"Ein schlechter Scherz": Fränkisches Krankenhaus schreibt Brandbrief an Spahn

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Coronavirus - Spahn und Strobl
Gesundheitsminister Jens Spahn hat einen Brandbrief erhalten: Die Leiterin eines Nürnberger Krankenhauses übt darin scharfe Kritik an der Art seiner Unterstützung.
Coronavirus - Spahn und Strobl
Marijan Murat (dpa)

Das Nürnberger St. Theresien-Krankenhaus hat einen Brandbrief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geschrieben. In dem Schreiben wendet sich die Leiterin an den Politiker und übt scharfe Kritik.

Das Nürnberger Krankenhaus "St. Theresien" hat sich in einem Brandbrief zur Corona-Situation an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewandt. Darin kritisiert die Leiterin der Klinik vor allem die finanzielle Unterstützung vonseiten des Bundes. Das geht aus einer Mitteilung des Krankenhauses hervor.

Konkret kritisiert wird, dass die bisher "in Aussicht gestellten Summen" nicht einmal ansatzweise die Mehrkosten durch die Corona-Pandemie decken würden. Das Krankenhaus stehe "aufgrund der Unterfinanzierung vor unlösbaren organisatorischen und finanziellen Problemen". Befürchtet wird, dass die Coronakrise dazu genutzt wird, kleinere Krankenhäuser aus der "Krankenhauslandschaft zu entfernen". Immer noch fehle Schutzkleidung und die, die verfügbar wäre, sei zu teuer, erklärt die Leiterin des Krankenhauses Regina Steenbeek-Schacht. 

Klinik kritisiert geringe Aufwandsentschädigungen: "Schlechter Scherz"

Die Klinik bekomme pro Fall für den zusätzlichen Aufwand 50 Euro, was bei der aktuellen Marktlage in etwa 8 FFP2-Masken entspreche. Diese Entschädigung bezeichnete die Leiterin als "schlechten Scherz". "Wenn wir auf die Verteilung von Schutzkleidung durch den Bund gewartet hätten, wären wir schon nicht mehr arbeitsfähig", erklärt Steenbeek-Schacht.

Auch die Vergütung für einen Corona-Fall schätzt die Leiterin als zu gering ein: 2000 Euro bekommt das Krankenhaus pro Patient, die Verweildauer geht oft über 14 Tage hinaus. Grund dafür sind Auflagen des Gesundheitsamts, die eine Rückkehr in Heime oder in das eigene Zuhause verbieten, um die Quarantänemaßnahmen zu gewährleisten. Pro freigehaltenem Bett bekommt die Klinik 560 Euro.

Angekündigte Maßnahmen greifen nicht - weil sie nicht verfügbar sind

Ebenfalls kritisiert wird, dass "alle angekündigten Maßnahmen (Reha-Kliniken für Pflegepatienten reaktivieren, mehr ambulante Pflege)" bisher keinerlei Entlastung brächten. Als Grund führt die Klinik an, dass diese Strukturen bisher noch gar nicht zur Verfügung stünden. 

Leiterin Regina Steenbeek-Schacht schließt den Brief mit einem Appell ab: "Wenn Sie [...] sagen wollen, dass wir das beste Gesundheitssystem der Welt haben, dann brauchen Sie uns und müssen jetzt handeln. Sie können uns vertrauen."