Industrie-Gigant gibt überraschende Abspaltung bekannt - rund 4000 Mitarbeiter an fränkischem Standort

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Industrie-Riese aus Franken mit unerwarteter Abspaltung - 4000 Stellen betroffen
Das Industrieunternehmen fertigt unter anderem Lager, Dichtungen und Schmiersysteme. Die Gruppe beschäftigt laut Eigenaussage insgesamt über 44.000 Mitarbeiter,
Fabrikhalle, Industrie, Produktion, Fertigung, Herstellung, Werk, Autozulieferer
nordroden / Adobe Stock (Symbolbild)
Industrie-Gigant SKF verkündet Abspaltung - rund 4000 Mitarbeiter in Schweinfurt
In Schweinfurt befindet sich der deutsche Hauptsitz des schwedischen Konzerns "Svenska Kullagerfabriken".
In Schweinfurt ist der deutsche Hauptsitz des schwedischen Konzerns SKF. Foto: SKF
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Industrie-Gigant SKF kündigt Abspaltung an - 4000 Stellen betroffen
Das Industrieunternehmen fertigt unter anderem Lager, Dichtungen und Schmiersysteme. Die Gruppe beschäftigt laut Eigenaussage insgesamt über 44.000 Mitarbeiter,
Fabrikhalle, Produktion, Fertigung, Industrie, Rohre
n Lalit Kumar/Unsplash (Symbolbild)

Der Industriehersteller SKF plant eine weitreichende Umstrukturierung. In Schweinfurt, dem größten deutschen Produktionsstandort, hat das Bangen begonnen. Die IG Metall sieht "erhebliche Risiken" durch die Abspaltung.

Viele Beschäftigte der Automobilindustrie dürften das gegenwärtige Treiben ihrer Branche mit Argusaugen beobachten. Die Aktie von Schaeffler brach unlängst auf den niedrigsten Stand seit ihrem Börsendebüt ein. Ein Mega-Deal soll dem Konzern aus Herzogenaurach nun die Wende bringen. Der Zulieferer ZF hat derweil einen weitreichenden Stellenabbau angekündigt. Allein in Nürnberg könnte rund ein Drittel der Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz verlieren, befürchtet der Betriebsrat. Auch im unterfränkischen Schweinfurt hat das Unternehmen einen Standort - wie auch die schwedische Firma SKF.

Der Wälzlagerhersteller und Autozulieferer ist in der Region einer der größten Arbeitgeber. Doch auch hier brodelt es seit Längerem. Im Frühjahr gab das Unternehmen bekannt, in Schweinfurt bis Ende 2025 weitere 400 Stellen abbauen zu wollen. Die Produktion soll teils ins Ausland verlagert werden. Nun sorgt SKF erneut für Schlagzeilen: Der Konzern will seine Geschäftsbereiche Automobil und Industrie strikt voneinander trennen. Für die Autozulieferersparte soll ein eigenes Unternehmen gegründet werden.

Schweinfurter SKF-Beschäftigte müssen bangen: Welche Folgen hat die geplante Neuaufstellung für sie?

Wie in dieser Woche überraschend mitgeteilt wurde, hat "Svenska Kullagerfabriken", wie SKF offiziell heißt, die Ausgliederung seines Automotive-Geschäfts beschlossen. Hintergrund ist demnach der für das erste Halbjahr 2026 geplante Börsengang der Schweden. Begründet wird die Spaltung vonseiten der Geschäftsleitung mit den jeweiligen spezifischen Anforderungen und Zielen der zwei Sparten. Die Bereiche Industrial und Automotive seien unterschiedlich. Durch die Trennung könne sich jedes Segment fokussierter entwickeln.

Laut einer Pressemitteilung verspricht sich SKF dadurch, den Kundennutzen zu erhöhen, das Wachstum zu beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Doch welche Auswirklungen bringt die Abspaltung für die hiesigen Beschäftigten des Wälzlagerspezialisten mit sich? In Deutschland beschäftigt die Firmengruppe laut eigenen Angaben rund 6000 Mitarbeiter. Den größten Produktionsstandort stellt hierbei Schweinfurt mit seinen rund 4000 Beschäftigten dar. Vor Ort befindet sich zugleich der deutsche Firmensitz von SKF. Droht dem Standort in Unterfranken nun ein weiterer Stellenabbau oder im schlimmsten Fall sogar die Schließung?

Aufseiten der Belegschaft dürfte die jüngste Nachricht nicht gerade zu Jubelarien geführt haben - auch wenn vieles noch ungewiss ist, wie ein Interessenvertreter der Arbeitnehmer schildert. "Die geplante Abspaltung lässt sich aus Sicht der IG Metall aktuell noch nicht abschließend bewerten, da die konkreten Folgen für die Beschäftigten derzeit schwer abzusehen sind", erklärt Thomas Höhn, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, inFranken.de am Donnerstag (26. September 2024). "Dennoch sehen wir erhebliche Risiken, auch für den Standort Schweinfurt."

"Gewinnziele nicht ohne Umstrukturierungen erreichbar" - IG-Metall-Funktionär schließt Schließung aber aus

Als treibende Kraft hinter dem verkündeten Schritt vermutet der Gewerkschaftsfunktionär den Finanzinvestor Cevian, der seit 2022 am SKF-Mutterkonzern beteiligt ist. Ziel sei es vermutlich, mit der Spartentrennung den Unternehmenswert und den Aktienkurs zu steigern. "Diese Strategie hat der Investor bereits bei anderen Beteiligungen angewendet", hält Höhn fest. Die angestrebten Gewinnziele des Konzerns - 10 Prozent im Automotive-Bereich und 20 Prozent im Industriebereich - werden laut dem IG-Metall-Bevollmächtigten nicht ohne Umstrukturierungen erreichbar sein. "Allein diesen Aspekt sehe ich kritisch", betont er. 

Nach Angaben des Gewerkschafters hat der SKF-Betriebsrat im Rahmen einer außerordentlichen Betriebsversammlung am Montag einen Fragenkatalog an den Arbeitgeber übergeben. "Doch viele Fragen blieben unbeantwortet", berichtet Höhn. "Eines ist aber bereits klar: Schweinfurt bleibt ein Standort des Industriesektors und eine Schließung steht nicht zur Debatte."

Problematisch sei gleichwohl, dass in Schweinfurt nicht nur Industrieprodukte gefertigt werden, sondern auch Teile für den Automobilbereich. Auch der Automotive-Vertrieb sei vor Ort angesiedelt. "Mit der Abspaltung müssen alle Automotive-Bereiche komplett ausgelöst und räumlich separiert werden. Der Schritt des Konzerns birgt das Risiko einer noch stärkeren Abhängigkeit von wenigen Geschäftsfeldern", gibt Höhn zu bedenken. 

Gewerkschafter fordert "klare Perspektive" für Mitarbeiter - weiterer Stellenabbau inakzeptabel

Aufseiten der Gewerkschaft halte man eine größere Produktbreite im Industriebereich entscheidend - "damit der Standort Schweinfurt durch neue Ansiedlungen gestärkt wird." Ein Wandel erfolge in den SKF-Werken aber so oder so.

"Es ist klar, dass es zu Verschiebungen und Veränderungen an den Standorten kommen wird. Wir erwarten, dass jeder betroffene Mitarbeiter eine klare Perspektive erhält und dass der Konzern diese Maßnahme nicht als Vorwand nutzt, um Arbeitsplätze in Niedriglohnländer zu verlagern", konstatiert Höhn. Nur so könne ein weiterer Stellenabbau vermieden werde, der vonseiten der IG Metall auch nicht akzeptiert werden würde. 

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