Und wenn man schon in Polen ist, sollte man natürlich auch Piroggen essen. Eine riesige Auswahl der Teigtaschen in unterschiedlichsten Zubereitungsarten und Größen und mit diversen Füllungen und Dips gibt es in der "Pierogarnia Stary Mlyn". Nach einem solch reichhaltigen Mahl ist es Zeit für einen Stadtrundgang. Denn auch abseits von Speis und Trank haben die beiden Städte einiges zu bieten.
In der Innenstadt von Bydgoszcz bietet besonders der Bereich um die Danziger Straße einen interessanten Architekturmix aus verschiedenen Stilen der Jahrhundertwende, der wegen seiner Anmutung auch "Klein Berlin" genannt wird. Hier haben um die Jahrhundertwende, als die Region Teil des deutschen Kaiserreichs war, diverse Architekten aus der fernen Hauptstadt experimentieren können.
Kuriose Museen
Weitere Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung sind zum Beispiel der in den 1950er Jahren stillgelegte Wasserturm, der einen schönen Blick über die Stadt bietet und ein kleines Museum zum Thema Wasserversorgung beherbergt, sowie das "Museum für Seife und Schmutzgeschichte", in dem man nicht nur in die Herstellung von Seife eingeweiht wird, sondern auch anekdotenhaft eine Übersicht über die Körperhygiene in verschiedenen Zeiten der Menschheitsgeschichte erhält.
Abseits kurioser Museen gibt es auch viele Sehenswürdigkeiten, wie die Kathedrale von Bydgoszcz oder die Altstadt von Torun.
Im Sommer bietet der von Wasser umgebene Stadtteil "Mühleninsel" nahe der Innenstadt von Bydgoszcz eine schöne Möglichkeit zum Entspannen, aber auch im Winter lädt das Gebiet Spaziergänger ein.
Während es sich bei Bydgoszcz um eine stark postindustriell geprägte Stadt handelt, hat das zirka 45 Kilometer entfernte Torun ein wesentlich historischeres Flair. Mit seiner fast komplett erhaltenen mittelalterlichen Altstadt ist sie 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben worden. Der ehemalige Sitz des Deutschen Ordens, dessen alte Ordensburg immer noch ein Zentrum der Altstadt bildet, ist auch Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus. Sein Geburtshaus beherbergt ein Museum.
Eine Besonderheit der beiden Städte in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern ist, dass sie beide Hauptstadt ebendieser sind. Dies ist ein Konsens aus der Zeit der Gebietsreform in den 1990er Jahren, als mehrere Woiwodschaften (entspricht den deutschen Bundesländern) vereint wurden. In der Praxis hat das mitunter kuriose Auswirkungen. So musste Fremdenführerin Aneta Ihre Lizenz in Bydgoszcz erwerben, das dazugehörige Dokument aber im knapp 40 Autominuten entfernten Torun abholen.
"Von Bamberg sein" hat in der Region eine spezielle Bedeutung
Neben dem Lebkuchen zeigt sich eine weitere Verbindung zu Franken - nämlich bei der Sprache. Da in der Umgebung des gut 100 Kilometer entfernten Posen im 18. Jahrhundert Farmer aus der Bamberger Region angesiedelt wurden, ist heute noch in Bydgoszcz und Torun eine Redewendung gebräuchlich, die übersetzt so viel wie "(von) Bamberg sein" bedeutet, was in etwa "vom Land/nicht aus der Stadt kommen" heißt.
Und wie in Bamberg spielt selbstverständlich auch Bier eine Rolle in der Region. Besonders die Craft-Bier-Szene hat in den vergangenen Jahren einen deutlichen Aufschwung erfahren. So kann man in der Braugaststätte "Warzelnia Piwa" in Bydgoszcz nicht nur Bier-Tasting mit einer Vielzahl an lokalen Bieren machen, sondern beim Essen und Trinken auch an den mitten im Gastraum stehenden Sudkesseln live beim Brauen zusehen.
Vom Albrecht-Dürer-Airport in Nürnberg geht zweimal täglich ein Flug nach Warschau, von da sind es dann noch ungefähr 2,5 Autostunden nach Bydgoszcz. Matthias Merz