Kinder richtig bestrafen: Darauf sollten Eltern unbedingt achten

3 Min
Strafen sollten nur selten und pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden.
Symbolbild: Kind, Kind traurig
Caleb Woods/unsplash.com

Wenn Kinder immer wieder nicht hören, ist Bestrafen eine Möglichkeit, darauf zu reagieren. Doch ist Bestrafen in der Erziehung der richtige Weg, oder gibt es andere Möglichkeiten?

Sollte man das Kind bestrafen oder nicht? In der Erziehung stehst du als Elternteil vor zahlreichen Fragen, die gar nicht so leicht zu beantworten sind. Wir verraten dir, in welcher Form Strafen sinnvoll sein können und was du stattdessen tun könntest.

Strafen in der Erziehung

Eine Strafe kann als Erziehungsmittel angesehen werden, bei dem eine erwachsene Person das Verhalten des Kindes verändern möchte, indem sie das Kind einer Situation aussetzt, die es nicht besonders mag. Du könntest das Wort Strafe unter anderem mit negativen Begriffen wie Gewalt oder Erniedrigung konnotieren. Gerade deshalb verunsichert das Thema Strafen in der Erziehung viele Eltern.

Dass Strafen mit Gewalt in Verbindung gebracht werden, ist nicht verwunderlich: Bis ins 20. Jahrhundert hinein war es üblich, dass Kinder als Strafe körperlich gezüchtigt wurden. Dass körperliche Gewalt heute jedoch keinesfalls als Strafe gelten sollte und auch nicht darf, ist gesetzlich festgeschrieben. So hat jedes Kind laut § 1631 BGB ein Recht auf eine Erziehung ohne körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen.

Doch wie kann man angemessen reagieren, wenn das Kind beispielsweise provoziert, andere anschreit, unangemessen auf ruhiges Reden reagiert oder absichtlich etwas kaputtmacht? Laut Leben&Erziehen.de äußern Eltern häufig den Wunsch, ihre Kinder straffrei zu erziehen. Schließlich wollen Eltern die Persönlichkeit ihrer Kinder stärken und nicht ihren Willen brechen.

So können Strafen pädagogisch sinnvoll sein

In der Realität kann es schwer sein, straffrei zu erziehen; beispielsweise dann, wenn deine zehnjährige Tochter wiederholt die gemeinsam abgesprochene Fernsehzeit überzieht. Als Elternteil solltest du dir bewusst machen, dass Bestrafungen nicht zwangsläufig negativ sein müssen. Vielmehr sind Strafen eine Frage der Definition. So könntest du eine Strafe als eine unangenehme Konsequenz ansehen, die auf das Verhalten deines Kindes folgt. Zudem kann eine Strafmaßnahme das Beenden oder zukünftige Ausbleiben einer angenehmen Situation als Folge des Verhaltens des Kindes darstellen.

Wie das Informationsportal Kindererziehung.com verrät, ist es beim Bestrafen wichtig, dass du darauf achtest, es pädagogisch sinnvoll einzusetzen. Dies bedeutet einerseits, dass die Strafe angemessen und verhältnismäßig zu dem vorangegangenen Verhalten des Kindes steht. Zudem sollte die Bestrafung in einem sinnvollen Zusammenhang mit dem stehen, was das Kind falsch gemacht hat. Andernfalls besteht insbesondere bei jüngeren Kindern die Gefahr, dass sie nicht verstehen, was sie falsch gemacht haben. Bei Babys und Kleinkindern sind Strafen in der Regel nicht sinnvoll, da ihre Moralentwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Sie können also noch nicht vollends abschätzen, was die Folgen ihres Verhaltens sein könnten.

Damit Strafen ihre Wirkung beibehalten, solltest du sie nicht zu häufig einsetzen. Bestrafst du dein Kind immer wieder, könnte sich dies unter anderem negativ auf das Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Kind auswirken. Das Kind sollte nicht das Gefühl haben, dass du die Bestrafung nur dafür nutzt, um deine Macht zu demonstrieren. Nutze Strafen also nur selten und kündige sie im Voraus an. In dem Fall weiß das Kind, dass sein Verhalten Konsequenzen mit sich ziehen wird und kann selbst entscheiden, was es nun tut. Als Elternteil weißt du am besten, welche Strafen dein Kind als solche empfindet. Eine Strafe sollte also immer individuell ausgewählt werden.

Mögliche Folgen des Bestrafens und Alternativen

Eltern können pädagogisch sinnvolle Strafen hin und wieder einsetzen. Laut Kinderziehung.com bringt die Bestrafung als Maßnahme einige Probleme mit sich. So könnte dein Kind beispielsweise als Reaktion auf die Strafe versuchen, weiteren Strafen durch Lügen oder Einschmeicheln zu entgehen. Darüber hinaus kann das Vertrauensverhältnis zwischen dir als Elternteil und dem Kind belastet werden. Bestrafst du dein Kind häufig, kann zudem ein aggressives oder feindseliges Verhalten seitens des Kindes auftreten. Häufige Bestrafungen können ein vermindertes Selbstwertgefühl des Kindes, Motivationslosigkeit sowie Passivität verursachen. Ähnlich ist es, wenn das Kind sein Fehlverhalten nicht einsieht und die Bestrafung demzufolge das Ziel verfehlt hat.

Die Ärztin Andrea Schmelz verrät gegenüber Elternwissen.com, dass Kinder mit kleineren Regelverstößen oft nur deine Aufmerksamkeit bekommen wollen. Ignorierst du folglich beispielsweise Jammern oder Quengeln und sprichst nicht mit deinem Kind, wird es sein Verhalten als nutzlos ansehen. Es lohnt sich für das Kind nicht, diese Verhaltensweise zu wiederholen.

Eine weitere Möglichkeit für dich als Elternteil besteht darin, logische Konsequenzen einzusetzen. Trödelt dein Kind beispielsweise beim Anziehen, könntest du ihm erklären, dass ihr dann nicht mehr auf den Spielplatz könnt. Beginnt es dann nicht, sich zu beeilen, ist die logische Folge, dass ihr es nicht mehr auf den Spielplatz schafft. Beim nächsten Mal wird das Kind vermutlich nicht mehr trödeln. Eine dritte Option ist, deinem Kind eine kurze Auszeit zu geben. Ist es beispielsweise sehr aggressiv beim Spielen, könntest du dein Kind für 1 bis 2 Minuten in deiner Nähe hinsetzen. Dies kann beispielsweise auf einer Decke oder auf einem Stuhl sein. Sage ihm, dass es sich kurz beruhigen soll, und dann darf es weiterspielen. Die Zeit zählt ab dem Moment, an dem es sich tatsächlich beruhigt hat.

Fazit

Strafen im Sinne von körperlicher Gewalt sind in Deutschland verboten, weshalb du von dieser Form von Bestrafungen in der Erziehung vollkommen absehen solltest. Es kann jedoch sinnvoll sein, wenn du ab und an Strafen als negative Konsequenz einsetzt, die auf das Verhalten des Kindes folgt.

Die Strafe sollte in der Erziehung pädagogisch sinnvoll gewählt und eingesetzt werden. Werden Strafen zu häufig eingesetzt, kann dies negative Folgen für das Kind und die Eltern-Kind-Beziehung haben. Als Elternteil kannst du anstelle von Bestrafungen beispielsweise logische Konsequenzen einsetzen oder deinem Kind kurze Auszeiten geben. Wichtig ist immer, die Erziehung sowie auch Strafen immer individuell auf das eigene Kind sowie sein Alter abzustimmen.

Zum Weiterlesen: Ist es eine Straftat, ein fremdes Kind zu ohrfeigen? Das gilt in Deutschland