenken bewegen und Anreize schaffen. Aus nachhaltigen Gründen muss die Menge an Einwegverpackungen aus Kunststoff drastisch reduziert werden. Deshalb sollen die Menschen auf umweltfreundliche Alternativen umsteigen. Dazu zählen wiederverwendbare Netze oder Stoffbeutel.
Laut den Erhebungen des Statistischen Bundesamts wurden im Jahr 2019 durchschnittlich 3,65 Milliarden Kunststoffbeutel zum Abwiegen verbraucht. Das entspricht einer Jahresstückzahl von 44 Tüten pro Kopf. Laut Verbraucherzentrale sind die Beutel ein klassisches Wegwerfprodukt, das bereits nach einmaliger Nutzung entsorgt wird. Im Gegensatz dazu werden stabile Plastiktaschen aus dickerem Material in der Regel mehrmals verwendet.
Warum ist die Beutelgebühr ein Ärgernis?
Die Umsetzung stößt auf Kritik, weil die Kunden den Aufschlag meistens erst beim Bezahlen an der Kasse oder beim Kontrollieren des Bons bemerken. In vielen Märkten fehlt schlichtweg ein gut sichtbares Preisschild. Stattdessen wird lediglich neben der Halterung, in der die Beutel lagern, ein Hinweis befestigt. Diese Praxis sorgt bei vielen Verbrauchern für Verwirrung. Deshalb fordern Verbraucherschützer eine eindeutige Kennzeichnung, um Klarheit zu schaffen.
Der Berliner Kurier berichtet, dass aufgrund der unklaren Vorgehensweise viele Kunden hinter dem System eine dreiste "Abzocke" vermuten. Orientierst du dich am Verbrauch von 3,65 Milliarden Beuteln aus dem Jahr 2019, kann sich die Einführung für die Händler finanziell lohnen. Die hohe Stückzahl würde den Supermärkten Zusatzeinnahmen von etwa 36,5 Millionen Euro bescheren. Selbst in den sozialen Medien geht diese Neuerung viral. Immer mehr Nutzer posten ihren Kassenbeleg und sorgen damit für kontroverse Diskussionen. Einige Betroffene empfinden die Gebühr als unnötige Ausgabe, die die Haushaltskasse zusätzlich belastet.
Dagegen sehen manche Verbraucher in der Änderung eine längst überfällige Möglichkeit, den Umweltschutz voranzutreiben. Denn für die Herstellung von Plastik werden große Mengen an wichtigen Ressourcen benötigt. Zudem sind Kunststofferzeugnisse ein echtes Umweltproblem. Tüten und Folien verunstalten die Landschaft und Tiere können sich in den Verpackungen verfangen. Weggeworfener Kunststoff zersetzt sich nur sehr langsam und wird zu Mikroplastik. Mittlerweile richtet der Müll in den Meeren großen Schaden an. Neben der Verschmutzung leiden Fische und andere Meeresbewohner unter der Plastikflut. Fressen sie die kleinen Kunststoffteile, verstopfen ihre Verdauungsorgane, was häufig zum Tod der Tiere führt.