Demenzkranke reagieren plötzlich wieder: Neues Projekt in Franken "fasziniert sehr"

1 Min
Demenzkranke reagieren plötzlich wieder: Neues Projekt im Kreis Würzburg "fasziniert sehr"
Der Nordbayerische Musikbund nutzt die Kraft der Musik, um Demenzkranke zu erreichen - mit verblüffenden Resultaten.
Demenzkranke reagieren plötzlich wieder: Neues Projekt im Kreis Würzburg "fasziniert sehr"
Monika Feldmeier (Nordbayerischer Musikbund)

Eine spezielle Form der Therapie zeigt vielversprechende Ergebnisse bei Alzheimer und Demenz. Im Raum Würzburg berichten Mitwirkende von verblüffenden Szenen.

Die positive Wirkung von Musik bei Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen. "Es hat sich gezeigt, dass Musiktherapie die kognitiven Fähigkeiten bei Menschen mit Demenz verbessern kann", schreiben die Autorinnen und Autoren einer bereits 2020 veröffentlichten Überblicksanalyse von acht Studien. Bei diesen Personen verbesserten sich dabei auch die wahrgenommene Lebensqualität direkt nach der Intervention sowie Langzeitdepressionen.

Ein weiteres Team hat sich in einer 2024 veröffentlichten Studie ausschließlich auf Alzheimer konzentriert: Das Ergebnis deutet darauf hin, dass die Behandlung mit Musiktherapie die Hirnleistung von Alzheimer-Patienten verbessert. So seien die Hirnleistung im Allgemeinen, das Sprechen, die Orientierung und das Gedächtnis besser geworden. Die Erkenntnisse werden praktisch umgesetzt, beispielsweise beim Nordbayerischen Musikbund (NBMB) mit Sitz in Unterpleichfeld (Kreis Würzburg) - mit erstaunlichen Ergebnissen.

"Urplötzlich können sie den Text": Konzerte für Demente im Raum Würzburg sorgen für Staunen

Im Rahmen des Projekts "Ein Lied für Dich" organisiert der Bund Mitmach-Konzerte für Menschen mit Demenz. "Bei unseren Konzerten waren Menschen im Publikum, die scheinbar auf nichts mehr reagiert haben. Bei altbekannten Liedern, die sie aus ihrer Kindheit kennen oder auch bei Weihnachtsliedern, da singen sie mit, urplötzlich können sie den Text. Das fasziniert schon sehr", berichtet die Musikerin Ulrike, die mit ihrem Amateurensemble regelmäßig in Seniorenzentren auftritt. Zudem können sich Hobby-Musiker beim NBMB mit Sitz in Unterpleichfeld bei Würzburg in Workshops weiterbilden, wenn sie Musik in Pflegeeinrichtungen bringen möchten.

Der Verband hat gemeinsam mit der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt eine Anleitung für entsprechende digitale Musikangebote erstellt. Die Zahl der Demenzkranken steigt weltweit. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden aktuell 55 Millionen Menschen an einer Demenz. Diese Zahl werde bis 2030 auf 78 Millionen und bis 2050 auf 139 Millionen ansteigen, schätzt die Organisation. Obwohl Demenz als Alterserkrankung gilt, betrifft sie nicht nur ältere Menschen. In bis zu 9 Prozent der Fälle tritt die Krankheit laut WHO vor dem 65. Lebensjahr auf.

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die das Gedächtnis, die kognitiven Fähigkeiten und das Verhalten beeinflussen können. Alzheimer ist die häufigste Form und macht laut WHO 60 bis 70 Prozent der Fälle aus. Während Demenz in der Vergangenheit oft als fast unvermeidbar galt, gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass sich die Erkrankung durch verschiedene Maßnahmen verhindern oder zumindest verzögern lässt.  Die sogenannte Lancet-Kommission sorgte kürzlich mit einer neuen Einschätzung für Aufsehen. Dem internationalen Team zufolge ließen sich rund 45 Prozent aller Demenzfälle verhindern oder zumindest hinauszögern. Die Kommission ergänzte zudem neben den 12 genannten potenziell vermeidbaren Risikofaktoren zwei weitere.

Wie wir künstliche Intelligenz einsetzen