Pavian-Tötung: Tiergartenfreunde Nürnberg nennen Eskalation "grenzüberschreitend"

2 Min
Artikel hier von uns vorlesen lassen. Dieser Audiobeitrag wurde maschinell generiert. Mehr Infos findest du hier.

Die Debatte rund um die umstrittene Pavian-Tötung im Tiergarten Nürnberg geht weiter. Jetzt meldet sich auch der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. zu Wort.

Die Tötung von zwölf Guinea-Pavianen im Tiergarten Nürnberg wird bereits seit Monaten hitzig diskutiert. Auch nach der Umsetzung der Pläne vor etwas mehr als zwei Wochen reißen die Proteste nicht ab. Tiergarten-Besucher teilten zuletzt Videos im Netz, auf denen die getöteten Tiere vor den Besuchern an Löwen verfüttert wurden. Unsere Redakteurin kritisierte die Tötung in ihrem Kommentar ebenfalls und warnte, dass entsprechendes Handeln "in Zukunft zur gängigen Praxis werden könnte". 

Kurz darauf erreichte die Debatte offenkundig die nächste Eskalationsstufe. Wie der Tiergarten mitteilte, habe Zoo-Direktor Dag Encke gleich mehrere explizite Morddrohungen erhalten. Per Brief und Mail gingen demnach ebenfalls Anfeindungen ein, die sich zum Teil auch gegen den stellvertretenden Direktor Jörg Beckmann und Beschäftigte des Tiergartens allgemein richten. Am Dienstag (12. August 2025) meldete sich nun der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. zu Wort. In einer öffentlichen Stellungnahme bezeichnet der Verein die Eskalation als "grenzüberschreitend" und übt harsche Kritik an den Angriffen auf das Tiergarten-Personal.

Tiergartenfreunde stehen trotz "äußerst schwerer Entscheidung" hinter Pavian-Tötung

Wie der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. in dem Statement erklärt, sei man "seit Jahren regelmäßig im Gespräch mit der Direktion des Tiergartens über die Situation rund um die Paviane" gewesen. "Wir haben die sorgfältig abgewogene Vorgehensweise der Direktion verstanden und unterstützt", teilt der Verein mit. "Sowohl der Vorstand als auch der Beirat stehen geschlossen hinter den von der Tiergartenleitung getroffenen Entscheidungen und können diese, so schwer sie auch sein mögen, nachvollziehen", heißt es weiter.

Zu der umstrittenen Entscheidung des Tiergartens hat die Tierschutzorganisation Peta jüngst eine Umfrage in Auftrag gegeben, die laut den Tierschützern auch repräsentativ sein soll. Diese wurde zwischen dem 8. und dem 11. August vom Marktforschungsinstitut INSA durchgeführt. Von den 2.008 Befragten gaben laut einer Mitteilung der Tierschutzorganisation 69 Prozent an, dass sie die Tötung der Paviane für falsch halten. 15 Prozent befürworteten die Maßnahme des Zoos demnach. 

Die Tiergartenfreunde betonen dennoch: Das "Wohl der Tiere" habe "immer im Mittelpunkt des Handelns" gestanden, weshalb man auch weiterhin im engen Austausch mit der Tiergartenleitung stehe und die weiteren Schritte begleiten werde. "Wir verstehen, dass das Töten gesunder Tiere Unverständnis und starke Emotionen auslöst", so die Tiergartenfreunde. Auch für die Verantwortlichen und Mitarbeiter, die in den Entscheidungsprozess eingebunden sind, sei das "eine äußerst schwere Entscheidung". 

Verein der Tiergartenfreunde verurteilt Angriffe auf Tiergarten-Personal - "unserer Gesellschaft nicht würdig"

Als Verein stehe man "solidarisch hinter der Tiergartenleitung und allen Mitarbeitenden" und verurteile "jede Art von öffentlicher Diffamierung und Anfeindung" aufs Schärfste. "Die derzeitige Eskalation bei diesem Thema ist grenzüberschreitend und in keiner Hinsicht akzeptabel", lautet die Kritik der Tiergartenfreunde. "Menschen mit dem Tod zu bedrohen, um angeblich Tiere schützen zu wollen, ist unserer Gesellschaft nicht würdig."

Statt "öffentlicher Diffamierung" und Morddrohungen wünschen sich die Tiergartenfreunde nach eigenen Angaben "einen offenen Diskurs". Dabei habe man "auch Verständnis für anderslautende Meinungen in diesem ethischen Dilemma". Die Tiergartenleitung habe "seit Jahren immer offen und transparent informiert". Interessierte konnten sich demnach auf Basis der Faktenlage "stets ein umfangreiches Bild machen". Allerdings seien in den vergangenen Wochen insbesondere in den sozialen Netzwerken Meinungen verbreitet worden, die "nicht nur Tatsachen verdrehen", sondern auch menschenverachtend sind. "Dies lehnen wir entschieden ab und bekennen uns klar zum Tiergarten Nürnberg", so der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg.

Die vor dem Zoo protestierenden Demonstranten distanzierten sich derweil deutlich von den Morddrohungen. "Wir als Tierschützer distanzieren uns ganz klar von derartigen Anfeindungen", erklärte eine Sprecherin der Tierschutzorganisation Vegan vernetzt Nürnberg zuletzt auf Nachfrage von inFranken.de. "Wir stehen für friedlichen Protest und verurteilen jede Form von Gewalt", betonte sie. Weitere Nachrichten aus Nürnberg findet ihr in unserem Lokalressort. 

Vorschaubild: © NEWS5/ Sven Grundmann