Wöhrder See: Der Kapitän trägt Badehose

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Markus Söder auf großer Fahrt auf dem Wöhrder See Foto: Heimatministerium
Markus Söder auf großer Fahrt auf dem Wöhrder See Foto: Heimatministerium
Noch Baustelle - im nächsten Sommer schon Badestrand: Die Norikusbucht soll mit einem Damm abgetrennt werden vom übrigen See und schon im nächsten Sommer zum Baden einladen. Foto: Nikolas Pelke
Noch Baustelle - im nächsten Sommer schon Badestrand: Die Norikusbucht soll mit einem Damm abgetrennt werden vom übrigen See und schon im nächsten Sommer zum Baden einladen. Foto: Nikolas Pelke
 
Robert und Emi am neuen Sandstrand bei Sonnenuntergang. Foto: Nikolas Pelke
Robert und Emi am neuen Sandstrand bei Sonnenuntergang. Foto: Nikolas Pelke
 

Markus Söder (CSU) hat sich die Revitalisierung des Wöhrder Sees in seiner Heimatstadt auf die Fahnen geschrieben. Im nächsten Sommer sollen die Nürnberger schon in dem Stausee baden können, hat der Finanzminister kürzlich auf hoher See versprochen.

Auch Robert und Emi tun es. Am Abend gehen sie verliebt am "Söderstrand" in Nürnberg spazieren. "Wir finden es hier total romantisch", sagt Robert und schaut mit seiner Freundin auf das spiegelglatte Wasser des 1968 erbauten Stausees vor den Toren der Stadt, den der Nürnberger CSU-Politiker Markus Söder beinahe im Alleingang seit einigen Jahren wieder reanimieren will.

Söder- oder Malystrand?

"Söderstrand" nennen die Nürnberger die neue Wasserwelt freilich nur hinter vorgehaltener Hand. Seit Jahren gibt es einen inoffiziellen Wettbewerb darum, wer der wahre Retter des Wöhrder Sees ist. Söder oder Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD).

Rund 16 Millionen Euro gibt der Freistaat seit 2011 für die Frischzellenkur des Gewässers aus, das mit den Jahren immer mehr zu verschlammen und schließlich zu verlanden drohte. Mit Baggern wurde der Grund gereinigt. Riesige Steine wurden versenkt, um die Fließgeschwindigkeit der aufgestauten Pegnitz zu erhöhen. Der Uferbereich wurde neu gestaltet, damit echtes Strandfeeling aufkommen kann. Sand wurde tonnenweise verschüttet, damit die Nürnberger den Sommer mit ihren Zehen spüren können.

Noch nutzen die Nürnberger ihren neuen Strand freilich nur zum Flanieren. Noch erinnern sich viele zu gut an die traurig-trübe Gewässerqualität, das der ursprünglich für den Hochwasserschutz errichte Pegnitz-Stausee einst mit einem Fischteich gemein hatte.

Vom Karpfenteich zur Copacabana

Das soll sich nach dem Willen des ehemaligen Umwelt- und heutigen Finanzminister ändern. Vom Karpfenteich zur Copacabana: Schon im nächsten Jahr sollen sich die Nürnberger mit Freude hier in die Fluten stürzen können. Das hat Markus Söder den Nürnbergern kürzlich "auf hoher See" versprochen. Mit einem Katamaran hat der Finanzminister den See inspiziert.

Bei der Bootsfahrt hat Söder auf neue "Unterwasser-Inseln" hingewiesen, die künstlich knapp unter der Wasseroberfläche errichtet werden, um die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen. Kapitän Söder hat Kurs auf die Koordinaten genommen, wo einmal die "schwimmenden Inseln" stehen und später als Brut- und Nistplätze für Wasservögel und sonstiges Getier dienen sollen. Die "Öko-Eilande" sollen jeweils 30 Meter lang und zehn Meter breit werden. Später soll Schilf und Röhricht auf den Inseln gedeihen. Insgesamt drei künstliche Atolle lässt der Minister ab Herbst diesen Jahres im See errichten.

Klotzen statt kleckern

Damit die Nürnberger in ihrem neuen See auch wirklich baden können, baut der Minister einen Damm, der die südwestliche "Norikus"-Bucht vom Rest des Sees abtrennt. Dort soll über einen speziellen Zulauf aus Kieselsteinen das Wasser zusätzlich gereinigt werden, damit die Badehungrigen nicht in trüben Fluten planschen müssen. Damit nicht genug. Söder wäre nicht Söder, wenn er nicht noch ein kleines Bonbon obendrauf setzen würde. Auf dem vier Meter breiten und 400 Meter langen Damm sollen die Nürnberger später freilich auch flanieren dürfen. Klotzen statt kleckern, so lautet die Devise bei der Neugestaltung des Gewässers als Freizeit- und Badeparadies.

Überhaupt drückt Söder bei der Umgestaltung des Stausees kräftig auf die Tube. Dem Minister kann es mit den revitalisierenden Maßnahmen gar nicht schnell genug gehen. Seit Jahren beschwert sich Söder mehr oder weniger offen und lautstark über die lahmen Mühlen der Stadt, die beim Tempo, das er vorgibt, einfach nicht mithalten könne.

Versöhnlichere Töne

Während Söder für den See zuständig ist, kümmert sich die Stadt um die Grünflächen rund um den See. Damit der See in neuer Schönheit erstrahlen kann, müssen Stadt und Staat, Maly und Söder, wie ein Uhrwerk zusammenarbeiten. Das weiß auch Söder und schlug kürzlich versöhnliche Töne an. Ja, die Stadt hätte ein bisschen früher in die Gänge kommen können und sich rechtzeitiger um neue Gehwege und Biergärten kümmern können, monierte der Minister. Jetzt müsse sich die Stadt eben beeilen, um ihre Hausaufgaben rund um den neuen See endlich zu erledigen, sagte Söder konziliant und gab das versöhnliche Fazit aus: Schön, dass die Stadt jetzt nachzieht! Mit anderen Worten heißt das wohl: Warum nicht gleich so?

Der Minister weiß freilich, dass er der Stadt bislang immer stets einen großen Schritt voraus gewesen ist. Das gefällt ihm sichtlich gut. Schließlich wird es auch einmal um die Frage gehen, wem Ruhm und Ehre gebührt für all die Heldentaten. Manche spekulieren in der Stadt schon über einen geeigneten Standort am See, wo man dem Minister ein schönes Denkmal errichten könnte. Die Pose scheint unstrittig zu sein. Der Minister als Kapitän auf hoher See. Natürlich in Badehose.