Welche Rolle spielen die Ölsäuren?
Distelöl enthält Ölsäure sowie etwa 75 % Linolsäure und ist eine wertvolle Quelle für Veganer und Vegetarier. Dagegen enthält Olivenöl aus Griechenland vergleichsweise wenig Linolsäure – je nach Olivensorte nur zwischen 6,7 und 13 Prozent. Ob Distel- oder Olivenöl gesünder ist – darüber gibt es keine eindeutige Aussage. In einer Studie wurde der Einfluss von Linolsäure auf den Cholesterinspiegel untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass es nicht allein auf die verzehrte Ölsorte ankommt, sondern auf die Zusammenstellung der Speisen, zum Beispiel die Vermeidung fetter Fleischsorten.
Beide Fettsäuren gehören zur Gruppe der mehrfach ungesättigten Omega-6-Fettsäuren. Diese Stoffe kann dein Organismus ebenfalls nicht selbst bilden. Ungesättigte Omega-6-Fettsäuren sind in pflanzlichen Ölen (Sonnenblumenöl oder Maiskeimöl), Nüssen und Samen enthalten. Zu den tierischen Lieferanten gehören unter anderem Milchprodukte und Eier. Isst du gerne Fleisch, kannst du deinen Bedarf mit Rindfleisch, Nieren und Leber decken.
Allerdings solltest du es mit dem Verzehr von Omega-6-Fettsäuren nicht übertreiben, denn in Verbindung mit Omega-3-Fettsäuren können vermehrt Krankheiten auftreten, die zum Teil entzündlich sind. Dazu zählen unter anderem Arthrose, Diabetes oder Herzerkrankungen. Ein Ungleichgewicht der Fettsäuren kann sogar Allergien auslösen. Laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) solltest du anstatt Fleisch mehr Gemüse oder Obst essen.
Was musst du bei der Zubereitung beachten?
Aufgrund des hohen Linolsäure-Gehalts solltest du natives Distelöl lediglich erwärmen. Je nach Sorte liegt der Rauchpunkt zwischen 107 und 150 Grad Celsius, das heißt, bereits ab diesen Temperaturen können sich gesundheitsschädliche Substanzen wie Acrolein und Benzol bilden. Diese Stoffe sind giftig und werden als krebserregend eingestuft. Durch das leicht nussige Aroma ist es perfekt für Rohkost, Salate oder Dips. Lecker schmeckt eine Scheibe frisches Brot, wenn du sie mit hochwertigem Distelöl beträufelst. Gegebenenfalls kannst du damit lauwarmes Gemüse anreichern.
Raffinierte Erzeugnisse werden industriell verarbeitet, um sie haltbarer und hitzestabiler zu machen. Allerdings verlieren sie dadurch wertvolle Mikronährstoffe und ihr feines Aroma. Zwar kannst du mit raffinierten Speiseölen kochen, allerdings solltest du Distelöl trotz des höheren Rauchpunkts von 210 Grad nur moderat erhitzen und zum Dünsten von Gemüse oder Fisch verwenden.
Erhitzt du es zu stark, besteht die Gefahr, dass es aufraucht und sich zersetzt. Überhitztes Öl beginnt zu stinken und wird durch den bitteren und verbrannten Geschmack ungenießbar, denn es kann sich ebenfalls gesundheitsschädliches Acrolein bilden. Möchtest du Fleisch scharf anbraten, solltest du besser auf andere Sorten ausweichen. Verwende stattdessen Raps- oder Sonnenblumenöl oder weiche auf besonders hitzebeständiges "High-Oleic"-Distelöl aus.
Warum solltest du deine Haut mit Distelöl verwöhnen?
Distelöl schmeckt nicht nur angenehm mild, sondern eignet sich durch die enthaltene Linolsäure auch hervorragend zur Pflege sensibler Haut. Viele Kosmetikhersteller reichern ihre Produkte mit Linolsäure an, um eine regenerative und feuchtigkeitsspendende Wirkung zu erzielen. Denn nur ein gesunder Säureschutzmantel kann die Haut vor Austrocknung und Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilzen schützen. Die Vitamine A und E beruhigen empfindliche Haut und lassen Unreinheiten sowie Rötungen (Rosazea und Couperose) verschwinden. Vitamin E kann aufgrund der antioxidativen Wirkung die Alterung der Haut hinauszögern.
Probiere das Distelöl zwischendurch pur als Intensivpflege aus. Reinige vor der Anwendung dein Gesicht mit einem milden Reinigungsmittel. Trage wenige Tropfen auf die Haut auf und massiere das Öl sanft und gleichmäßig ein. Achte darauf, dass kein Fettfilm zurückbleibt. Verwende daher nur so viel, wie deine Haut aufnehmen kann. Die regelmäßige Anwendung trägt dazu bei, dass deine Haut geschmeidig bleibt und weniger nachfettet. Zusätzlich kannst du das Dekolleté und den Rücken mit dem Öl einreiben. Besonders wirkungsvoll ist eine Kur. Tausche hierfür deine gewohnte Creme mehrere Tage nacheinander durch hochwertiges Distelöl aus. Möchtest du das Öl gezielt einsetzen, tupfe es sanft auf die betreffenden Stellen. Vermeide massierende Bewegungen, um die Haut nicht noch mehr zu reizen. Augenringe werden gemildert, indem du das Distelöl vorsichtig vor dem Zubettgehen aufträgst.
Distelöl gilt als Geheimtipp für kräftiges Haar. Die enthaltene Linolsäure sorgt für eine gesunde Kopfhaut, weil sie den körpereigenen Fett- und Feuchtigkeitsschutz im Gleichgewicht hält. Verwende das Distelöl je nach Haartyp wöchentlich oder alle zwei Wochen als nährende Packung, um fettige Kopfhaut zu lindern. Die Anwendung hilft außerdem, dass lästige Schuppen verschwinden. Wasche hierzu deine Haare mit einem milden Shampoo ohne chemische Zusätze, um deine Kopfhaut nicht noch zusätzlich zu irritieren. Gieße nach dem Haarewaschen eine Tasse Öl über den Kopf und massiere das Öl in die Kopfhaut ein. Je intensiver du massierst, desto besser lösen sich die Schuppen und die Kopfhaut wird optimal versorgt. Spüle nach etwa 15 Minuten Einwirkzeit das Distelöl aus. Die regelmäßige Kopfhautmassage mit Distelöl hat noch einen weiteren positiven Effekt: Sie hilft gegen Haarausfall, weil die Haarzellen mit wichtigen Nährstoffen versorgt werden.
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