Der Markt für Ladetarife ist ausgesprochen unübersichtlich. Von einer einheitlichen Abrechnung kann nicht die Rede sein. Neben dem Preis pro Kilowattstunde gibt es Abrechnungen nach Ladezeit, pro Ladung oder über eine Flatrate. Preisentscheidend kann ebenfalls die Anzahl der zu ladenden Kilometer im Jahr, die Batteriegröße und die Ladezeit sein. Verivox empfiehlt einen Vertrag mit einem oder mehreren Anbietern (VW-Tochter Elli, EnBW, E.ON., Entega, EWE etc.) abzuschließen.
Verglichen mit Ad-hoc-Laden ohne Vertrag tankst du mit einem festen Tarif an öffentlichen Ladesäulen Strom zu besseren Konditionen. Die meisten Verträge sind mit keiner langen Laufzeit verbunden: Viele Tarife sind ohne Bindung, andere lassen sich mit einmonatiger Laufzeit kündigen. Eine monatliche Grundgebühr verlangen einige, aber nicht alle Anbieter. Dabei fällt die Höhe je nach Anbieter sehr unterschiedlich aus: Der günstigste Anbieter verlangt 4,99 Euro (Elli) und der teuerste 17,99 Euro (EnBW bei Nutzung des Ladetarifs L).
Bei Tesla kann inzwischen fast jeder laden
Laden kannst du mit zwei Systemen: Am weitesten verbreitet ist das Laden mit Wechselstrom, das sogenannte AC-Laden. Üblicherweise hast du dann eine Ladeleistung von 22 Kilowatt (kW). Das zweite System sind die DC-Ladesäulen. Sie arbeiten mit Gleichstrom und haben eine höhere Leistung, inzwischen bis zu 350 kW. Dadurch ist ein schnelles Laden gewährleistet. Das Laden an Schnellladesäulen (HPC) ist in der Regel teurer als an den AC-Säulen. Häufig findest du DC-Ladesäulen an Autobahnraststätten. Am Kamener Kreuz in NRW steht beispielsweise einer der größten Schnellladeparks Europas. Betreiber ist EnBW. Bis zu 52 Elektroautos können dort gleichzeitig laden – und das mit bis zu 300 Kilowatt Leistung in der Spitze.
Wie lange es dauert, bis eine Batterie voll ist, hängt nicht nur von deren Größe und der Leistung der Ladesäule ab. Auch die maximale Ladeleistung des Ladegerätes im Auto spielt eine Rolle. Ebenso hat der Ladezustand der Batterie Einfluss auf die notwendige Zeit – sobald 80 % der Batterie geladen sind, verringert sich die Ladegeschwindigkeit deutlich. Schnellladevorgänge stoppen deshalb oft bei 80 %. Ob du den langsamen Wechselstrom (AC) oder schneller Gleichstrom (DC) nutzt, ist bei den meisten E-Mobility-Service-Providern inzwischen egal – die Preise haben sich in den zurückliegenden Monaten immer mehr angepasst.
Tesla hat die Tarife an seinen Superchargern in Europa gesenkt, informiert der Branchendienst electrive.net. Je nach Land meldeten Beobachter Preisrückgänge um bis zu 25 %. In Deutschland sank die Tarifspanne von zuletzt 52 bis 59 Cent auf nun 39 bis 47 Cent pro Kilowattstunde, sie schwanken je nach Standort. Dabei handelt es sich um die Preise für Tesla-Fahrzeuge. Nach Informationen von Teslamag sind aber mittlerweile mehr als die Hälfte der Supercharger-Säulen in Europa von anderen Marken nutzbar, in Deutschland sollen es fast alle sein. Die Ad-hoc-Preise für Nicht-Tesla-Fahrzeuge liegen je nach Standort zwischen 55 und 68 Cent pro Kilowattstunde. Über eine kostenpflichtige Ladekarte (12,99 Euro pro Monat) mit monatlichen Grundgebühren lassen sich die Kilowattstunden-Preise für Nicht-Teslas senken.
Stadtwerke München haben die Nase vorn
Wer möglichst günstig fahren will, braucht für verschiedene Ladesituationen unterschiedliche Ladekarten, raten die E-Mobilität-Expert*innen von connect und umlaut. Besonders empfehlenswert ist die "SWM-Ladekarte" der Stadtwerke München. Im Test von umlaut und connect liegen diese Ladestationen an der Spitze. Grund dafür sind die fairen Ladepreise. Im Rennen waren sowohl die E-Mobilität-Anbieter Stadtwerke München, EWE, Maingau, EnBW, NewMotion/Shell Recharge Standard, Plugsurfing, EON und DKV als auch die Autohersteller Tesla, BMW, Audi und Porsche.
Ihren auffällig günstigen High-Power-Preis (HPC) können die Stadtwerke München allerdings nur realisieren, indem sie Roaming per Tarifbedingungen einschränken. Je höher der Langstreckenanteil, umso unpraktikabler kann dies sein. Dann werden die Tarifangebote von EWE, Maingau und EnBW interessanter – wobei du im letzten Fall einschätzen können solltest, ob du eher "Standard"- Nutzer*in oder "Viellader*in" bist. Dieser Unterschied kann schnell mehr als 100 Euro pro Jahr ausmachen.
Die Verbraucherzentrale hat einen Ladebedarfsrechner entwickelt und eine Checkliste, was du bei der Wahl des Ladetarifs beachten solltest. Erster Tipp: Durchschnittliche Preise kennen. Für AC-Laden bezahlst du meist zwischen 35 und 50 Cent pro Kilowattstunde. DC-Preise bewegen sich häufig zwischen 45 und 90 Cent. Deutliche Abweichungen sind allerdings nicht selten. Eine gute Übersicht über Stromtankstellen und die passenden Ladekarten/Tarifverbände geben zum Beispiel die Stromtankstellenverzeichnisse von Moovility oder von GoingElectric.
Einige Tipps der Verbraucherzentralen
Es kann sich lohnen, mehrgleisig zu fahren und bei mehreren Anbietern registriert zu sein. So erhöhst du die Anzahl nutzbarer, preiswerter Ladesäulen. Sinnvoll kann zum Beispiel ein günstiger Tarif in der Region sein, ein weiterer Tarif für überregionale Fahrten. Außerdem ist es hilfreich, die Preise im Ladeverbund zu kennen. Sofern es sich um ein Ladenetzwerk handelt: Welcher Preis gilt bei den Partnern im Netzwerk? Wünschenswert ist möglichst ein einheitlicher Preis im gesamten Netzwerk.
Grundsätzlich solltest du die Verfügbarkeit von Ladesäulen prüfen. An je mehr Ladepunkten du deinen Tarif nutzen kannst, desto flexibler bist du. Die Ladepunkte der meisten Anbieter sind auf deren Internetseiten einsehbar. Falls ein geeignet erscheinender Anbieter nur Ladesäulen in der Region betreibt, erkundige dich, ob eine Kooperation ("Roaming") mit anderen Anbietern besteht. Es empfiehlt sich zudem, die Vertragslaufzeit kurz zu halten. Gesetzlich darf der Vertrag maximal 24 Monate Erstlaufzeit haben. Besser ist ein Vertrag ohne Mindestlaufzeit oder mit einer Bindung von zum Beispiel nur einem Monat.
Du lädst nur selten unterwegs? Dann solltest du einen Vertrag mit niedriger oder gar keiner regelmäßigen Grundgebühr abschließen. Die meisten Ladesäulen kannst du für das Ad-hoc Laden nutzen, ganz ohne Vertrag. Das ist in der Regel allerdings teurer – zum Teil sehr deutlich. Es lohnt sich, herauszufinden, wo es kostenlose und günstige Angebote gibt. Manche Stadtwerke bieten (noch) kostenfreies Laden an, ebenso können Haushaltsstromkunden bei einigen Stromanbietern an bestimmten Ladesäulen vergünstigte Tarife nutzen.
Fazit
Weil der Markt der Anbieter für Ladestationen unübersichtlich ist, musst du dich als Nutzer*in von E-Fahrzeugen gut informieren. Ganz so einfach wie beim Tanken des Verbrenner-Motors funktioniert Laden bei E-Autos noch nicht. Verbesserungen sind erkennbar, insbesondere die Öffnung der Supercharger-Säulen von Tesla für alle E-Fahrende ist ein wichtiger Schritt.
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