Auch im reichen Deutschland gibt es Armut - und das leider nicht zu knapp. Über 20 Prozent der Kinder und Jugendliche gelten hierzulande als arm. Doch ab wann gilt man in Deutschland als Geringverdiener?
- Viele Menschen in Deutschland von Armut betroffen
- Absolute Armut gibt es in Deutschland nur selten
- Geringverdiener haben weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens
- Für Armutsgefährdung spielt die Haushaltsgröße eine entscheidende Rolle
Deutschland gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Doch auch hierzulande gibt es Armut. Zuletzt hatte die Bertelsmann-Stiftung mit einer Studie für Aufsehen gesorgt. Demnach ist in Deutschland jedes fünfte Kind und jeder vierte Jugendliche armutsgefährdet. Doch ab wann gilt man in Deutschland überhaupt als arm? Wann ist man ein Geringverdiener?
Absolute Armut, Geringverdiener und Armutsgefährdung: Was heißt das?
Eine einfache Definition von Armut gibt es nicht. Weltweit spricht man laut Bundesministerium für Zusammenarbeit und Entwicklung von "absoluter Armut", wenn Menschen weniger als 2,15 Dollar pro Tag zur Verfügung haben. Etwa 700 Millionen Menschen betrifft dies weltweit – in Deutschland und anderen westlichen Ländern gibt es solche extreme Formen der Armut hingegen selten: Etwas mehr als 50 Euro müsste man hierzulande pro Monat zur Verfügung haben, um als absolut arm zu gelten. Schon das neue Bürgergeld beläuft sich auf das Zehnfache davon. Trotzdem geht die Hans-Böckler-Stiftung davon aus, dass in Deutschland zwischen 200.000 bis 800.000 Personen von solch extremen Formen der Armut betroffen sind.
Doch schon beim Begriff Geringverdiener gibt es unterschiedliche Definitionen: Häufig gilt man als Geringverdiener, wenn man weniger als zwei Drittel oder 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens zur Verfügung hat. Im Jahr 2021 hätte man demnach zu den Geringverdienern gehört, wenn man pro Monat weniger als 2203 Euro bzw. 2284 Euro verdient hat (brutto). Laut Zahlen des Karriereportals Stepstone lag das Median-Gehalt in Deutschland 2021 nämlich bei 44.074 Euro brutto. Seitdem hat sich Durchschnittsgehalt nur marginal verändert.
Finde auf jobs.inFranken.de dein Karriereglück!
Doch Armut hat nicht allein mit der absoluten Höhe des Einkommens zu tun: Es kommt auch darauf an, wo und wie man lebt, wie viele Kinder man hat und welche fixen Ausgaben einen belasten. Mieten sind unterschiedlich teuer, auch andere Ausgaben unterscheiden sich von Region zu Region stark. In Bayern sind die Löhne beispielsweise höher als im Nachbarbundesland Thüringen (46.800 Euro zu 36.400 Euro), jedoch sind die Lebenshaltungskosten in Bayern auch höher.
Armut hängt von der Haushaltsgröße ab
Entscheidenden Einfluss auf die Armutsgefährdung hat natürlich auch die Haushaltsgröße. Besonders armutsgefährdet sind deswegen Alleinerziehende mit mehreren Kindern. Die Bertelsmann Stiftung hatte für das Jahr 2021 Armutsgefährdungsschwellen aufgestellt. Demnach galten in Deutschland Haushalte als armutsgefährdet, wenn sie pro Monat netto weniger zur Verfügung haben als:
- Ein-Personen-Haushalt: 1148 Euro
- Zwei-Personen-Haushalt: 1721 Euro
- Paar-Haushalt mit einem Kind: 2066 Euro
- Paar-Haushalt mit zwei Kindern: 2410 Euro
- Paar-Haushalt mit drei Kindern: 2984 Euro
- Alleinerziehend mit einem Kind: 1492 Euro
- Alleinerziehend mit zwei Kindern: 1836 Euro
- Alleinerziehend mit drei Kindern: 2410 Euro