Ein junger Mann verabschiedete Ende Juni seinen Partner am Nürnberger Hauptbahnhof mit einem Kuss. Im Anschluss beschimpfte ihn ein Mann übel und griff ihn sogar körperlich an.
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Ein junger Mann musste am Montag (27. Juni 2022) in Nürnberg Intoleranz und Aggressivität gegen Homosexualität auf schockierende Weise erfahren. Auslöser waren ein Kuss und eine Umarmung mit seinem Freund am Bahnsteig. Ein Mann griff ihn daraufhin auf üble Weise an. Der Betroffene mit dem Vornamen Moritz entschied sich, seine Erfahrung öffentlich zu machen und löste zahlreiche Reaktionen aus.
Homophobe Attacke in Nürnberg - "konnte nicht glauben, was passierte"
Seit zweieinhalb Monaten sei Moritz mit seinem Freund aus Mannheim zusammen. An dem besagten Montag sei dieser zu Besuch nach Nürnberg gekommen. "Ich habe zwei Stunden mit ihm Zeit verbracht und ihn dann zum Bahnsteig begleitet. Weil der Zug verspätet war, mussten wir dort noch eine halbe Stunde warten", berichtet Moritz im Gespräch mit inFranken.de.
Mit einer Umarmung und einem Kuss verabschiedeten sich die Freunde demnach. "Ein älterer, ungepflegter Mann schaute kurz, ging dann aber weg. Auf dem Weg zur U-Bahn kurz vor der Rolltreppe sprach er mich mit einer rauen, aggressiven Stimme an und sagte sinngemäß: 'Ich habe gesehen, was für 'ne perverse Scheiße ihr da gemacht habt'." Zwei Sekunden lang habe Moritz vor lauter Überraschung nicht reagieren können. "Dann schubst er mich von hinten und geht weiter. Ich konnte in dem Moment nicht glauben, was passierte."
Zu dieser Zeit sei Betrieb am Bahnsteig gewesen und mehrere Menschen hätten den Angriff mitbekommen, sagt er. Eine Frau habe ihn kurz angeschaut und sei dann weiter gegangen. "Es schien, als hätten die Leute den Vorfall nach zwei Sekunden schon wieder vergessen." Moritz habe in der U-Bahn realisiert: "Okay, da ist grade was Schlimmes passiert." Er habe daraufhin seinen Freund angerufen und den Vorfall besprochen.
Tweet von Attacke auf Homosexuellen in Nürnberg erreicht in wenigen Stunden Tausende Menschen
Diese habe ihm ans Herz gelegt, das Ereignis zu twittern, um darauf aufmerksam zu machen, dass so etwas heutzutage noch passiert und es keine Einzelfälle sind. Moritz trat der Plattform im Juni 2021 bei und hat inzwischen über 8000 Follower. Noch am selben Abend fasste er sein Erlebnis zusammen und fügte hinzu: "Es ist nicht das erste Mal, dass ich sowas erlebe. Ich bin aber an einem Punkt angekommen, wo ich keine Lust mehr habe, mir Gedanken zu machen, wenn ich mit meinem Freund in der Öffentlichkeit unterwegs bin."
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"Es reicht einfach. Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Tweet hier mache und bin zu dem Entschluss gekommen, dass so etwas nicht im Verborgenen bleiben kann. Es darf nicht totgeschwiegen werden, dass Homophobie immer noch ein großes Problem ist", beendete er seinen Beitrag. Am nächsten Morgen habe er gestaunt.