Frankenapostel in Tromsö

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Die Statue des Heiligen Kilian steht auf dem Altar des Bischofspalais in Tromsö. Der Altar wurde in Deutschland gebaut und Bischof Berislav Grgic geht davon aus, dass sein Vorgänger ein Verehrer der Frankenapostel war und deshalb die Assistenzfigur dort anbringen ließ. Text/Foto: Hanns Friedrich
Die Statue des Heiligen Kilian steht auf dem Altar des Bischofspalais in Tromsö. Der Altar wurde in Deutschland gebaut und Bischof Berislav Grgic geht davon aus, dass sein Vorgänger ein Verehrer der Frankenapostel war und deshalb die Assistenzfigur dort anbringen ließ.  Text/Foto: Hanns Friedrich

Auf einem norwegischen Altar thront der Heilige Kilian

LEBENHAN. Die Missionare der Heiligen Familie sind in Rhön-Grabfeld über viele Jahrzehnte bekannt. Einst hatten sie ein Kloster in Lebenhan, das dann aber aufgelöst wurde. Allerdings sind heute noch Priester aus dieser Ordensgemeinschaft vor allem in der Rhön aktiv. Kein Wunder also, dass Berislav Grgić, Bischof von Tromsö in Norwegen, als er von seiner Bischofskirche erzählt und davon, dass diese von den Missionaren der Heiligen Familie betreut wird, Lebenhan ins Gespräch bringt.

"Das ist doch der Landkreis aus dem Sie kommen und bei den Mitbrüdern in Lebenhan war ich schon." Schmunzelnd setzt er hinzu: "So klein ist die Welt!" Als er seine kleine Hauskapelle zeigt, fällt sofort die Assistenzfigur des Frankenapostels Kilian auf.
Wieso die am Altar in Tromsö steht? Der Bischof weiß dazu nur, dass sein Vorgänger, Gerhard Goebel, diesen Altar in Deutschland hat bauen lassen und wahrscheinlich ein Verehrer des Frankenapostels war. Neben der Statue des heiligen Kilian findet man die der heiligen Brigitte.
Der Bischofssitz in Tromsö war immer mit einem Oberhirten besetzt, der aus Deutschland kam. Wer die Bischofskirche in Tromsö betritt, dem fällt zunächst eine Tafel am Eingang auf, die darauf verweist, dass das Gotteshaus vom Bonifatiuswerkes der Deutschen Katholiken finanziell mitgetragen wird. Auf die Missionare der Heiligen Familie wiederum verweist eine Ikonenmalerei. Kurz greift der Bischof im Gespräch auf die Geschichte zurück, als Papst Pius X. 1855 die apostolische Präfektur des Nordpols errichtete und damit die Missionierung des arktischen Gebietes begann.
Anlaufpunkt war schon damals Tromsö. Die Pfarrei "Unserer Lieben Frau" wurde 1860 errichtet. Seit 1955 ist dieser Bischofssitz mit sieben Gemeinden, die sich über den dünnbesiedelten Norden erstrecken. Die katholische Gemeinde in Tromsö umfasst heute 1358 Mitglieder und ist damit die größte in Nordnorwegen. Noch heute wirken auch die St. Elisabethschwestern, die seit 1906 in Tromsö sind, und die Missionare der Heiligen Familie. Sie gibt es seit 1931.
Berislav Grgić ist seit 2008 Bischof in Tromsö. Zuvor war er Pfarradministrator des Pfarrverbandes Oberhaching bei München. Im Jahr 2007 hat ihn Papst Benedikt XVI. zum Päpstlichen Ehrenprälaten ernannt. Wenn sich Berislav Grgić an seine Bischofsweihe in Tromsö erinnert schmunzelt er, denn die fand im evangelischen Dom von Tromsö statt, weil die katholische Bischofskirche zu klein ist.
Wenn der Bischof auf die Kirchengemeinden seiner Diözese verweist, zeigt sich, dass sich die bis zur norwegisch-russischen Grenze und weiter über die Barentssee nach Svalbard hin ziehen. Mehr als 1500 Kilometer liegen zwischen der südwestlichsten Pfarrei Bodø und der nordöstlichsten Gemeinde Hammerfest auf dem norwegischen Festland. Für die rund 7000 Katholiken, die auf einer Fläche von 175.000 Quadratkilometer betreut werden, sind elf Priester zuständig. Für deutsche Verhältnisse kaum zu glauben: Die Priester fahren oftmals mehrere Stunden und legen bis zu 170 Kilometer zurück, um ihren seelsorgerischen Verpflichtungen nachzukommen. "In Ausnahmefällen geht es dann eben zu Wasser oder mit dem Flugzeug oder einem Helikopter zum Gottesdienst", erzählt der Bischof.
Stolz ist er darauf, dass seit 1979 die Zahl der Katholiken von 900 auf 7000 anstieg. Grund dafür ist die enorme Einwanderungsquote in Norwegen, vor allem auch durch Fachkräfte. Immerhin gibt es in Tromsö an die 150 verschiedene Nationalitäten, von denen viele aus katholisch geprägten Regionen kommen.
Seine Diözese bezeichneter er als eine "große Diaspora". Die weiten Entfernungen zum nächsten Gotteshaus führen natürlich dazu, dass die Gläubigen zu den Sonntagsmessen weit fahren. "Bis zu 170 Kilometer legen sie zurück und das ist keine Seltenheit", sagt der Bischof von Tromsö. Deshalb ist es wichtig, dass nach den Gottesdiensten sogenannte "Kirchencafés" angeboten werden.
Grgić stammt aus Kroatien und so ist es nicht verwunderlich, dass er seine Heimat, die Sonne, das Meer immer wieder einmal vermisst. "Vor allem in den Wintermonaten, wenn hier keine Sonne scheint und es tagsüber nur für vier Stunden hell wird." So zieht es ihn natürlich im Urlaub immer wieder einmal in die Heimat nach Kroatien. Fragt man ihn nach seinem Ruhestand lacht er und sagt: "Das kann dann nur Richtung Süden sein, denn wir sind die nördlichste Diözese der Welt."