Das Raubtierhaus im Tiergarten Nürnberg ist derzeit geschlossen, da sich ein neuer Sibirischer Tiger in der Eingewöhnungsphase befindet.
Tiger-Tausch im Raubtierhaus: Der Tiergarten der Stadt Nürnberg hat auf Empfehlung des Europäischen Zuchtprogramms EEP (EAZA Ex-situ Programme) die Tigerkatze Katinka an den Zoo Köln abgegeben und im Gegenzug das Weibchen Akina aufgenommen. Akina wurde 2017 im Zoo Leipzig geboren und kam 2020 nach Köln. Wie die Stadt Nürnberg berichtet, kam Katinka 2011 im Zoo Moskau zur Welt und zog 2013 nach Nürnberg.
Aktuell befindet sich Akina noch in der Eingewöhnungsphase. Deshalb bleibt auch das Raubtierhaus derzeit geschlossen. Sobald sie gut in ihrer neuen Umgebung zurechtkommt, wird Akina auch für Besucherinnen und Besucher zu sehen sein. Tigerkater Manu ist auf der Außenanlage zu sehen, ebenso die Asiatischen Löwen Kiron und Aarany.
Der Hintergrund des Tiger-Tauschs: Katinka sollte im Tiergarten zusammen mit dem Kater Manu für Nachwuchs sorgen und damit zum Erhalt des stark gefährdeten Sibirischen Tiger (Panthera tigris altaica) beitragen. Manu war im Sommer letzten Jahres in den Tiergarten gekommen, kurz zuvor hatte Kater Nikolai Nürnberg verlassen. Da Katinka mit beiden Männchen nicht harmonierte, erfolgte nun ein Tausch der Katzen über das EEP.
Zucht ist unerlässlich für den Erhalt der stark gefährdeten Art
„Dass die Zusammenführung und Zucht bei Raubkatzen nicht immer klappt, ist nicht ungewöhnlich – auch wenn die Tiere genetisch gut zusammenpassen. Wenn sich zwei Tiere nicht verstehen, kann es aber auch zu aggressiven Auseinandersetzungen kommen. In solchen Fällen ist ein Tausch der Kater oder der Katzen im Rahmen das EEP ein übliches Vorgehen“, sagt Dr. Hermann Will, Zootierarzt und Kurator.
Die Entscheidung, welche Tiere in welchen Zoos für Zuchtvorhaben in Frage kommen, trifft das EEP auf Basis wissenschaftlicher Kriterien. Katinka und Akina gehören aufgrund ihrer Abstammung zu den genetisch nur noch selten vertretenen und daher sehr wertvollen Tigern in Europa. „Wir hoffen, dass sich die beiden schnell in ihren neuen Umgebungen einleben und sich gut mit den jeweiligen Katern verstehen. Denn Zucht ist unerlässlich für den Erhalt der Art“, so Dr. Will.
Katinka hat im Tiergarten schon einmal erfolgreich Jungtiere großgezogen: Im Sommer 2015 brachte sie die Zwillinge Aljoscha und Volodya zur Welt. Sie kümmerte sich vorbildlich um die beiden Jungen, die ihr erster und bislang einziger Nachwuchs waren. Aljoscha zog Ende 2016 in den Erlebniszoo Hannover, Volodya wechselte ein Jahr darauf in den Tierpark Chemnitz. Vater der Kleinen war der Kater Samur, der 2020 nach Stendal ging.
Genetische Vielfalt erhalten
Erhaltungszuchtprogramme bedrohter Tierarten dienen dem Artenschutz und versuchen Arten und Unterarten für zukünftige Generationen zu bewahren. EEPs haben dabei auch das Ziel, die genetische Vielfalt aufrecht zu erhalten. Sie ist für die Gesundheit und Überlebensfähigkeit einer Population ausgesprochen wichtig. Dies besonders auch, wenn die Tiere oder ihre Nachkommen später ausgewildert werden sollten.