Eine neue Stadt-Umland-Bahn soll die Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach künftig verbinden. Das Projekt könnte jetzt jedoch aufgrund einer Debatte scheitern.
Es ist mit geplanten Kosten von rund 640 Millionen Euro eines der größten Straßenbahn-Projekte Deutschlands: Eine Stadt-Umland-Bahn (StUB) soll die Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach verbinden - so soll eine umweltschonende Erweiterung des Nahverkehrs per Tram entstehen. Denn die Metropolregion Nürnberg wächst und mit Unternehmen wie Siemens, Adidas, Puma und Schaeffler machen sich täglich Zehntausende Menschen in die drei Städte auf.
Die Kosten tragen zu 90 Prozent das Land Bayern und der Bund. Für die Spitzen der drei Städte ist deshalb klar: Das Projekt soll und muss kommen. Und dennoch könnte der Traum von der Drei-Städte-Tram platzen. Die Erlanger CSU-Stadtratsfraktion stört sich an zu hohen Kosten und fürchtet die baulichen Eingriffe in ihrer Stadt. Sie hat sich deshalb für einen erneuten Bürgerentscheid eingesetzt. Bei der Abstimmung am 9. Juni könnten die Erlangerinnen und Erlanger das Projekt wieder kippen.
Erlanger CSU stellt sich gegen Stadt-Umland-Bahn - und fordert Alternative
Dabei gab es bereits ein positives Votum: 2016 stimmten bei einem Bürgerentscheid rund 60 Prozent dafür, das Projekt in Angriff zu nehmen. In der Folge flossen bereits Millionen aus den drei Städten in die Planung - aus Nürnberg rund 10, aus Erlangen fast 16 und aus Herzogenaurach rund 5 Millionen Euro.
Die Erlanger CSU hat dennoch das klare Ziel, das Projekt gänzlich zu kippen, wie Fraktionsmitglied Jörg Volleth sagt. Erlangen habe die größten Auswirkungen und Nachteile zu tragen. Das Projekt sei zudem ideologisch geplant und versuche, den Individualverkehr zurückzudrängen, ist Volleth überzeugt. Bei der Abstimmung im Juni rechne er mit einer Ablehnung des Projekts. Als Alternative fordert seine Fraktion den Ausbau des Busverkehrs.
Die Haltung der lokalen CSU ist nicht nur aufgrund der Fallhöhe des Projekts bemerkenswert - sondern auch, weil sie innerhalb der Partei umstritten ist: Die CSU-Fraktionen in Nürnberg und Herzogenaurach stehen klar hinter dem Projekt, so wie auch Nürnbergs CSU-Oberbürgermeister Marcus König. Das Bauministerium von Christian Bernreiter (CSU) bezeichnet die Stadt-Umland-Bahn als wichtiges Projekt für die Staatsregierung. Der Freistaat stehe zur in Aussicht gestellten Förderung.
Siemens sah Straßenbahn für Erlangen, Nürnberg und Herzogenaurach als Voraussetzung für Siemens-Campus
Nürnberg ist zudem bereits in Vorleistung gegangen und hat den ersten für die StUB geplanten Bauabschnitt auf Nürnberger Gebiet umgesetzt. Auch der Siemens-Konzern hat sich fest auf die Umsetzung des Projekts verlassen. Bereits 2013 unterzeichneten Siemens und Staatsregierung eine Grundsatzerklärung, die den Bau der Drei-Städte-Tram vorsah. 2014 folgte eine Rahmenvereinbarung mit der Stadt Erlangen.
Seitdem hat Siemens nach eigenen Angaben 750 Millionen Euro in den Bau des Siemens-Campus im Erlanger Süden investiert. Dort entsteht ein ganzer Stadtteil mit Bürogebäuden, Restaurants und Läden. Die Stadt-Umland-Bahn sei für Siemens eine grundlegende Voraussetzung für diese Investition gewesen, teilt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit. Und fügt hinzu: "Verlässlichkeit zwischen Vertragspartnern ist für uns ein fundamental wichtiges Thema."
Fläche haben sie in Forchheim und die Stadt wäre bestimmt nicht abgeneigt. Ein Shuttle-Bus vom Bahnhof fährt sowieso, da eben die Taktung erhöhen und den ÖPNV vom Umland verbessern. Parkhäuser wären aber auch schon da. Wohin die Reise für Healthineers wohl geht?
Siemens sollte daraus Konsequenzen ziehen!
Z. B. die noch in Erlangen befindlichen Reste der Unternehmenstochter Healthineers nimmt der Nachbar Forchheim sicher ebenfalls gerne auf.
Was für ein Trauerspiel, wenn man so eine riesige Chance für den ÖPNV verpassen sollte. Aber so ist das leider in Deutschland und offenbar auch in Mittelfranken. Anstatt an einem Strang zu ziehen und Nägel mit Köpfen zu machen und gemeinsam zu beschließen und zu handeln, stampft man dieses Projekt (liebe CSU Erlangen) entgegen dem Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung aus reinem Parteientrotz in den Erlanger Grund und Boden.
Wenn das Argument mal wieder „ideologisch …“ lautet, weiß man als Leser gleich: der, der es ausspricht hat eigentlich kein Sachargument.