Flugsaurier waren Giganten der Lüfte. Doch wie sie sich dazu entwickelt haben, war lange nicht eindeutig. Ein Fund in Franken erweist sich nun als Glücksfall für die Wissenschaft und schließt eine Forschungslücke.
Großer Kopf, langer Hals, kurzer Schwanz – Forschende haben in Bayern eine neue Flugsaurierart entdeckt. Sie erhielt den Fachnamen Skiphosoura bavarica - also "Schwertschwanz aus Bayern" - wegen des kurzen, spitzen Schwanzes, wie das Team um den Paläontologen David Hone von der Londoner Queen Mary University im Fachjournal "Current Biology" erläutert.
Die Überreste des Tieres sind demnach nicht nur ungewöhnlich gut erhalten, sondern liefern auch wichtige Erkenntnisse zur Evolution der Flugsaurier: Denn Skiphosoura bavarica füllt eine lange bestehende Lücke zwischen zwei Flugsaurier-Gattungen.
Flügelspannweite 70 Prozent größer als bei vergleichbaren Arten
Flugsaurier (Pterosauria) lebten nach Angaben des Naturkundemuseums in Berlin von vor 200 Millionen bis vor 65 Millionen Jahren. In der Jura-Zeit waren die fliegenden Reptilien eher klein, in der Kreidezeit erreichten sie enorme Größen mit teils zehn Metern Flügelspannweite.
Die neue Spezies wurde der Studie zufolge bereits 2015 in einem Kalksteinbruch nahe Solnhofen entdeckt - in der Region hatte es zuvor bereits andere wichtige Pterosaurier-Funde gegeben. Der Fund wurde nun in analysiert und die Ergebnisse im Fachjournal "Current Biology" veröffentlicht.
Das Besondere: Skiphosoura bavarica ist ungewöhnlich groß für die Jura-Zeit und dreidimensional erhalten geblieben. Laut Studie wies der Flugsaurier eine Flügelspannweite von etwa 1,75m auf: Im Vergleich zu den Giganten der Kreidezeit mag dies klein sein. Doch Skiphosoura bavarica ist damit um fast 70 Prozent größer als der nächstgrößte Vertreter "Rhamphodactylus" - ein Flugsaurier derselben Hauptgruppe, der in den 2000ern im bayerischen Mörnsheim entdeckt worden war.
Skiphosoura schließt Lücke zwischen zwei Hauptgruppen
Erstautor David Hone spricht bei Skiphosoura bavarica von einem "unglaublichen Fund", den er ab 2022 untersucht und beschrieben habe. "Es hilft uns wirklich, herauszufinden, wie diese erstaunlichen fliegenden Tiere gelebt und sich entwickelt haben." Lange Zeit habe es da eine große Lücke gegeben.
Die Paläontologie hatte die Flugsaurier laut den Studien-Autoren lange Zeit in zwei Hauptgruppen geteilt: Die frühen Arten hatten kurze Köpfe und Hälse, eine lange fünfte Zehe und einen langen Schwanz. Bei den späteren, deutlich größeren Exemplaren war es genau andersherum: Sie hatten große Köpfe, lange Hälse, eine kurze fünfte Zehe und kurze Schwänze. Doch wie sich diese Körpermerkmale über die Zeit wandelten, sei lange nicht eindeutig gewesen.