Kinder kommen immer früher in ihrem Alltag mit digitalen Medien in Kontakt. Als Elternteil ist es wichtig, einen verantwortungsvollen Umgang zu fördern.
Die Relevanz der Medien bei Kindern
So erkennst du eine ungesunde Mediennutzung
Den Medienkonsum regulieren
Empfehlenswerte Medienangebote
Als Elternteil übernimmt man die Rolle, sein Kind vor den Gefahren des Internets zu warnen und zu schützen. Es ist wichtig, dass das Kind nicht sich selbst überlassen wird: Andernfalls kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen.
Das digitale Zeitalter: Der Wandel der Medien
Dass der richtige Umgang mit Medien in der heutigen Zeit immer wichtiger wird, zeigen Fakten der kindergesundheit-info, einer Initiative der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Die Medienausstattung der Familien in Deutschland hat sich in den letzten 10 Jahren so stark gesteigert, dass die Anzahl der Internetzugänge von 50 auf knapp 100 Prozent angestiegen ist. Der rasante Anstieg der Medienausstattung zeigt sich auch in der Nutzung von Smartphones und Tablets; auch hier stieg die Nutzung von 60 Prozent auf knapp 100 Prozent.
Der Wandel der Zeit bedingt, dass Kinder immer früher in Kontakt mit Medien kommen. Dies liegt einerseits daran, dass das familiäre Umfeld in der Regel alltäglich Medien wie Smartphones, Tablets oder den Fernseher nutzt, aber auch an der Neugierde des Kindes: Kinder lieben es, neue Dinge zu beobachten und auszuprobieren. Zudem ermöglicht die oft einfache Benutzung der Geräte durch Wischen, Tippen oder Zoomen, dass auch Kinder schnell Gefallen daran finden.
Kinder wachsen also heute "von Technik umringt" auf; sie haben in der Regel von klein auf Kontakt zu digitalen Medien. Auch in Bildungseinrichtungen werden die Möglichkeiten der modernen Medien häufig aufgegriffen, um beispielsweise Informationsmaterial weiterzugeben und alternative Lernmethoden zu nutzen. Die Medienwelt erscheint den Kindern im Laufe ihrer Entwicklung nicht als "fremd", sondern sie nehmen sie eher als selbstverständlich und begeistert wahr. Hier ist es wichtig, als Autoritätsperson und Bezugsperson des Kindes einzugreifen: Das Kind sollte eine gesunde Skepsis gegenüber der Medieninhalte beibehalten und sich den Gefahren bewusst sein.
Merkmale einer ungesunden Mediennutzung
Die Affinität von Kindern hin zu digitalen Geräten, wie dem Computer, dem Smartphone oder dem Fernseher, ist oftmals sehr hoch. Sie bieten durch Geräusche, Bilder und Videos ein vielfältiges Angebot, was bei Kindern sehr beliebt ist und die Reize anregt. Wie stark sich Kindern zu den Medieninhalten angezogen fühlen und wie intensiv sich das gebotene Material auf sie auswirkt, ist dabei von Kind zu Kind unterschiedlich: Während die einen Kinder sich kaum beeinflussen lassen, wirken andere eher aggressiv, überdreht oder teilnahmslos. Dies zeigt schon, dass Medien nicht nur Vorteile bieten, sondern auch Nachteile mit sich führen können.
Die DAK untersuchte in ihrerPräventionsoffensive Mediensucht 2020 die Auswirkungen und Veränderungen der Mediennutzung und konnte im Zuge der Studie sechs Anzeichen für einen ungesunden Medienumgang herauskristallisieren. Zu diesen zählen:
Kontaktverhalten. Das Kind, beziehungsweise der*die Jugendliche, geht familiären, freundschaftlichen oder anderen sozialen Begegnungen aus dem Weg. Das Sozialleben wird stark vernachlässigt, sodass es nur selten oder nur zu oberflächlichen Gesprächen kommt. Der virtuelle Raum gilt als einziger erwünschter Kontakt.
Nutzungszeiten. Die Internetnutzung intensiviert sich und die üblichen Freizeitaktivitäten sowie der Kontakt zur Realität verkürzt sich dementsprechend. Grund dafür kann auch die Vielfältigkeit der digitalen Medienangebote sein: Erst einen Film im Fernsehen schauen, dann ein Computerspiel spielen und immer wieder auf das Smartphone schauen.
Tagesstruktur. Der gesunde und regelmäßige Schlafrhythmus ist gestört. Oft wird bis tief in die Nacht noch ein Spiel gespielt oder eine Serie geschaut, sodass der Tag viel zu spät endet. Müdigkeit, Abwesenheit oder Schlappheit sowie eine verminderte Leistungsfähigkeit lassen sich erkennen.
Affekt. Hat das Kind oder der*die Jugendliche keinen Zugang zum Internet, zeigen sich depressive, aggressive oder wütende Reaktionen.
Nachlässigkeit. Der mit den vorigen Veränderungen einhergehende Schlafmangel, die Isolation von Sozialkontakten und der Realität sorgt häufig dafür, dass Kinder und Jugendliche ihren Aufgaben und Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Auch Hobbys werden vernachlässigt oder ganz aufgegeben.
Selbstreflexion. Betroffenen Kindern und Jugendlichen fällt es oft schwer, ihre eigene Internetnutzung realistisch einzuschätzen. Sie verlieren sich in den Medien und wissen oftmals gar nicht, wie viel Zeit dabei eigentlich vergeht.
Tipps für einen regulierten Medienkonsum
Kinder und Jugendliche sind auf die Hilfe von Erwachsenen angewiesen, wenn es um einen gesunden Medienkonsum geht. Es ist wichtig, dass du deinem Kind hilfst, bewusst mit digitalen Medien umzugehen. Ein wichtiger Punkt ist dabei eine geregelte Nutzungszeit, die sich am Alter der Kinder orientiert.
Klicksafe, eine Initiative der Europäischen Union, empfiehlt bei Kindern von 10 bis 13 Jahren eine Nutzungszeit von etwa einer Stunde am Tag, bei 14 bis 17-Jährigen sollte je nach familiärer und persönlicher Situation entschieden werden. Klicksafe führt außerdem die Idee der "Mediengutscheine" auf: Die "erlaubte Zeit" könnte auf Gutscheine übertragen werden, die das Kind sich frei einteilen kann. Diese Gutscheine können auch auf ein spezielles Gerät festgelegt werden. So lerne das Kind auch, verantwortungsvoll mit der Zeit umzugehen.
Es ist empfehlenswert, anstelle von fixen Tageszeiten für die Mediennutzung ein festes Wochenkontingent zu vereinbaren. So werden Bildschirmzeiten festgelegt, aber die Einteilung bleibt dem Kind selbst überlassen. Damit die Zeit wirklich eingehalten wird und das Kind ein Gefühl für seinen Konsum bekommt, kann es hilfreich sein, einen Wecker zu stellen. Zeige deinem Kind andere Möglichkeiten auf, sich zu beschäftigen: Oftmals ist es schon ein "Reflex", den Fernseher anzuschalten, wenn Langeweile aufkommt. Du könntest dein Kind zum Beispiel ermutigen, ein analoges Spiel zu spielen, draußen zu toben, etwas zu basteln, zu malen oder zu lesen. Zur Vorbeugung eines Suchtverhaltens kann es zudem sinnvoll sein, "medienfreie Zeiten" einzulegen. Dies bedeutet, dass beispielsweise während eines Familienausflugs oder am Esstisch Smartphones, Tablets oder der Fernseher ausgeschaltet bleiben. Eine gute Idee kann es auch sein, Medien ein bis zwei Stunden vor dem Zubettgehen zu meiden. Wichtig ist: Vorbild sein. Benutzt du dein Smartphone ununterbrochen, wird es auch dem Kind schwerer fallen, sich an besprochene Zeiten zu halten. Reflektiere also auch du dein Medienverhalten und versuche, deinem Kind ein gutes Vorbild zu sein.
Auch die Art und Funktion der Medien sind altersabhängig: Schau hin! informiert, ab welchem Alter welche Geräte sinnvoll sein könnten. Babys reagieren instinktiv und hauptsächlich auf Licht- und Geräuscheffekte: Ein eigenständiger Medienumgang kann und sollte in dem Alter also noch nicht erfolgen. Überschreitet ein Kind das erste Lebensjahr, kann es in der Regel zwischen "Bild" und "Realität" differenzieren. Das Kind ist in der Lage, sich mobilen Medien bewusst zuzuwenden; jedoch sollte der Erfahrungsbereich der Kinder unter drei Jahren hauptsächlich in der realen Welt liegen. Bei Kindern zwischen drei und vier Jahren entwickelt sich langsam das Symbol- und Medienverstehen. Tablets sind für Kinder in dem Alter eine tolle Möglichkeit, sich gestalterisch auszuleben, sich selbst auszuprobieren und neue Figuren in Filmen oder Serien wahrzunehmen. Wichtig ist das gemeinsame Nutzen der Medien und die regulierte Zeitspanne. In einem Alter von fünf bis sechs dienen Medien den Kindern als Wissensquelle, als Mittel zur Orientierung, Unterhaltung und als Spielgerät. Hier ist es wichtig, dass du das Kind beim Umgang mit sicheren Angeboten helfen und es nach Möglichkeit unterstützt. Das erste "eigene Smartphone", auf das viele Kinder drängen, sollte erst dann angeschafft werden, wenn das Kind in der Lage ist, die Gefahren des Internets zu wahrzunehmen und weiß, wie es sich selbst schützt. In der Regel ist dies ab etwa 12 Jahren der Fall. Auch hier solltest du mit dem Kind über Regeln, Kosten und Apps sprechen und den verantwortungsvollen Umgang mit dem Kind erproben.
Kindgerechte Medienangebote
Es gibt zahlreiche Medienangebote, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend als "nachhaltig" eingestuft werden. In diesen sollen Kinder einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien erlernen. Vorteil der Angebote ist es, dass die Eltern als "Begleitpersonen" in der digitalen Welt fungieren und somit eine Hilfestellung bieten können, wenn Fragen oder Unsicherheiten bei dem Kind auftauchen. Ein erster Tipp ist die Kindersuchmaschine "Blinde Kuh". Es handelt sich dabei um eine Suchmaschine, die Nachrichten, Mitmachangebote und Surf- sowie Spieltipps speziell für Kinder bereithält.
Ein weiteres empfohlenes Angebot ist die Seite Klick-Tipps.net. Auf der Seite werden Informationen zu verschiedenen Themen geboten, aber auch Umfragen oder Wissens-Tests werden angeboten. Jegliche Inhalte wurden einer pädagogischen Prüfung unterzogen.
Kinder und Jugendliche zeigen oft besonderes Interesse an Computer- und Konsolenspielen. Welche Spiele aus pädagogischer Sicht empfehlenswert sind, wird jährlich in einer Broschüre zusammengefasst, die eine sinnvolle Orientierungshilfe sein kann.
Andere pädagogisch wertvolle und kindgerechte Seiten findest du auf Seitenstark e.V. Es handelt sich hierbei um ein Netzwerk, in dem geprüfte Kinderseiten zusammenarbeiten, um nachhaltige Angebote für Kinder bereitzustellen.