Gesundes Allroundtalent: Dieses Küchen-Öl wird leider kaum verwendet

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Olivenöl gilt als gesund und wird im Vergleich zu anderen Ölen häufiger zum Kochen verwendet. Doch ein fast unbekanntes Küchenöl punktet durch mehrere Verwendungsmöglichkeiten.

  • Warum ist Färberdistelöl eine gute Alternative?
  • Welche Vorteile hat das Speiseöl?
  • Wie verwendest du das Küchenöl am besten?

Olivenöl zählt zu den beliebtesten Speiseölen und es gibt kaum ein mediterranes Gericht ohne das fruchtig schmeckende Öl. Doch ein weiteres Pflanzenöl kann dem Klassiker durchaus Konkurrenz machen. Das vielseitig verwendbare Färberdistelöl steckt voller Vitamine und Nährstoffe. Warum du das Öl ausprobieren solltest, erfährst du hier.

Warum ist Distelöl so vielseitig?

Die Färberdistel ist auch unter den Namen "Saflor" oder "Falscher Safran" bekannt. Ursprünglich stammt sie aus Asien und wird mittlerweile in China, Kasachstan, Mexiko, Argentinien sowie in den USA angebaut. In Australien wird die Distel ebenfalls kultiviert. Obwohl das Elsass früher ein bekanntes Anbaugebiet war, sind die Regionen in Mitteleuropa mittlerweile überschaubar. Zwar ist die Distel in der Regel einjährig, doch die relativ kühle Witterung bietet keine idealen Wachstumsbedingungen, weil die Färberdistel eine warme und sonnige Umgebung bevorzugt.

Andererseits wurden natürliche Farb- und Rohstoffe nach und nach durch chemische Alternativen ersetzt. Diese Entwicklung führte dazu, dass keine Pflanzen mehr auf den hiesigen Feldern ausgebracht wurden. Dennoch gibt es in der Schweiz und in Österreich Bauern, die auf kleineren Flächen die Färberdistel in Bio-Qualität – also ohne Pestizide oder andere Chemikalien – anpflanzen und verarbeiten.

Die Färberdistel ist ein wahres Multitalent, denn es können alle Teile verwendet werden. Die Rohstoffe sind in der Lebensmittelbranche und in der Industrie vielfältig einsetzbar. Aus den Blüten werden Speisefarben für Lebensmittel und Getränke in Form von Extrakten oder in pulverisierter Form hergestellt. Aus dem Samen wird Speiseöl gewonnen. Häufig landet Distelöl in Margarine oder anderen Streichfetten. Kosmetikhersteller setzen ihren Produkten Distelöl als rückfettenden Wirkstoff zu. Daneben werden in der Industrie Lacke oder Farben mit Distelöl angereichert. Aus dem Öl kann sogar Linoleum hergestellt werden. In der Landwirtschaft gilt die Färberdistel als ideale Zwischenfrucht, um den Boden zwischen den Hauptanbauzeiten vor Erosion oder Unkraut zu schützen. Häufig werden diese Pflanzen als Futtermittel verwendet.

Was macht Färberdistelöl so gesund?

Achte beim Kauf auf die Herstellungsweise, denn Färberdistelöl wird im Handel als kalt gepresste (native) oder raffinierte Variante angeboten. Native Produkte haben eine höhere Qualität, weil sie vitaminhaltiger und geschmackvoller sind. 

Lebenswichtige Vitamine und Nährstoffe
tragen zu einer entzündungshemmenden, antioxidativen und feuchtigkeitsspendenden Wirkung bei. Bereitest du mit dem Küchenöl deine Speisen zu, können die Inhaltsstoffe Diabetes verbessern oder den Blutdruck senken. Ferner eignet sich das Öl hervorragend zur Körperpflege. Folgende Inhaltsstoffe machen Distelöl so wertvoll: 

  • Vitamin A verbessert die Sehkraft und schützt dein Immunsystem. Dein Körper benötigt das fettlösliche Vitamin für die Regeneration von Haut, Schleimhäuten und Gewebe. Außerdem ist es an der Hormonbildung beteiligt.
  • Vitamin E stärkt die Zellmembrane und zählt zu den Antioxidantien. Dein Immunsystem benötigt das Vitamin, um sich gegen Krankheitserreger zu verteidigen. Der menschliche Körper kann den essenziellen Nährstoff nicht selbst herstellen, denn er wird nur von Pflanzen produziert. 
  • Vitamin K verbessert die Blutgerinnung und stabilisiert deine Knochen.

Welche Rolle spielen die Ölsäuren?

Distelöl enthält Ölsäure sowie etwa 75 % Linolsäure und ist eine wertvolle Quelle für Veganer und Vegetarier. Dagegen enthält Olivenöl aus Griechenland vergleichsweise wenig Linolsäure – je nach Olivensorte nur zwischen 6,7 und 13 Prozent. Ob Distel- oder Olivenöl gesünder ist – darüber gibt es keine eindeutige Aussage. In einer Studie wurde der Einfluss von Linolsäure auf den Cholesterinspiegel untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass es nicht allein auf die verzehrte Ölsorte ankommt, sondern auf die Zusammenstellung der Speisen, zum Beispiel die Vermeidung fetter Fleischsorten. 

Beide Fettsäuren gehören zur Gruppe der mehrfach ungesättigten Omega-6-Fettsäuren. Diese Stoffe kann dein Organismus ebenfalls nicht selbst bilden. Ungesättigte Omega-6-Fettsäuren sind in pflanzlichen Ölen (Sonnenblumenöl oder Maiskeimöl), Nüssen und Samen enthalten. Zu den tierischen Lieferanten gehören unter anderem Milchprodukte und Eier. Isst du gerne Fleisch, kannst du deinen Bedarf mit Rindfleisch, Nieren und Leber decken.

Allerdings solltest du es mit dem Verzehr von Omega-6-Fettsäuren nicht übertreiben, denn in Verbindung mit Omega-3-Fettsäuren können vermehrt Krankheiten auftreten, die zum Teil entzündlich sind. Dazu zählen unter anderem Arthrose, Diabetes oder Herzerkrankungen. Ein Ungleichgewicht der Fettsäuren kann sogar Allergien auslösen. Laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) solltest du anstatt Fleisch mehr Gemüse oder Obst essen.

Was musst du bei der Zubereitung beachten?

Aufgrund des hohen Linolsäure-Gehalts solltest du natives Distelöl lediglich erwärmen. Je nach Sorte liegt der Rauchpunkt zwischen 107 und 150 Grad Celsius, das heißt, bereits ab diesen Temperaturen können sich gesundheitsschädliche Substanzen wie Acrolein und Benzol bilden. Diese Stoffe sind giftig und werden als krebserregend eingestuft. Durch das leicht nussige Aroma ist es perfekt für Rohkost, Salate oder Dips. Lecker schmeckt eine Scheibe frisches Brot, wenn du sie mit hochwertigem Distelöl beträufelst. Gegebenenfalls kannst du damit lauwarmes Gemüse anreichern

Raffinierte Erzeugnisse werden industriell verarbeitet, um sie haltbarer und hitzestabiler zu machen. Allerdings verlieren sie dadurch wertvolle Mikronährstoffe und ihr feines Aroma. Zwar kannst du mit raffinierten Speiseölen kochen, allerdings solltest du Distelöl trotz des höheren Rauchpunkts von 210 Grad nur moderat erhitzen und zum Dünsten von Gemüse oder Fisch verwenden. 

Erhitzt du es zu stark, besteht die Gefahr, dass es aufraucht und sich zersetzt. Überhitztes Öl beginnt zu stinken und wird durch den bitteren und verbrannten Geschmack ungenießbar, denn es kann sich ebenfalls gesundheitsschädliches Acrolein bilden. Möchtest du Fleisch scharf anbraten, solltest du besser auf andere Sorten ausweichen. Verwende stattdessen Raps- oder Sonnenblumenöl oder weiche auf besonders hitzebeständiges "High-Oleic"-Distelöl aus.

Warum solltest du deine Haut mit Distelöl verwöhnen?

Distelöl schmeckt nicht nur angenehm mild, sondern eignet sich durch die enthaltene Linolsäure auch hervorragend zur Pflege sensibler Haut. Viele Kosmetikhersteller reichern ihre Produkte mit Linolsäure an, um eine regenerative und feuchtigkeitsspendende Wirkung zu erzielen. Denn nur ein gesunder Säureschutzmantel kann die Haut vor Austrocknung und Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilzen schützen. Die Vitamine A und E beruhigen empfindliche Haut und lassen Unreinheiten sowie Rötungen (Rosazea und Couperose) verschwinden. Vitamin E kann aufgrund der antioxidativen Wirkung die Alterung der Haut hinauszögern.

Probiere das Distelöl zwischendurch pur als Intensivpflege aus. Reinige vor der Anwendung dein Gesicht mit einem milden Reinigungsmittel. Trage wenige Tropfen auf die Haut auf und massiere das Öl sanft und gleichmäßig ein. Achte darauf, dass kein Fettfilm zurückbleibt. Verwende daher nur so viel, wie deine Haut aufnehmen kann. Die regelmäßige Anwendung trägt dazu bei, dass deine Haut geschmeidig bleibt und weniger nachfettet. Zusätzlich kannst du das Dekolleté und den Rücken mit dem Öl einreiben. Besonders wirkungsvoll ist eine Kur. Tausche hierfür deine gewohnte Creme mehrere Tage nacheinander durch hochwertiges Distelöl aus. Möchtest du das Öl gezielt einsetzen, tupfe es sanft auf die betreffenden Stellen. Vermeide massierende Bewegungen, um die Haut nicht noch mehr zu reizen. Augenringe werden gemildert, indem du das Distelöl vorsichtig vor dem Zubettgehen aufträgst.

Distelöl gilt als Geheimtipp für kräftiges Haar. Die enthaltene Linolsäure sorgt für eine gesunde Kopfhaut, weil sie den körpereigenen Fett- und Feuchtigkeitsschutz im Gleichgewicht hält. Verwende das Distelöl je nach Haartyp wöchentlich oder alle zwei Wochen als nährende Packung, um fettige Kopfhaut zu lindern. Die Anwendung hilft außerdem, dass lästige Schuppen verschwinden. Wasche hierzu deine Haare mit einem milden Shampoo ohne chemische Zusätze, um deine Kopfhaut nicht noch zusätzlich zu irritieren. Gieße nach dem Haarewaschen eine Tasse Öl über den Kopf und massiere das Öl in die Kopfhaut ein. Je intensiver du massierst, desto besser lösen sich die Schuppen und die Kopfhaut wird optimal versorgt. Spüle nach etwa 15 Minuten Einwirkzeit das Distelöl aus. Die regelmäßige Kopfhautmassage mit Distelöl hat noch einen weiteren positiven Effekt: Sie hilft gegen Haarausfall, weil die Haarzellen mit wichtigen Nährstoffen versorgt werden. 

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