Tipps und Tricks zum Baum- und Strauchschnitt

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Symbolfoto: Robert Fishman
Symbolfoto: Robert Fishman

Das schöne Herbstwetter verleitet geradezu zur Gartenarbeit. Doch wann ist es sinnvoll Bäume und Sträucher zu schneiden?

In diesem Jahr will der Herbst scheinbar nicht enden. Manche Gärten schauen oft fast noch so schön aus wie im Sommer. Ringelblumen, Männertreu, Fuchsien, Wandelröschen und Geranien blühen fleißig um die Wette. In vergangen Jahrzehnten war es eine große Seltenheit, dass es bis Allerheiligen noch nicht gefroren hatte. Das bedeutete dann das Ende der Sommerblumen. Das ruhige und relativ milde Spätherbstwetter soll auch noch einige Zeit anhalten. Die Folgen der Klimaerwärmung sind nicht mehr zu übersehen.

Das Wetter verleitet dazu, noch in den Gärten fleißig zu werkeln. Dabei wird oft des Guten zu viel getan und nicht auf praktische Erfahrungen sowie und die Gesetze der Natur geachtet. Besser wäre es, man würde jetzt manche Arbeit vor dem Winter noch einmal überdenken und lieber die Hände in den Schoß legen. So sieht man, wie noch an Sträuchern und Bäumen geschnitten wird.

Dies ist aber der total falsche Zeitpunkt. Die Wunden können am Holz nur in der Vegetationszeit von der Pflanze abgeschottet werden. Das geschieht so etwa bis zum 20 September. Jetzt, in der wachstumsfreien Zeit, sind die Wunden sehr lange schutzlos dem Frost ausgesetzt und werden damit anfälliger für Krankheiten. Ein Bestreichen der Wunde mit Baumwachs, so wie es oft empfohlen wird, ist dann keine Lösung. Denn es lässt das Holz feucht werden und beschleunigt die Fäulnis. Wenn Baumwachs allgemein verwendet wird, so sollte nur die äußere Schicht bestrichen werden.

Die folgenden Empfehlungen beziehen sich besonders auf das kontinentale Klima in Franken. Die meisten Gartenbücher stammen jedoch aus England. Hier werden Empfehlungen zum Schneiden gegeben die zum eher milden Inselklima passen. Hier ist also Vorsicht geboten!

Obstbaumschnitt

Der Pflanz- und Aufbauschnitt bei jungen Obstbäumen hat während der Forsythienblüte zu erfolgen. Je kleiner die Baumformen bei Apfel und Birne sind, desto später der Schnitt. Hohe Obstbäume können normal schon ab Mitte Februar bei frostfreien Wetter behandelt werden. Für die relativ robusten Zwetschgen und Sauerkirschen ist Anfang März eine günstige Zeit. Wenn überhaupt notwendig, soll man dagegen an den empfindlichen Süßkirschen nur im Sommer während der Ernte schneiden. Grundsätzlich ist bei allen stark wachsenden Bäumen der Sommerschnitt zu empfehlen. Dieser bremst das Wachstum. Alle Gehölze leiden im Sommer bei einem Schnitt aus dem schon genannten Grund am wenigsten. Pfirsiche werden am besten während der Blüte geschnitten und die ebenfalls frostempfindlichen Aprikosen Ende März.

Strauchschnitt

Gehölze, die im Frühjahr blühen, können das nur, weil sie schon im Vorjahr ihre Blütenknospen angelegt haben. So wird bei Ziersträuchern wie Forsythien bei einem zu frühen Schnitt das Blütenholz entfernt. Besser ist es hier, bis nach der Blüte zu warten. Dabei kommen die Triebe, die älter als drei bis vier Jahre sind von der Basis her weg. Einjährige Ruten aber bleiben stehen. Diese verzweigen sich in den nächsten Jahren zu Blütenholz. Abgeblühte zweijährige Triebe kann man zusätzlich, falls notwendig, auf einen tiefer stehenden jungen Ast umlenken. Somit gibt man dem Strauch eine "ewige Jugend". Bei Sträuchern wie Felsenbirnen, Haselnuss und Scheinquitten altern die Triebe nur langsam. Sie bilden ein stabiles Astgerüst, das lange erhalten bleibt.

Bei Solitärsträucher wie Magnolien, Zierapfel, Flieder und Zauberhasel erfolgt der Schnitt nur sehr maßvoll. Nur nach innen wachsende Triebe werden entfernt. Das Gerüst des Strauches bleibt hier erhalten und wird nicht laufend durch Nachwuchs ersetzt. Bei einem Rundschnitt, so wie er immer mehr praktiziert wird, besteht keine Möglichkeit, dass der Strauch sich in seiner natürlichen Schönheit entfalten kann. Diese Schnittmethode lässt jegliches Einfühlungsvermögen und Wissen um die Wachstumsgesetze der Pflanzen vermissen.

Sträucher wie Rosen und Schmetterlingsstrauch, die im Sommer blühen, bilden dagegen ihre Blütentriebe erst im Frühjahr. Da kommt ein scharfer Schnitt während der Forsythienblüte zur rechten Zeit. Sie dürfen wegen ihrer besonderen Frostempfindlichkeit auf keinen Fall im Herbst oder Winter geschnitten werden. Das nehmen sie sonst sehr übel.

Schnitt von Gräsern und Schilf

Hohe Gräser, wie das Chinaschilf, kann man als Schutz vor Kälte und dem Auseinanderfallen durch die Schneelast im Winter, jetzt leicht zusammenbinden. Damit bleibt die ihre Schönheit bis zum März erhalten. Dann erst werden sie, wenn die großen Fröste vorbei sind, zurückgeschnitten. Wenn zu früh eine Behandlung erfolgt, bleibt das Regenwasser in den Stoppeln wie in einem Becher stehen. Das führt dann bei den nässempfindlichen Gräsern zur Fäulnis.