Nur für Geimpfte: Fitnessstudio "Life" kassiert Shitstorm nach provokanter Aktion

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Schnaittach: Fitnessstudio provoziert mit separaten Öffnungszeiten für Geimpfte und Nicht-Geimpfte
Das Schnaittacher Fitnessstudio "Life" hat mit einer umstrittenen Werbeaktion für eine erhitzte Debatte auf Facebook gesorgt ...
Schnaittach: Fitnessstudio provoziert mit separaten Öffnungszeiten für Geimpfte und Nicht-Geimpfte
Life Gesundheitszentrum Schnaittach
Schnaittach: Fitnessstudio provoziert mit separaten Öffnungszeiten für Geimpfte und Nicht-Geimpfte
Das Schnaittacher Fitnessstudio "Life" hat mit einer umstrittenen Werbeaktion für eine erhitzte Debatte auf Facebook gesorgt ...
Schnaittach: Fitnessstudio provoziert mit separaten Öffnungszeiten für Geimpfte und Nicht-Geimpfte
Life Gesundheitszentrum Schnaittach

Im Schnaittacher Fitnessstudio "Life" gibt es für Geimpfte und Nicht-Geimpfte fortan getrennte Öffnungszeiten. Die dazugehörige Werbung im Netz hat einen Shitstorm ausgelöst.

Das Schnaittacher Fitnessstudio "Life" bietet in Zukunft gesonderte Öffnungszeiten für seine Besucherinnen und Besucher an. Corona-Geimpfte können fortan getrennt von Ungeimpften trainieren. Für viel Furore hat das Studio außerdem mit einer äußerst provokanten Werbekampagne gesorgt. Im Netz warb das "Life" mit einem speziellen Sonderangebot: "12 Monate Fitness gratis inkl. Sonderöffnungszeiten nur für Geimpfte und Genesene".

Das Kuriose: Kurze Zeit später veröffentlichte das Fitnessstudio ein identisches Angebot unter umgekehrten Vorzeichen. Dieses Mal sollten ausschließlich Menschen ohne Corona-Impfung profitieren. Intention des Ganzen: "Ich wollte einfach mal zeigen, wie weit die Gesellschaft gespalten ist", sagt "Life"-Inhaber Klaus Hopf am Montag (4. Oktober 2021) inFranken.de.

Fitnessstudio "Life" in Schnaittach:  Inhaber erklärt Sonderangebote für Geimpfte und Nicht-Geimpfte

"Wir haben bei uns im Studio sowie auch außerhalb mitbekommen, wie die Leute aufeinander losgehen. Die Geimpften gegen die Nicht-Geimpften gegen die Genesenen", schildert Hopf seine Motivation. "Keiner hat mehr die Meinung vom anderen respektiert." Jeder wolle dem anderen vorschreiben, was richtig und was verkehrt sei. "Impfen lassen ja, impfen lassen nein. 'Was, du bist nicht geimpft, wie kannst du?!' Oder: 'Du bist geimpft, das ist ja unmöglich. Weißt du, was der für Schäden hat.' So ist es die ganze Zeit hin- und hergegangen."

Mittels ihrer bewusst provokant gehaltenen Aktion wollten der "Life"-Betreiber und sein Team demnach herausfinden, inwieweit die jeweiligen Lager auf die vermeintliche Bevorteilung der Gegenpartei reagierten. Aus diesem Grund kündigte das Schnaittacher Fitnessstudio auf Facebook, per Zeitungsanzeige und Flugblättern ein ungewöhnliches Angebot für Neukunden an. Das Werbeversprechen: "12 Monate Fitness gratis nur für die Geimpften". Zeitgleich entstand als Pendant ein gleichlautendes Angebot für Ungeimpfte. "Um die Reaktionen zu sehen, haben wir das aber erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht", erklärt Hopf die Strategie dahinter. 

"Ich muss sagen, mir ist Himmelangst geworden, wie die Leute auf mich losgegangen sind." Der Studiobetreiber erhielt daraufhin laut eigener Aussage zahlreiche Anrufe und Facebook-Nachrichten von wütenden Menschen. "Unser Post wurde sogar deutschlandweit geteilt." Der entsprechende Shitstorm im Netz ließ demnach nicht lang auf sich warten. "Es gab Leute, die geschrieben haben: Wenn ich Mitglied in dem Studio wäre, ich würde sofort kündigen. Dort würde ich nie mehr hingehen."

Nach Sonderangebot nur für Geimpfte: Fitnessstudio wird angefeindet

Die meisten Posts habe es in einer Schnaittacher Facebook-Gruppe gegeben. "Die User sind dort gegeneinander auf sich losgegangen, gegen mich, gegen mein Studio." In der Folge erhielt das Fitnessstudio laut Hopfs Schilderung mitunter auch schlechte Google-Bewertungen. "Die konnte ich aber löschen lassen, weil sie diskriminierend waren." 

Noch bevor die bereits in der Schublade vorhandene Gegenaktion, das 12-Monate-Gratis-Angebot für Ungeimpfte, veröffentlicht ist, erwägt Hopf die Aktion vorzeitig zu beenden. Der Grund: "Ich war kurz davor, die Werbung abzubrechen, weil das für mich eine wahnsinnig psychische Belastung war." Letztlich entscheidet sich der Studioinhaber aber für die Fortsetzung seiner Kampagne. "Inzwischen habe ich auch die Werbung für Ungeimpfte gemacht."

Ergebnis: "Ich habe wahnsinnig viel Anrufe von Ungeimpften bekommen, die sich bei mir bedankt haben, dass endlich mal einer was macht - für die Ungeimpften und nicht bloß für die Geimpften." Als Reaktion auf die Werbekampagne für Nicht-Geimpfte habe Hopf "keinen einzigen schlechten Kommentar" erhalten - "was mich extrem wundert". Das Fazit des Studiobetreibers: "Die eine Gruppe ist toleranter als die andere."

Nutzerinnen und Nutzer "extrem aufeinander losgegangen"

So seien die Nutzerinnen und Nutzer nach dem Werbeangebot für Geimpfte im Netz "extrem aufeinander losgegangen". "Als ich das Angebot mit den Ungeimpften reingenommen habe: Friede, Freude, Eierkuchen." Mit einer Ausnahme, wie Hopf einräumt: "Ein älterer Herr hat mich angerufen und gefragt, wie ich das nur für Ungeimpfte machen kann. Sein Enkelkind wollte sich impfen lassen."

Dieser wolle es nun jedoch nicht mehr, nachdem er von der Gratis-Aktion für Ungeimpfte erfahren habe. "Der Mann hat gefragt, ob ich das verantworten kann, wenn sein Enkel jetzt stirbt." Hopfs Antwort: "Ich habe gesagt, dass ich nicht für sein Leben verantwortlich bin. Der muss doch selbst entscheiden, was für ihn gut oder schlecht ist." Ansonsten seien die Resonanzen auf den Werbe-Post für Ungeimpfte ausnahmslos positiv ausgefallen, konstatiert der Inhaber des "Life". 

Die bald angebotenen separaten Öffnungszeiten im Studio für Geimpfte und Nicht-Geimpfte sollen Hopf zufolge "keine Spaltung" sein. "Es gibt ganz einfach Leute, die extrem Angst haben. Die Geimpften sagen zum Beispiel: 'Mit Ungeimpften würde ich auf keinen Fall zusammen gehen. Wer weiß, ob die mich dann anstecken und ich dadurch doch noch Corona bekomme.'" Demgegenüber stehe die Gruppe der Ungeimpften. "Die sagen wiederum: 'Wir lassen uns ja testen, wir sind ja sicher. Aber die Geimpften können es ja weitertragen. Mit denen wollen wir auf keinen Fall etwas zu tun haben."

Sonderöffnungszeiten für Geimpfte und Ungeimpfte: Fitnessstudio mit Modellversuch

In der Konsequenz gebe es in Kürze gesonderte Öffnungszeiten für beide Besuchergruppen - wenngleich vorerst nur als Modellversuch. "Am kommenden Wochenende starten wir damit", kündigt der Schnaittacher Fitnessstudio-Inhaber an. Demzufolge ist am Samstag (9. Oktober 2021) von 14 bis 16 Uhr der Studiobesuch nur für geimpfte Personen erlaubt. Am Sonntag (10. Oktober 2021) darf nur trainieren, wer keine Corona-Impfung erhalten hat. "Wir müssen dann schauen, wie das anläuft und ob das funktioniert." Je nach Zuspruch werde das Angebot gegebenenfalls entsprechend erweitert. "Wenn die Nachfrage gleich null ist, schaffen wir das Ganze wahrscheinlich wieder ab", erklärt Hopf. 

Anhand der Aufsehen erregenden Aktion habe der Studiobetreiber verdeutlichen wollen, wie sehr die Gesellschaft in Hinblick auf die Corona-Debatte gespalten sei. "Ich wollte erreichen, dass die Leute endlich mal zur Vernunft kommen. Jeder trifft seine eigene Entscheidung und muss hinter dieser Entscheidung stehen." Man könne in diesem Punkt niemanden hineinreden. "Weil von uns weiß ja keiner: Ist es wirklich gut, geimpft zu sein? Ist es wirklich gut, nicht geimpft zu sein. Es werden Leute krank, die geimpft sind. Es werden Leute krank, die nicht geimpft sind." Ungeachtet dessen würden im "Life" alle ungeimpften Kundinnen und Kunden kostenlos getestet. "Ab Mitte Oktober bekommen alle Ungeimpften sogar kostenlos einen POC-Test", kündigt der Studioinhaber an. 

Er selbst habe sich zwar gegen Corona impfen lassen - allerdings "nicht aus Überzeugung", betont Hopf. Sein Beweggrund: "Die Fitnessstudios hatten neun Monate geschlossen, was schwer genug war." Es sei kolportiert worden, dass die Studios nur aufmachen dürften, sofern genügend Menschen gegen Covid-19 geimpft seien. "Da kann ich mich als Inhaber schlecht dagegen wehren und sagen: 'Lasst euch alle nicht impfen.' Wenn ich mich nicht impfen lasse, brauche ich mich nicht wundern, wenn alles wieder zu gemacht wird."

Seit dem 1. Oktober dürfen Clubs in Bayern unterdessen wieder öffnen. Dies haben viele Feierlustige gleich genutzt. In Würzburg und Nürnberg gab es mitunter lange Schlangen vor den Diskotheken.