Die preisgekrönten "Los Grillos" aus Franken legen nicht nur Entenbrust und Rinderfilet auf ihre Grills, sondern auch Kuchen, Törtchen und sogar Eis.
Dirk schneidet die Wassermelone in handliche Stücke. "Wirst schon sehen", erklärt er dem verdutzten Betrachter. "Das schmeckt total lecker." Dann legt er die Scheiben auf den Grill.
Treffpunkt Sennfeld bei Schweinfurt, im Garten von Alex und Ulli Rücker. Das Areal ist ein kleines Paradies. Was zuerst ins Auge springt: Vier mächtige Grills. "Der Trend geht zum Fünftgrill", sagt Alex und lacht. Man ist hier gleich per Du. "Das Schönste am Grillen ist die Stimmung", meint Dirk. Meisterschaften und Pokale sind aber auch nicht schlecht.
Dirk und Alex kennen sich seit Kindheitstagen. Der Kontakt ist nie abgerissen. Seit 2013 hat er eine neue Dimension erreicht. "Alles begann mit einer Flasche Jack Daniels", erinnert sich Dirk. Am Ende des Abends hatten sie zusammen mit Manne Rücker die Entscheidung getroffen, ein Grill-Team zu gründen. 2015 wurde daraus ein Verein: Los Grillos e.V.
2014 nahmen sie bereits an ihrer ersten fränkischen Meisterschaft in Hof und vier Wochen später an der Deutschen Meisterschaft in Schweinfurt teil. "Völlig blauäugig", erinnert sich Dirk. Heute weiß er. "Wir haben die Nebenschauplätze unterschätzt." Kaum Tischdekoration, kaum eine Ahnung, wie der Tisch für den nächsten Gang hergerichtet werden soll. Längst haben die 13 Vereinsmitglieder dazugelernt. Ergebnis: Deutscher Grill- und BBQ-Meister 2018, Bayerischer Grill-Meister 2019. Und der Höhepunkt: Die Teilnahme an der Grill-Weltmeisterschaft 2017 in Irland, die mit dem Sieg in der Kategorie "Vegetarisches Grillen" endete. "Ein Wahnsinn", erinnert sich Alex.
Einen Lkw und einen Kombi hatten sie voll beladen. Grills, Teller, Deko, Fleisch, Fisch und Obst: alles mit dabei. Auf Zufälle wollten sie sich nicht mehr einlassen. Die Strecke von der Grillstation zum Zelt der Juroren wird mittlerweile im Vorfeld abgelaufen, um die benötigte Zeit zu ermitteln. "Jeder im Team muss seine Aufgabe auf die Sekunde erledigen", weiß Heike, die als gelernte Floristin für die Tisch-Dekoration zuständig ist. Wenn der Holzgrill um 13.35 Uhr 200 Grad Celsius aufweisen soll, dann muss das auch genau so sein. "Bei Grill-Meisterschaften geht es um Perfektion und blindes Vertrauen", weiß Dirk. Zwei Tage lang müssen alle Team-Mitglieder voll bei der Sache sein. "Das ist wie Hochleistungssport."
Schnell haben sich die Qualität und das Wissen der "Los Grillos" herumgesprochen. Sie haben regionale Unterstützer für ihren Lebensmittel- und Grillbedarf gefunden und halten in normalen Zeiten Grill-Seminare ab. "Heuer gibt es wegen Corona weder Meisterschaften noch Seminare", bedauert Dirk. 15 bis 22 Teilnehmer erhalten bei den Kursen normalerweise wertvolle Tipps für die eigenen Grill-Aktivitäten. Der wichtigste Ratschlag: Die Grundlage muss hochwertig sein. Das Fleisch sollte beispielsweise von regionalen Metzgern stammen, die vor Ort schlachten. Bei Billigfleisch vom Discounter zieht es den Grill-Profis den Magen zusammen. "Da bringt auch der teuerste Grill nichts", sagt Dirk, der aus eigener Erfahrung weiß, dass man grundsätzlich mit jedem Grill grillen könne. Ein Deckel sei allerdings ein Muss. "Sonst kann ich die Temperatur nicht kontrollieren", erklärt Dirk und schiebt die Sonde seines Thermometers in eine Scheibe Rindfleisch. Direkt über den glühenden Kohlen scharf anbraten und dann in die indirekte Zone legen. "Langsam garen lassen", sagt Dirk. "Grillen braucht Zeit."
Gewürze braucht es dagegen kaum. Ein bisschen Salz, ein bisschen Pfeffer. "Das Fleisch soll den Geschmack bringen", erklärt Alex, der bei der Frage nach einer Marinade eine kleine Falte auf der Stirn produziert. Nassgewürze sind für den selbst ernannten "Pfeffer-Fetischisten" nicht das Wahre. Wer marinierte Steaks kauft, sollte die Marinade auf jeden Fall abwischen, bevor das Fleisch auf den Grill kommt. "Sonst verbrennt die Marinade mit ihren Gewürzen und das Ergebnis schmeckt bitter."