Gerne wird alkoholfreies Bier als gesunde Alternative zum klassischen Bier gesehen. Forscher warnen aber nun: Es birgt unterschätzte Risiken. Die Brau-Branche ist da jedoch anderer Meinung.
Anfang des Monats hat eine Studie von Wissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum und mehrerer US-Hochschulen für Aufsehen gesorgt. Demnach soll alkoholfreies Bier versteckte Gesundheitsrisiken bergen - unter anderem soll es das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Beschwerden massiv steigern. Unter anderem die Bild-Zeitung berichtete von der Untersuchung.
Gesunde junge Männer tranken für die Erhebung zwei Wochen lang entweder zwei Flaschen verschiedener alkoholfreier Biere (von Hellem über Weizen bis hin zu Mix-Getränken), oder stattdessen aber 660 Milliliter Wasser. Dabei wurde das Blut der Probanden durchgehend untersucht. Das Ergebnis: Wegen des vergleichsweise hohen Zuckergehalts soll alkoholfreies Bier eine ungünstige Wirkung auf den Stoffwechsel haben.
Studie stellt alkoholfreies Bier als Risiko dar - Brauer-Verband übt scharfe Kritik
"Die in Bier enthaltene Maltose (Malzzucker) wird beim Brauen des Bieres durch die Hefe in Alkohol vergoren. Beim alkoholfreien Bier wird der Brauprozess frühzeitig gestoppt, sodass darin mehr Maltose übrig ist als in durchgegorenem Bier", bewertet der Düsseldorfer Diabetes-Experte Stephan Martin für die Bild-Zeitung die Ergebnisse der Studie. Insgesamt würde alkoholfreies Bier den Glukosespiegel steigern, was die Ausschüttung von Insulin steigert und die Fettverbrennung bremst. Übrigens bringt das Bayreuther Brauhaus ab Juli erstmals ein alkoholfreies Bier auf den Markt.
Der Deutsche Brauer Bund (DBB) weist die Ergebnisse der Studie entschieden zurück - und argumentiert mit handwerklichen Ungenauigkeiten der Forscher. "Je nach Brauverfahren können alkoholfreie Biere unterschiedliche Nährwerte und Zuckeranteile (Maltose) haben und lassen sich auch deshalb nicht mit Wasser vergleichen", heißt es vom Branchenverband. Tatsächlich enthält Bier, bei dem der Alkohol nachträglich entzogen wurde, deutlich weniger Zucker.
Laut dem DBB "haben alle alkoholfreien Biere deutlich weniger Kalorien als alkoholhaltige Sorten oder etwa Apfelsaft, sie sind oftmals mineralisch und isotonisch und werden deshalb gerade von Sportlerinnen und Sportlern geschätzt". Das zeige unter anderem auch eine Betrachtung des Deutschen Instituts für Sporternährung e.V., in der die ernährungsphysiologischen Eigenschaften alkoholfreier Biere untersucht wurden. Für die Brauerei-Branche wäre ein Image-Schaden für das alkoholfreie Bier durchaus problematisch, denn dieses ist derzeit das einzige Wachstumssegment der Industrie.
Ungereimtheiten soll es dem DBB zufolge auch bei der Durchführung der Studie gegeben haben. "Eine Ernährungskontrolle der untersuchten jungen Männer (Frauen oder ältere Menschen wurden überhaupt nicht untersucht) hat nicht stattgefunden", so der DBB. Es sei nicht bekannt, wie viel Zucker die Probanden über andere Quellen zu sich genommen hätten. Auch sei nicht bekannt, welche Biere genau getestet wurden: "Statistisch lassen sich zwischen den untersuchten Gruppen zwar Unterschiede finden (Korrelation), ob diese aber auf den Genuss alkoholfreier Biere zurückzuführen sind (Kausalität), ist überhaupt nicht belegt".
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