In Veitshöchheim vor den Toren Würzburgs wird nicht nur über die Zukunft des Weinbaus geforscht. Hier gibt es einen sehenswerten Lehr- und Schaugarten.
Wer mit den Kiwis im eigenen Garten kein rechtes Glück hat, sollte es vielleicht mal mit Piwis probieren: Hinter diesem Kürzel verbergen sich neue Rebsorten aus den Forschungs- und Zuchtbetrieben, die aus dem Garten zuhause ohne größere Probleme einen feinen Weingarten machen.
Wie das geht, erfährt man natürlich in Unterfranken, in Veitshöchheim bei Würzburg. Dort hat die LWG ihren Sitz, die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Hinter diesem ziemlich sperrigen amtlichen Titel verbirgt sich ein wahres Eldorado für jeden, der schon einen grünen Daumen hat oder einen bekommen will.
Nicht nur beim "Tag der offenen Tür" am Sonntag, 2. Juli, ist die LWG einen Besuch wert. Die Lehrgärten sind auch für den eine Augenweide, der mit eigenem Grün am Haus nichts am Hut hat und im Garten lieber sein Auto abstellt. Die LWG bietet laufend Führungen und Vorträge zu Garten-Themen an, sie informiert per Newsletter über aktuelle Fragen rund um den grünen Daumen, und im Hintergrund stehen die Forschung und die Züchtung neuer Sorten für den Hobby- und Profigarten.
Da der Chef der LWG ein ausgewiesener Weinexperte ist, Hermann Kolesch, verwundert es nicht, dass Veitshöchheim einen Schwerpunkt darauf setzt, dem Hobbygärtner die Rebe näher zu bringen. Wer durch den kleinen Schau-Weinberg läuft, wird sich erst einmal über die Namen auf den Etiketten wundern: Venus, Regent, Muscat Bleu und Lakemont? Wo bitte sind denn die klassischen Rebsorten Silvaner und Bacchus? Die dürfen und sollen, was den privaten Weingarten betrifft, mal schön da bleiben, wo sie sind, im professionellen Wengert nämlich.
Der Anbau dieser Rebsorten kommt für den Hobbywinzer kaum in Frage, wie Kolesch erklärt: Es sind hochgezüchtete Reben, die die Trauben für Spitzen-Weine liefern sollen, und sie sind sehr anspruchsvoll. Sie brauchen beste, sprich sonnige und frostgeschützte Lagen und den optimalen Boden. Damit sie gedeihen, muss der Winzer mit viel Sachverstand beim Rebschnitt und beim Ausdünnen der Triebe und des Laubes immer wieder Hand anlegen.
Und: Die klassischen Rebsorten werden leicht von Schädlingen wie dem Falschen Mehltau befallen. Ohne Spritzmittel geht bei den Wein-Profis nichts. Deshalb lässt der Heim-Winzer besser die Finger von Silvaner und Co., auch wenn das Weinrecht ihm die Anlage eines klassisch-fränkischen Mini-Weinbergs erlauben würde: Bis zur Größe von einem Ar - das sind 100 Quadratmeter - ist keine Genehmigung für den Wengert nötig.
Darf's a weng exotisch sein?
Aus der Tatsache, dass ein Weinstock ungefähr mit einem Quadratmeter auskommen kann, ergibt sich die landläufige Meinung, dass man privat 100 Rebstöcke pflanzen darf.
Wer im eigenen Heim eigenen Wein an- und ausbauen will, darf getrost zu Neuzüchtungen mit exotischen Namen greifen. Denn die sind "piwi", widerstandsfähig gegen Pilze, und damit können sie ohne Chemie angebaut werden. Da die meisten Sorten, die man zum Teil sogar in gut sortierten Gartenmärkten erhält, in der Regel auch sehr viel robuster sind als die Klassiker, gedeihen sie auch im Hausgarten an Stellen, die keine volle Sonne bekommen. Das große Los hat natürlich der Gartenbesitzer gezogen, der ein nach Süden geneigtes Hanggrundstück besitzt. Der kann mit weißen Sorten wie Villaris und Felicia oder mit den blauen Muscat Bleu oder Reberger hochwertige Weine selbst herstellen, die beim Geschmack mit den Profis mithalten können.
Legt man die Ein-Ar-Regel zugrunde und gibt man dem Wein mehr Platz, kann man, einen ausreichend großen Garten vorausgesetzt, 30 bis 50 Rebstöcke pflanzen. Zwei bis drei Kilogramm Trauben lassen sich im Herbst pro Stock ernten, das ergäbe 30 bis 75 Liter Wein. Na dann prost!