Nach Panzer-Entscheidung: Hacker greifen fränkische Klinik an – Aufruf in prorussischem Chat

- Hackerangriffe auf fränkische Krankenhäuser - Schwabach und Gerolzhofen betroffen
- Kliniken als Zielscheibe: Attacken als Reaktion auf deutsche Panzerlieferung an Ukraine?
- Prorussische Organisation am Werk? Ministerium äußert sich zu Auswirkungen
- "Ärgerlich, aber nicht gefährlich": Krankenhausträger äußert sich nach Cyberangriff
Cyberkriminelle haben Krankenhäuser in Franken attackiert: Das Stadtkrankenhaus Schwabach und die Geomed-Klinik in Gerolzhofen (Landkreis Schweinfurt) wurde in dieser Woche jeweils Opfer eines Hackerangriffs. "Wir sind am Dienstagabend von einem Dienstleister darauf aufmerksam gemacht worden, dass auf einem externen Server verstärkt Aktivitäten zu verzeichnen sind", erklärt Pressesprecher Markus Wagner vom Träger der Schwabacher Klinik, Diakoneo, am Donnerstag (2. Februar 2022) gegenüber inFranken.de. Ihm zufolge sei die Webseite der Klinik am Mittwochmorgen "prophylaktisch vom Netz genommen" worden - ab 11 Uhr desselben Tages sei sie wieder online gewesen.
Hacker nehmen Stadtkrankenhaus Schwabach ins Visier - Internetseite vorübergehend nicht erreichbar
Bei der Attacke auf den externen Server, der auch die Webseite des Stadtkrankenhauses Schwabach beherberge, habe es sich um einen "Überlastungsangriff" gehandelt. Bei diesem werde demnach versucht, das Computerprogramm mit möglichst vielen Anfragen zu überfordern und so die dort liegenden Seiten nicht mehr zugänglich zu machen. "Aus Sicht von Diakoneo ist dieser Angriff auf den Server eines externen Dienstleisters ärgerlich, aber nicht gefährlich", berichtet der Sprecher mit Blick auf die sicherheitstechnische Perspektive.
So gebe es zum einen keine Schnittstellen zu kritischen oder wichtigen Daten des Krankenhausträgers. Zum anderen sei der Angriff kein Versuch gewesen, ins System einzudringen - es habe sich dabei lediglich "um einen Überlastungsversuch" gehandelt. Auswirkungen für die Klinik habe es nur in Form des vorübergehenden Ausfalls der Webseite gegeben. "Die einzige Folge war die kurzfristige Nichterreichbarkeit der Homepage", konstatiert der Pressesprecher.
Laut Medienberichten war auch die Internetseite der Geomed-Klinik im unterfränkischen Gerolzhofen unlängst über Stunden hinweg nicht erreichbar.
Nach Panzer-Ankündigung: Prorussische Hacker-Gruppierung "Killnet" rief zu Angriff auf Klinik auf
Nach der Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Leopard-2-Panzer an die Ukraine liefern zu wollen, hatten in den vergangenen Tagen in Deutschland mehrfach Cyberattacken auf die Internetauftritte von Bundestag, Polizei und Einrichtungen der kritischen Infrastruktur stattgefunden. Die Angriffe waren nach Informationen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) von der prorussischen Hacker-Gruppierung "Killnet" angekündigt worden.
Über seinen Telegram-Kanal hatte "Killnet" zuletzt unter anderem auch zu einem Cyberangriff auf das Stadtkrankenhaus Schwabach aufgerufen. Ob hinter den jüngsten Vorfällen rund um die beiden Kliniken in Mittel- und Unterfranken tatsächlich die russlandfreundliche kriminelle Hacker-Gruppe steht, ist indes unklar. "Wer diesen Angriff initiiert hat, lässt sich allein aus der Attacke nicht rückverfolgen", erklärt Diakoneo-Sprecher Markus Wagner inFranken.de. Folgen für das Schwabacher Krankenhaus und seine Patienten habe es infolge der Computerattacke derweil nicht gegeben.
Angriffe in dieser Ordnung auf die Kliniken sind augenscheinlich keine Einzelfälle. "Überlastungsangriffe sind ein bekanntes Mittel, um Server zu Fehlermeldungen zu zwingen", berichtet Wagner. "Es gehört zum täglichen Geschäft von allen, die mit öffentlichen IT-Netzwerken zu tun haben, sich auf diese Angriffe vorzubereiten und sie abzuwehren."
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