Der Baum-Kohl ist ein vergessenes mehrjähriges Gemüse
Viele dieser Gemüsepflanzen kennt man und hat man vielleicht sogar schon im Garten. Anders der Baum-Kohl, ein lange vergessenes Gewächs, das gerade ein Comeback erlebt. "Er bildet bis zu 1,5 Meter hohe Stängel, die immer weiterwachsen und sich bei Schnitt auch kandelaberartig verzweigen", beschreibt Kobelt. Die Blätter können das ganze Jahr über geerntet, wie Grünkohl verarbeitet oder in Schmorgerichten verwendet werden.
"Die Winterhärte der Stängel liegt bei minus 15 Grad", so der Nutzpflanzenzüchter weiter. Erleidet die Pflanze doch mal Erfrierungen, treibt sie später aus der Basis neu aus.
Ein anderes mehrjähriges Gemüse lässt sich neuerdings aufgrund des milder werdenden Klimas zumindest in manchen Landesteilen auch setzen: Die Artischocke mit ornamentalen Blättern, die ähnlich wie der Rhabarber ein Hingucker im Gemüsegarten ist. Mittlerweile komme auch sie zuverlässig durch den Winter.
Die große Vielfalt wurde lange verdrängt
"Die Vielfalt der mehrjährigen, dauerhaften Gemüsearten ist letztlich ebenso groß wie der einjährigen Gemüse", sagt Kobelt. Trotzdem sind sie im Laufe der Zeit von den bei uns einjährigen Gemüsesorten wie Tomaten ins Abseits gedrängt worden. Denn im landwirtschaftlichen Gemüseanbau sei es in der Regel viel einfacher und effizienter, jedes Jahr etwas Neues anzubauen und nicht eine Kultur auf großen Flächen über Jahre zu betreuen und zum Beispiel unkrautfrei zu halten.
Betrachtet man den Anbau mehrjähriger Gemüse aber aus dem Blickwinkel der Hobbygärtner, wendet sich das Blatt: "Wie mühsam ist es, jedes Jahr im Frühling wieder Setzlinge zu kaufen und gegen Schnecken zu verteidigen", findet Kobelt. Es sei einfacher, einmal zu pflanzen und über Jahre zu ernten.
Auch die Pflege während der Wachstumsperiode ist in der Regel einfacher. "Wie alle mehrjährigen Pflanzen sind auch diese besonderen Gemüse in der Lage, einen Großteil ihres Nährstoffbedarfs aus der kontinuierlichen Mineralisierung im Boden zu beziehen", erklärt der Nutzpflanzenzüchter Kobelt. Daher sind sie auch weniger auf konzentrierte Düngergaben durch den Hobbygärtner angewiesen.
Wenn man zusätzlich düngen möchte, rät Kobelt vor allem dazu, im Frühling etwas Kompost auf die Erde zu geben und mit einer Harke einzuarbeiten. Kulturen wie Rhabarber und Spargel, die intensiver beerntet werden, kann man auch reifen, gut abgelagerten Mist in der ersten Jahreshälfte geben.