AKW Grafenrheinfeld: Spektakuläre Aufnahmen zeigen Sprengung aus ganz besonderer Perspektive
Autor: Clara Maria Wimmer
Grafenrheinfeld, Mittwoch, 21. August 2024
Die Kühlturm-Sprengung im AKW Grafenrheinfeld hat Tausende Menschen angelockt, die das besondere Ereignis live sehen wollten. Nun liegen spektakuläre Aufnahmen vor, die das Schauspiel nochmal aus einer ganz anderen Perspektive zeigen.
In Grafenrheinfeld wurden am Freitag (16. August 2024) die zwei Kühltürme des Atomkraftwerks gesprengt. Allein in der Nähe des Atomkraftwerks haben sich nach Angaben der Polizei schätzungsweise rund 10.000 Menschen versammelt, um das Spektakel live mitzuverfolgen - auch, wenn sie dafür länger ausharren mussten, als geplant, da ein 37-jähriger Aktivist die Sprengung um knapp 1,5 Stunden hinauszögerte. Trotzdem wurden die Kühltürme des Kernkraftwerks schließlich "erfolgreich und sicher zum Einsturz gebracht", erklärt die Preussen Elektra.
Zentraler Bestandteil des Sicherheitskonzepts war eine weiträumige Absperrung um das Kraftwerk - die Sprengung konnte also nur mit großem Abstand beobachtet werden. Zahlreiche Pressevertreter haben Material gesammelt und veröffentlicht, doch nun hat die Preussen Elektra, die für die Stilllegung und den Rückbau des Kraftwerks in Grafenrheinfeld verantwortlich ist, einzigartige Aufnahmen der Sprengung geteilt. Die spektakulären Videos wurde mittels Drohne aufgenommen, welche eine ganz besondere Perspektive auf das außergewöhnliche Ereignis ermöglichen.
Atomkraftwerk-Sprengung in Grafenrheinfeld: "Sprengmaul" dank spezieller Technik - 260 Kilogramm Sprengstoff
Die Sprengung war eigentlich am Freitag (16. August 2024) um 18.30 Uhr geplant. Ein Aktivist verzögerte den Abbruch der Kühltürme zwar schließlich um knapp 1,5 Stunden - als der angesetzte Zeitpunkt allerdings immer näher rückte, hatte der Atomkraft-Befürworter jedoch schon "ein wenig Angst", gesteht er im Gespräch mit inFranken.de. "Exakt um 19.55 Uhr fielen zunächst der nördliche und circa 15 Sekunden später der südliche Kühlturm in sich zusammen", berichtet die Preussen Elektra. In den spektakulären Aufnahmen sind auch die technischen Details der Sprengung gut zu erkennen, bei welcher es sich um eine sogenannte "Kipp-Kollaps-Sprengung" handelt.
Die Kipp-Kollaps-Sprengung ist eine Art der Fallrichtungssprengung, bei der die Türme zunächst in eine vorgegebene Richtung angekippt werden und schließlich kollabieren. "Hierfür wurden ab Ende Juni circa 16 Meter lange Fall- und circa 40 Meter hohe Vertikalschlitze in die Kühlturmschalen eingebracht", erklärt Preussen Elektra. Zusätzlich wurden in die Schlitze sowie in die Hälfte der jeweils 72 Kühlturmstützen zahlreiche Löcher gebohrt, welche mit Sprengladungen befüllt wurden. "In Summe kamen 1.340 elektronische Zünder und 260 Kilogramm Sprengstoff zum Einsatz". Bei der gezielten Sprengung entstand in Kombination mit den angebrachten Schlitzen schließlich ein sogenanntes "Sprengmaul", das die Kühltürme kontrolliert in sich zusammenfallen ließ.
"Unsere Sprengung ist super verlaufen, wir sind alle sehr, sehr glücklich, sehr zufrieden, es ist genauso gelaufen wie wir uns das vorgestellt haben", freut sich Ulrike Matthes, die Sprengmeisterin. Doch nicht nur die Sprengung, auch die endgültige Zerstörung der Grafenrheinfelder "Wahrzeichen" ist für einige Menschen ein besonderes Ereignis: "Wahrscheinlich hat es bei mir sehr viel ausgelöst", gibt Bürgermeister Christian Keller (CSU) zu. "Ähnlich wie vielleicht bei vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es hängt mehr an dem Gebäude bei uns, es hängt Herzblut dran", sagt er. "Und in dem Moment, wenn so etwas Großes, Mächtiges zusammenfällt, dann macht das schon was etwas mit einem."
Kühltürme in Grafenrheinfeld sind weg: So geht es am Kernkraftwerk-Standort weiter
"Der Abbau der Kühltürme steht sinnbildlich für den großen Rückbaufortschritt", erklärt die Preussen Elektra ihren Standpunkt. Durch die Sprengung sind rund 55 Tausend Tonnen Bauschutt entstanden, hauptsächlich Beton. Ein Großteil davon, etwa zwei Drittel, werden zum Verfüllen einer der beiden Kühlturmtassen verwendet. Diese Fläche soll später als Lagerfläche für Materialien aus dem Rückbau des Kernkraftwerks genutzt werden. "Der restliche Teil des Betonbruchs sowie Kunststoffe und Metalle werden dem Wertstoffkreislauf zugeführt", heißt es. Bezüglich der Zukunft des Kraftwerksgeländes sagt Guido Knott, Vorsitzender der Geschäftsführung: "Mit der heutigen Sprengung haben wir die bekannte Silhouette von Grafenrheinfeld für immer verändert und Raum für Neues geschaffen."
Parallel zum Rückbau arbeite man bereits an einer sinnvollen und wertschöpfenden Entwicklung des Standorts. Die Sprengung solle "natürlich nicht bedeuten, dass das jetzt auch aus dem Gedächtnis verschwindet", erklärt Bürgermeister Keller. "Wir haben hier immer noch einen Standort, wir haben das Zwischenlager, die Anlage und 50 Hektar Gewerbefläche. Es war natürlich ein besonderer Tag für uns, aber mir geht es gut, es hat alles gut funktioniert." Auch Landrat Florian Töpper (SPD) ist zufrieden mit dem Verlauf: "Dank der sehr guten Zusammenarbeit ist die Sprengung zwar mit Verzögerung, aber erfolgreich und sicher verlaufen."