Druckartikel: Deutscher Maschinenbauer baut Stellen ab - so viele Jobs sind bedroht

Deutscher Maschinenbauer baut Stellen ab - so viele Jobs sind bedroht


Autor: Ralf Welz

Würzburg, Donnerstag, 10. Oktober 2024

Das Würzburger Traditionsunternehmen Koenig & Bauer muss Kosten einsparen. "Verschiedene Szenarien wurden hierzu erarbeitet", erklärt eine Konzernsprecherin. Wie hart trifft es die Belegschaft?
Druckerei, Industrie


Globale Krisen, fortlaufende Konflikte und ein schwächelndes Wirtschaftsklima haben schwere Folgen mit sich gebracht. Etliche Betriebe haben mit einem drastischen Einbruch der Auftragseingänge sowie enorm gestiegenen Ausgaben zu kämpfen. Auch die Industrie in Franken spürt die Auswirkungen vor Ort. Der Nürnberger Autozulieferer Leoni wurde mehrheitlich nach China veräußert - nicht zuletzt, um "wettbewerbsfähig produzieren" zu können. Der oberfränkische Industriehersteller ABM Greiffenberger streicht in Marktredwitz rund hundert Arbeitsplätze. Wie nun bekannt wurde, setzt auch die Würzburger Firma Koenig & Bauer den Rotstift an.

Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der älteste Druckmaschinenhersteller der Welt. Als Kernkompetenz wird auf der Firmenwebseite die Entwicklung und Herstellung von Drucksystemen und deren peripherer Anlagen angegeben. Muttergesellschaft und Konzern-Holding ist demnach die 1817 gegründete Koenig & Bauer AG mit Stammsitz in Würzburg. Auch der unterfränkische Traditionsbetrieb bekommt die angespannte Weltlage laut Selbstauskunft am eigenen Leib zu spüren. inFranken.de erklärt, wie sich das jetzt vornehmlich auf die Belegschaft auswirkt.

Koenig & Bauer unter Druck: Würzburger Druckmaschinenhersteller plant Abbau von Arbeitsplätzen

In Würzburg entwickelt Koenig & Bauer unter anderem maßgeschneiderte Rollenmaschinen für den Digital- und Offsetdruck. Auch die Konstruktion von Banknoten- und Wertpapiermaschinen findet hier statt. Wie viele Industrieakteure sieht sich auch der Maschinenbauer seit Längerem mit diversen Schwierigkeiten konfrontiert. "Die Weltwirtschaft ist geprägt von Verunsicherung, Kriegen, militärischen Konflikten, Handelsbeschränkungen im Allgemeinen sowie einem verschärften Handelskrieg der USA mit China, der auch Europa erfasst", hält Firmensprecherin Dagmar Ringel am Montag (30. September 2024) gegenüber inFranken.de fest.

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Daraus resultierten ein schwacher Welthandel und eine fehlende Investitionsbereitschaft. "Das betrifft auch den gesamten Maschinenbau. Mit einer spürbaren Besserung der Lage ist aktuell nicht zu rechnen. Koenig & Bauer stellt sich daher mit verschiedenen Maßnahmen auf die schwächelnde Konjunktur ein", so Ringel. So sei man in der Vergangenheit bereits nicht ausgelasteten Personalkapazitäten entgegengetreten - etwa durch den Einsatz von Gleitzeitkonten, Einstellungsstopps oder der Nichtbesetzung frei gewordener Stellen. "Die auf den Märkten herrschende Investitionszurückhaltung trifft Koenig & Bauer in den verschiedenen Geschäftseinheiten unterschiedlich und erfordert in den besonders betroffenen Bereichen weitere strukturelle Anpassungen", erklärt die Sprecherin.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sei im vergangenen Jahr das Fokusprogramm "Spotlight" erlassen worden. Das Maßnahmenpaket sieht demnach eine Vielzahl von Kosteneinsparmaßnahmen im operativen Bereich vor. Strukturkosten in den besonders betroffenen Konzernbereichen sollen zugleich nachhaltig gesenkt werden. "Verschiedene Szenarien wurden hierzu erarbeitet und werden mit den Sozialpartnern verhandelt. Diese reichen von Freiwilligen-Programmen zur Personalanpassung bis zur Senkung der Arbeitszeit", konstatiert Ringel. "Ein Sozialplan oder betriebsbedingte Kündigungen stehen zum jetzigen Zeitpunkt nicht an", betont die Konzernsprecherin zugleich.

"Nicht gleichbedeutend mit Personen": Sprecherin äußert sich zu Senkung von Personalkosten

Am Standort Würzburg arbeiten gegenwärtig knapp 1800 Beschäftigte. Die Unternehmenssprecherin weist darauf hin, dass zwar Personalkosten für rund 200 Mitarbeiter eingespart werden sollen, dies aber nicht zwangsläufig heiße, dass auch so viele Beschäftige ihren Arbeitsplatz verlieren. "Durch eine höhere Flexibilität bei den Arbeitsstunden bleibt ein größerer Spielraum bei der Anzahl der abzubauenden Stellen, die eben nicht gleichbedeutend mit Personen sind", betont sie.

Über die konkrete Anzahl der einzusparenden Stellen und hieraus abgeleitete Personalanpassungen wird mit den Sozialpartnern verhandelt", so Ringel. Eine Aufschlüsselung, in welchen Geschäftsbereichen die Schritte konkret erfolgen sollen, ist laut ihrer Auskunft nicht möglich. "Bis Ende Dezember sollen aber alle verhandelten Maßnahmen initiiert sein", erklärt die Firmensprecherin mit Blick auf die nahenden Änderungen beim Würzburger Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer. 

Auch im unterfränkischen Schweinfurt hat für Arbeitnehmer das Bangen begonnen: Der Industriehersteller SKF plant eine weitreichende Umstrukturierung. Die IG Metall sieht "erhebliche Risiken" durch die Abspaltung. Weitere Nachrichten aus Würzburg und Umgebung gibt es in unserem Lokalressort.