"Es geht wirklich: Du kannst deine eigenen Träume leben" — dieses Fazit zogen Jonathan Steinhardt (Herschfeld) und Viktor Toth (Berlin) bei ihrem Vortragsabend im kleinen Kursaal in Bad Königshofen. Beide hatten ein Freiwilligenjahr absolviert. Jonathan war bei "Kulturweit", Viktor beim "Freiwilligendienst weltwärts".
Mit ihrem Vortrag hatten sie innerhalb kürzester Zeit die zahlreichen Gäste in ihren Bann gezogen. Von Argentinien bis Ghana reichte der Reisebogen, den die beiden spannten, während sie von ihrem Auslandsjahr im freiwilligen Dienst berichteten. Betreut und auch finanziell abgesichert wurden beide durch das auswärtige Amt und so konnten auch die Eltern zu Hause beruhigt sein, wussten sie ihre Sprösslinge doch gut aufgehoben.
Zunächst berichtete Jonathan den Gästen Allgemeines vom freiwilligen kulturellen Jahr bei "Kulturweit". Das ist kein Entwicklungsdienst, sondern eine Einrichtung für Jugendliche, die sich über Grenzen hinweg verständigen wollen. Ins Leben gerufen wurde die Einrichtung von Walter Steinmeier, als dieser im auswärtigen Amt tätig war. 400 junge Menschen aus Schulen und Universitäten in 60 Ländern erarbeiten sich, wie Jonathan sagte, interkulturelle Lernerfolge.
Ziel der verschiedenen Bildungsangebote sei auch, für eine weltoffene Gesellschaft zu werben. Den Jugendlichen wird dabei sehr vieles zugemutet aber auch zugetraut. Letztendlich gehe es darum, voneinander zu lernen, persönliche Kontakte zu knüpfen und das Deutschlandbild, das in den Ländern oft verfälscht ankommt, "gerade zu rücken."
"Tue es einfach!", sagten Jonathan und Viktor und wollten Jugendlichen Mut machen, es ihnen nach zu tun. Beide hatten überlegt, wie es nach dem Abitur weitergehen soll. "Viele haben ja auch keine Ahnung von der Welt", fügte Viktor an und so kamen sie auf das Angebot des Auswärtigen Amtes. Viktor wollte eigentlich nach England und kam dann bei seinen Recherchen auf Ghana. "Da wurde ich neugierig und wollte es ausprobieren und einmal sehen, was auf mich zukommt."
Sein Jahr stellte sich, wie er lachend sagt, als eine "Wundertüte" heraus.
Sein Motto, "sich auf alles einlassen", war da genau richtig.
Jonathan erzählte von seinen Überlegungen, wie es beruflich weiter gehen könnte: Lehrassistent, Regisseur oder Unternehmer? Um das auszuprobieren ging er nach Argentinien als Lehrassistent. Dort unterrichtete er die deutsche Sprache, war bei der Hausaufgabenbetreuung aktiv und versuchte, seine Ideen umzusetzen.
Seine Leidenschaft ist Beatboxing - die Kunst, die kompliziertesten Rhythmen mit dem Mund zu kreieren. "Also mit dem Mund Schlagzeug- und andere Percussion-Instrumente zu imitieren und dabei außer einem Mikrofon keine weiteren Hilfsmittel zu verwenden." Im Gegensatz zu anderen Gesangskünsten, die sich vor allem mit Vokalen befassen, liegt der Fokus des Beatboxens in den verschiedenen Klangmöglichkeiten der Konsonanten.
Man kann sich vorstellen, dass solch ein Deutschunterricht von Jonathan Steinhardt natürlich die Kinder begeisterte und man so Pronomen einmal ganz anders lernte. Gemeinsam wurde sogar ein Lied geschrieben, Videos gedreht und die Begeisterung für Jonathan und seine Ideen half letztendlich auch, Deutschland zu verstehen.
Viktor erzählte von seinen Aufgaben, von Computerkunde und Kursen, von 40 Schülern im Alter zwischen 12 und 17 Jahren und von Internetcafés, wo man das Gelernte umsetzen konnte. Bis heute sind noch Kontakte über Facebook bei beiden vorhanden.
Dann zeigten die Referenten Bilder von den jeweiligen Ländern und berichteten von den einfachsten Verhältnissen, von Menschen in Ghana, die mit einer großen Familie auf 20 Quadratmetern leben, von Wasserfällen, fantastischen Landschaften in Argentinien. Ins Herz geschlossen haben Viktor Toth und Jonathan Steinhardt die Menschen in den Ländern.
Während Viktor von der offenen, warmherzigen Kultur in Ghana spricht und erzählt, dass hier ganze Sätze im Sprachgebrauch vorgegeben sind, berichtet Jonathan von temperamentvollen Argentiniern. Für beide hat der einjährige Aufenthalt ihr Leben geprägt. Jonathan wurde Ende November 2013 aufgrund seiner gezeigten Qualitäten nochmals als Gruppenleiter für ein Jugendcamp nach Argentinien geholt. Hier war er eine Woche lang als Workshopleiter für Beatbox und Rap aktiv. Zehn südamerikanische Kinder haben in dieser Zeit gemeinsam mit ihm auf deutsch und spanisch Musik gemacht. Das Endprodukt war ein von ihnen geschriebenes Lied, und dessen Live Performance, die auch aufgenommen wurde und zu sehen waren. Er hat sich entschieden Unternehmensgründung in Berlin zu studieren. Zeitgleich arbeitet er in einem Berliner Start-Up Unternehmen, das Filme macht, in der Geschäftsleitung.