Die tropischen Temperaturen bei "Rock im Park" am Wochenende machten den Besuchern kräftig zu schaffen - und sorgten für erhöhtes Aufkommen im Sanitätszelt.
Gerissene Bänder, Zeckenbisse, hitzebedingte Erschöpfung: Die Liste der behandelten Wehwehchen im Sanitätszelt der Malteser bei "Rock im Park" ist lang. "Von der Anzahl der Behandlungen her ist es ein ruhiges Rock im Park, die meisten Fälle sind Kleinigkeiten", sagt Notarzt Tobias Hübner am Sonntagabend. Bei der Hitze, die am vergangenen Wochenende herrschte, ist es kein Wunder, dass die insgesamt 945 Einsatzkräfte der fünf anwesenden Rettungsdienste immer beschäftigt waren. Die Polizei spricht jedoch von einem ruhigen Festival.
Das liegt daran, dass die Besucher bei den Temperaturen mit bis zu 35 Grad vor allem in den Nachmittagsstunden den Schatten suchten und lieber auf dem Boden liegen wollten, anstatt sich körperlich zu verausgaben. Die schattigen Plätze unter Bäumen waren ständig von knapp bekleideten Musikfans belegt, die, wie Simon Mayr, Rettungsassistent bei den Maltesern, feststellte, "sehr vernünftig" waren. "Von Tag zu Tag merken wir aber, dass mehr Leute mit Erschöpfungserscheinungen hier landen", sagt Mayr. "Vor allem auch, weil die Besucher in den ersten Tagen noch mehr darauf geachtet haben, dass sie genügend Wasser trinken." Dass der Körper trotzdem erschöpft und nach mehreren Tagen Feiern und wenig Schlaf an seine Grenzen kommt, merken viele erst dann, wenn es zu spät ist.
Transport in Rollstühlen Im Zelt der Malteser neben der Clubstage wird in verschiedenen Schichten gearbeitet, abends sind dort 65 Leute im Dienst. Über das Festival hinweg erwarten sie bis zu 550 Einsätze in ihrem Zelt. Insgesamt gibt es acht Sanitätszelte auf dem Gelände. Aufgrund eines neuen Konzepts ohne ein großes Versorgungszentrum, konnten in diesem Jahr die Fahrten mit Einsatzwagen auf dem Gelände minimiert werden. "Unsere Leute, die draußen unterwegs sind, sind per Funk immer erreichbar", sagt Mayr. "Wir transportieren die Patienten auf dem Gelände nicht mit Tragen, sondern in Rollstühlen. Da kommen wir besser durch."
In einem Rollstuhl kommt auch Sascha (29) aus Augsburg im Versorgungszelt an. Wie die meisten feiert er seit Donnerstag. "Das letzte Mal gegessen habe ich auf dem Weg nach Nürnberg", erzählt er den Einsatzkräften. Weil nach einer ersten Untersuchung mit Blutdruck-, Sauerstoff-Sättigung- und Pulsmessen seine Werte zu schlecht waren, bekommt er eine Infusion gelegt. "Wir haben getanzt, dann hat sich alles gedreht. Ich habe schon gedacht, mir geht es nie wieder gut", sagt der 29-Jährige.
Fast keine Drogenvorfälle Obwohl er bereits zum zwölften Mal bei Rock im Park ist, und es da ab und zu mal heiß war, sei es ihm noch nicht so schlecht gegangen, sagt er. Doch bereits drei Minuten nachdem seine Infusion gelegt ist, zeigt diese Wirkung. "Es ist wie ein Zaubertrank. Mir geht es viel besser." Bei einem Kreislaufkollaps werden normalerweise zwei Stunden Aufenthalt im Zelt verordnet. Bei alkoholbedingten Ausfällen sind es drei Stunden. Wenn es dann noch nicht besser ist, werden die Patienten in die Klinik gebracht - oder wenn sie zusätzlich verletzt sind.
Zwischenfälle mit Drogen oder K.O.-Tropfen gibt es diesmal in verschwindend geringem Maße, berichten Polizeisprecher Klaus Wild und Thomas Bumiller, Verantwortlicher für den gesamten Sanitätsdienst. Sämtliche Einsatzkräfte hoffen auch, dass das im nächsten Jahr so bleibt. Dann feiert das Festival nämlich ein Jubiläum und im Gegensatz zum Schwester-Festival "Rock am Ring" kann Reitmaier im Namen der Organisatoren verkünden: "Der Park ist sicher."