Unweit des Altmühlsees bei Gunzenhausen erleben wir die Trauer um den besten Freund des Menschen auf eindrucksvolle Weise. Das Gewässer selbst zeigt sich an diesem heißen Tag sehr geruhsam. Es erfüllt zwei wichtige Aufgaben.
Nein, da ist nichts mehr. Vor allem kein Weg. Fotograf Ronald Rinklef und ich laufen über das eingezäunte Areal am Rand eines Wäldchens, etwa so groß wie ein halber Fußballplatz. Das verzinkte Tor war nicht abgeschlossen. Beinhohe Gräser und Wildkräuter haben sich die Fläche zurückgeholt. Ein paar etwa acht Meter hohe Lebensbäume wirken wie Überbleibsel aus einer vergangenen Zeit.
Hier ist er also, der Tierfriedhof am Altmühlsee. Die Karte im Internet hatte darauf hingewiesen, an der Stelle, wo unser Pfeil beim Spicken gelandet war.
"Keine Ahnung, warum die Nachbarn das aufgegeben haben", hatte uns Josef Heumann bei unserem Eintreffen in Oberschönau (Kreis Ansbach) erzählt. 30 Einwohner hat der kleine Ort. Man kennt sich. Die Betreiber des Tierfriedhofs seien weggezogen. Der Sohn habe das Wohnhaus im Ort übernommen. An diesem Vormittag ist er allerdings nicht anzutreffen. "Ich glaube, der Friedhof war ein Geschäftsmodell", erzählt der Oberschönauer weiter. Er sei genehmigt gewesen, jährlich seien 20 bis 30 Tiere bestattet worden. Seit zwei Jahren sei aber Schluss, warum auch immer.
"Was hängst Du Dich denn da so hin?"
Wir stehen zwischen Gräsern, Heuschrecken und Mäuselöchern und wollen das überwucherte Areal gerade verlassen, da fährt ein Auto an den hinteren Rand der Einzäunung. Zwei ältere Herrschaften steigen aus. Sie treten durch das zweite Tor ein. In den Händen Eimer, Rechen und ein Wassergefäß. Jetzt erst sehen wir: Da ist noch ein Grab. "Mandy" ist auf dem Schild zwischen einer Thuja und ein paar Blumen in Töpfen zu lesen. Der Rasen ringsherum scheint regelmäßig gemäht.
"Sie war ein Bild von einem Hund", erzählt die Frau. Edeltraud Kelsch und ihr Mann Herbert haben hier im Februar 1996 ihre Schäferhündin begraben. "Wir wohnen in Ansbach. Es gab damals keine anderen Tierfriedhöfe." Der Hund sei ganz überraschend gestorben, zehneinhalb Jahre alt. "Das war furchtbar für mich. Sie war ein Familienmitglied", sagt Edeltraud Kelsch mit versteinerter Miene.
Es ist nicht so, dass die Kelschs sonst keine Familienmitglieder hätten. Sohn und Tochter haben auch schon längst Kinder. "Was hängst Du Dich denn da so hin?", erzählt Edeltraud Kelsch, werde sie immer wieder mal gefragt. "Das Ganze ist ein wenig umstritten", sagt ihr Mann sanft, fast ein wenig entschuldigend. "Tierliebe über den Tod hinaus oder nicht? Aber wenn wir ihn hier nicht beerdigt hätten, wäre unser Hund einfach ,entsorgt‘ worden."
Friedhof bleibt bis zum Lebensende
Wunderschön sei der Friedhof früher gewesen, immer gemäht. Jetzt soll wieder Wald angepflanzt werden. "Die Eigentümerin hat uns versprochen, dass wir das Grab, solange wir leben, noch pflegen können", berichtet Frau Kelsch. Alle 14 Tage kämen Sie hierher. "Wir fahren gleichzeitig immer an den Altmühlsee. Das verdanken wir unserem Hund."