Kein "Messwein" mehr

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Kirche und Wein gehören zusammen wie hier an der Vogelsburg bei Volkach. Foto: pow
Kirche und Wein gehören zusammen wie hier an der Vogelsburg bei Volkach.  Foto: pow

Die Deutsche Bischofskonferenz hebt die Messweinverordnung von 1976 auf. In Franken ist man darüber nicht glücklich. Fällt die Bezeichnung "Messweinlieferant"?

Würzburg — Die Deutsche Bischofskonferenz hat die 1976 in Kraft gesetzte "Verordnung über den Gebrauch von Wein bei der Eucharistiefeier" aufgehoben. Als Begründung gibt die Bischofskonferenz an, dass das deutsche Recht inzwischen für eine gute Weinqualität sorge und das Beimischen von Fremdstoffen weitgehend verbiete. "Rein weinbautechnisch kann ich diese Entscheidung nachvollziehen. Ich bedauere sie aber, weil ich viele der Messweinlieferanten des Bistums kenne, denen dieser Status durchaus etwas bedeutet", sagte Dr. Karl Hillenbrand, Generalvikar des Bistums Würzburg.
Im vergangenen Jahr seien Vertreter der 32 diözesanen Messweinlieferanten zur Segnung der ersten Trauben des Jahrgangs in die Kirche des Würzburger Bürgerspitals eingeladen gewesen, erklärte Hillenbrand. Viele dieser Winzer legten Wert auf die nach außen sichtbare kirchliche Bindung. "Wenn der Status ‚Messweinlieferant‘ wegfiele, fände ich das sehr bedauerlich, schließlich tragen die Winzer mit ihrer Tätigkeit wesentlich zum Kern kirchlichen Lebens bei", betonte der Generalvikar.

Reaktionen unterschiedlich

Die Reaktionen der betroffenen Winzer fallen unterschiedlich aus. Bio-Winzer Edgar Wallrapp aus Theilheim sieht die Entscheidung der Bischofskonferenz gelassen. "Bislang hat mir der Status des Messweinlieferanten keinen zusätzlichen Umsatz beschert", erklärte Wallrapp. Mit großem Bedauern reagierte Heike Hench vom Weingut Burkhard Hench in Bürgstadt auf die Neuigkeit. "Wir haben gerne Messwein geliefert, wenn auch der Umsatz nicht besonders groß war. Die entsprechenden Flaschen wurden immer mit einem speziellen Etikett versehen." Mit der Bezeichnung "Messweinlieferant" sei man nicht in der Werbung aufgetreten. "Dennoch wäre es sehr schade, wenn es in Zukunft nicht mehr möglich wäre, speziellen Messwein zu liefern."

Auch Likörweine

Auf eine lange Familientradition als Messweinlieferant verweist auch Stefan Schiebel, Inhaber der Weinkeller Vollert in Sulzfeld am Main. "Wir pflegen schon lange Geschäftsbeziehungen mit vielen Pfarrern." Diese legten für den Messwein Wert auf Qualität. "Wir haben im Messweinsortiment auch Likörweine aus Frankreich und Italien. Diese halten sich aufgrund des höheren Alkoholgehalts besser und eignen sich auch für Gotteshäuser, in denen nur ein- oder zweimal pro Woche Gottesdienst gefeiert wird."
Für Winzermeister Ludwig Keller, Inhaber des Weinguts A. Keller in Eußenheim, ist mit dem Siegel Messwein auch eine besondere Qualität verbunden. "Als Messweinlieferant stelle ich noch höhere Qualitätsanforderungen an den Wein. Das heißt, auf gesetzlich erlaubte Zusätze wie Gummiarabikum und andere Zusätze, um den Wein zu schönen oder schneller trinkfertig zu machen, verzichte ich bewusst. Das erfordert schon im Weinbau mehr Sorgfalt, kommt aber letztlich dem Produkt zugute." Der Kirche fühle sich Kellers Familie eng verbunden. Seine Kinder zum Beispiel seien als Ministranten engagiert.

Enge Kirchenbindung

Auch Generalvikar Hillenbrand weiß um die mehrheitlich enge Kirchenbindung der Messweinlieferanten des Bistums Würzburg. Der 1994 verstorbene frühere Trierer Regens Anton Arens habe ihm berichtet, dass während der nationalsozialistischen Diktatur viele katholische Moselwinzer von den Nationalsozialisten vor Ort gedrängt wurden, das Liefern von Messwein einzustellen. Eine große Zahl der Weinbauern hätte aber lieber Repressalien und Nachteile in Kauf genommen, als diese Form des öffentlichen Bekenntnisses aufzugeben. "Da ich mir sicher bin, dass Ähnliches für die fränkischen Messweinlieferanten gilt, wünsche ich mir, dass eine Form der sichtbaren kirchlichen Bindung erhalten werden kann." Wie diese nach dem Wegfall der Messweinverordnung aussehen könne, sei noch zu prüfen. pow