Die Rotkreuzklinik nimmt seit Montag keine neuen Patienten auf. Auch die Notaufnahme ist dauerhaft geschlossen. Grund ist die bevorstehende Übergabe des Krankenhauses - deren Folgen könnten bis nach Franken reichen.
Die Rotkreuzklinik Wertheim machte zuletzt wiederholt mit Negativschlagzeilen von sich reden. Nachdem die Einrichtung in eine finanzielle Schieflage geraten war, meldete das Krankenhaus Ende vergangenen Jahres Insolvenz an. Im April 2024 dann die weitere Hiobsbotschaft: Die Stadt scheiterte mit ihrer angestrebten Klinik-Rettung - das Haus wechselt stattdessen in die Hände eines privaten Investors. Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez (SPD) zeigte sich daraufhin "enttäuscht und frustriert". Der neue Eigentümer will das bisherige allgemeine Krankenhaus in eine Fachklinik umwandeln. Zuvor hatte gar die komplette Schließung im Raum gestanden.
"Die Rotkreuzklinik Wertheim gGmbH bereitet sich im Zuge des geplanten Gesellschafterwechsels auf die Umgestaltung in eine Fachklinik zur Amputationsnachsorge und Schmerztherapie vor", hält die Schwesternschaft München in einem Statement vom Montag (3. Juni 2024) fest. "Dies beinhaltet ein schrittweises Herunterfahren des Leistungsangebots als Grund- und Regelversorger". Die Folge: Die Notaufnahme wurde mit sofortiger Wirkung geschlossen - zudem werden keine neuen Patienten mehr aufgenommen. Die Abwicklung erfolgt damit schneller als ursprünglich vorgesehen. Wirkt sich das Aus der in Baden-Württemberg gelegenen Rotkreuzklinik auch auf das angrenzende Franken aus?
Rotkreuzklinik Wertheim: Notaufnahme-Schließung vorgezogen - Krankenhaus nimmt keine Patienten mehr
Der Meldung zufolge findet eine Neuaufnahme von Krankenhauspatienten demnach seit Montag nicht mehr statt. "Patienten in stationärer Versorgung werden bis zum Abschluss der Behandlung weiter versorgt." Laut Medienberichten war derweil noch vor Kurzem davon die Rede, dass die Rotkreuzklinik Neupatienten bis zum 15. Juni aufnehme. Die Umwandlung in eine Fachklinik sei demnach für den 1. Juli geplant gewesen. Der Grund für die vorzeitigen Maßnahmen ist offenbar ökonomischer Natur.
"Unsere höchste Priorität ist es weiterhin, die wirtschaftlich beste Lösung für die Gläubiger der Rotkreuzklinik Wertheim gGmbH umzusetzen", wird Anwalt Mark Boddenberg zitiert, der als Generalhandlungsbevollmächtigter das Sanierungsverfahren der Rotkreuzklinik Wertheim begleitet. Man sei daher an einer zeitnahen Umsetzung der Übernahmepläne durch Fachklinikbetreiber Josef S. Oswald interessiert. Der neue Besitzer des Krankenhauses solle zudem bei den operativen Maßnahmen unterstützt werden.
"Auch vor dem Hintergrund der finanziellen Ressourcenknappheit der Rotkreuzklinik ist es unser gemeinsames Ziel, die Geschäfte in den kommenden Wochen an Herrn Dr. Oswald abschließend zu übergeben." Im laufenden Insolvenzverfahren der Klinik hatte Boddenberg "vor dem Hintergrund der zeitkritischen Entwicklung" laut Mitteilung das Übernahmeangebot der Rotkreuzklinik Wertheim von Oswald angenommen. Hürden gibt es aber nach wie vor: Weiterhin gewartet werde auf die ministerialen Zustimmungen für die vorgesehene Budgetgrößen, heißt es in der Verlautbarung. Die entsprechenden Verhandlungen zwischen den Krankenkassen und Oswald liefen unterdessen weiter.
Krankenhaus-Ende bald im benachbarten Unterfranken spürbar? "Massive Überlastung" befürchtet
Die Klinik beschäftigte nach Angaben der Schwesternschaft München zuletzt rund 280 Mitarbeiter (Stand: April 2024). Wie es mit den Beschäftigten weitergeht, ist nicht bekannt. Auf eine entsprechende Nachfrage von inFranken.de ging die Schwesternschaft am Dienstag (4. Juni 2024) nicht ein - eine Sprecherin verwies diesbezüglich auf die veröffentlichte Pressemitteilung, in der der besagte Punkt allerdings nicht zur Sprache kommt.
Die Auswirkungen der Umwandlung in eine Fachklinik könnten indes auch im benachbarten Unterfranken zu spüren sein. Im Zuge einer Online-Petition zum Erhalt der Rotkreuzklinik Wertheim hatte Ioana Siebe, Oberärztin der Internistischen Abteilung des Bezirkskrankenhauses Lohr, vor einer "massiven Überlastung der umgebenden Kliniken" gewarnt - insbesondere in Bayern. Ob sich der Wegfall des allgemeinen Krankenhauses in Baden-Württemberg in Würzburg, Lohr am Main, Tauberbischofsheim oder Bad Mergentheim tatsächlich bemerkbar macht, wird die Zukunft zeigen.