Die Party zum 140-jähriges Bestehen wurde teurer als gedacht. Monate nach der "Malle"-Party flatterte ein Anwaltsschreiben auf den Tisch der örtlichen Feuerwehr.
In Wargolshausen versteht man zu feiern. Das kleine Dorf ist bekannt für viele und vor allem immer gut organisierte Feste. Kein Wunder also, dass die Freiwillige Feuerwehr ihr 140-jähriges Bestehen im vergangenen Jahr gebührend feiern wollte. Während viele traditionelle Bierzeltfeste in anderen Dörfern aufgrund steigender Auflagen und Auslagen längst nicht mehr stattfinden, wollten es die Wargolshäuser Floriansjünger noch einmal wissen. Zwei Jahre planten sie und stellten mit viel ehrenamtlichen Engagement ein großes Festzelt auf. Es wurde geschreinert und gewerkelt, eine Bar gemauert und das alte Feuerwehr-Auto umdekoriert. "Das schönste Bierzelt der Region" war das Ziel.
"Malle" wird fränkischer Feuerwehr zum Verhängnis
Von Donnerstag bis Montag sollte gefeiert werden, wie früher, wie immer. Wohlwissend, dass das Fest durch die frühe Sperrstunde im Landkreis Rhön-Grabfeld und enorme Kosten aufgrund von hohen Sicherheits- und Gesundheitsauflagen kein Selbstläufer werden wird.
Dennoch: Um auch die junge Zielgruppe in der Region anzusprechen, machte eine "Mallorca-Party" den Auftakt zum Festwochenende. Partystimmung wie auf der Urlaubsinsel. Und genau diese wurde dem Dorfverein nun zum Verhängnis. Neben der klassischen Werbung erstellten die Wargolshäuser auch eine Facebook-Veranstaltung. Im Beschreibungstext, nicht im Veranstaltungsnamen, verwendeten sie dort das Wort, das im umgänglichen Sprachgebrauch für die spanische Insel Mallorca steht: "Malle". Und diese fünf Buchstaben haben es in sich.
Der Unternehmer Jörg Lück aus Hilden (Nordrhein-Westfalen) hatte sich schon 2002 beim Deutschen Marken- und Patentamt dieses Wort schützen lassen. Seitdem werden regelmäßig Diskothekenbetreiber, Musiker und Partyveranstalter zur Kasse gebeten. Oder eben kleine Vereine. So geschehen nun in Wargolshausen.
"Da will uns bestimmt jemand reinlegen": Vorsitzende traut ihren Augen nicht
Als Susanne Chevallier, seit Jahren ehrenamtlich in der Funktion der 2. Vorsitzenden im Feuerwehrverein tätig, den Anwaltsbrief las, traute sie ihren Augen nicht. "Wir dachten zuerst natürlich, das ist eine Masche. Da will uns bestimmt jemand reinlegen. Doch nach intensiver Recherche mussten wir feststellen: Das Schreiben ist echt! Jetzt sollen wir einen vierstelligen Betrag zahlen. Das ist für uns als kleinen Dorfverein eine Katastrophe. Vor allem aber auch für die vielen Helfer, die monatelang freiwillig zum Gelingen dieses Fests beigetragen hatten. Wenn nach so einem Kraftakt fast nichts für den Verein übrig bleibt, dann ist das einfach sehr traurig. Und dass es überhaupt möglich ist, solch einen gängigen Begriff, der fest im umgänglichen Sprachgebrauch verankert ist, als Marke zu schützen, das hätten wir uns im Leben nicht träumen lassen."