"Versorgung mit Fernwärme in Gefahr": N-Ergie-Chef schlägt Alarm

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Nürnberg: N-Ergie-Chef schlägt Alarm - "Versorgung mit Fernwärme in Gefahr"
Der Chef der N-Ergie warnt eindringlich vor "unbeabsichtigten Folgen" des Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes ...
Nürnberg: N-Ergie-Chef schlägt Alarm - "Versorgung mit Fernwärme in Gefahr"
Annette Kradisch / N-Ergie

Die N-Ergie warnt eindringlich vor den Folgen eines neuen Gesetzes bei drohendem Gasmangel. Der Chef des regionalen Energieversorger sieht die "Versorgung mit Fernwärme in Gefahr". Allein in Nürnberg gebe es ein Risiko für rund 45.000 Wohnungen und Gebäude.

  • Nürnberg: Energieversorger N-Ergie sieht "Versorgung mit Fernwärme in Gefahr"
  • Vorstandsvorsitzender kritisiert neues Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz
  • "Wärmeversorgung von Millionen Menschen" akut gefährdet: N-Ergie-Chef fordert "Fauxpas"-Behebung
  • Energieversorger mit Szenario für Nürnberg - "konkretes Risiko für rund 45.000 Wohnungen und Gebäude"

Das jüngst vom Bundeskabinett beschlossene Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz - so der recht sperrige Name - sorgt teils für Kritik. Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der N-Ergie Aktiengesellschaft, warnt eindringlich vor "unbeabsichtigten Folgen" des geplanten Gesetzes. Der Chef des regionalen Energieversorgers mit Hauptsitz in Nürnberg sieht diesbezüglich die "Versorgung mit Fernwärme in Gefahr". Ihm zufolge stünde deutschlandweit die Wärmeversorgung von Millionen Menschen "akut im Risiko" - auch im Stadtgebiet Nürnberg,

"Fauxpax": Nürnberger Energieversorger N-Ergie kritisiert neues Gesetz bei drohendem Gasmangel

Das neue Gesetz dient laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz der Unabhängigkeit von russischen Gasimporten. Es soll zugleich als Vorsorgemaßnahme im Fall einer drohenden Gasmangellage fungieren. Das Bundeskabinett hatte den Gesetzentwurf beschlossen, damit Kohlekraftwerke im Falle einer Gasmangellage kurzfristig in den Markt zurückkehren können. Dadurch soll der Gasverbrauch in der Stromerzeugung spürbar reduziert werden können. 

Laut Auffassung von N-Ergie-Chef Josef Hasler weist das Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz allerdings einen gravierenden Fehler auf. Er spricht in diesem Zusammenhang von einem "Fauxpax", den es zu beheben gelte.

Hasler zufolge wären von den im Gesetzentwurf vorgesehenen Strafzahlungen nach jetzigem Stand auch Heizkraftwerke betroffen, die Erdgas einsetzen, um über Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Fernwärme für private Haushalte zu produzieren. "Folglich stünde deutschlandweit die Wärmeversorgung von Millionen Menschen akut im Risiko", betont der Vorstandsvorsitzende, "auch im Stadtgebiet Nürnberg, wo Erdgas der Hauptenergieträger für die Fernwärme ist."

"Müssen alles dafür tun, damit es in diesem Winter in den Wohnungen warm bleibt"

Hasler spricht sich in der N-Ergie-Pressemitteilung vom Dienstag (21. Juni 2022) für eine "sichere Wärmeversorgung für alle privaten Haushalte" aus. Die beschlossene Vorsorgemaßnahme des Kabinetts hinsichtlich eines drohenden Gasmangels begrüßt Hasler dabei grundsätzlich. "Erdgas einzusparen, um die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes zu sichern, ist selbstverständlich der absolut richtige Weg", erklärt er. "Wir müssen alles dafür tun, damit es in diesem Winter in den Wohnungen warm bleibt - und zwar in allen Wohnungen, egal ob sie mit Erdgas oder Fernwärme beheizt werden."

Dass das neue Gesetz dabei auch Heizkraftwerke mit einbeziehe, stößt bei Hasler indes auf Ablehnung. "Es ist für mich deshalb völlig unverständlich, warum KWK-Anlagen, sprich Heizkraftwerke im momentanen Gesetzentwurf nicht ausgeklammert sind", moniert er. Laut seiner Auffassung seien die Fernwärme-Kunden "ganz offensichtlich" vergessen worden. Die politischen Entscheidungsträger fordert er diesbezüglich zum Handeln auf. "Ich appelliere dringend an die Politik, diesen Fauxpas zu beheben. Versorgungssicherheit muss für alle gelten."

Am Beispiel der Situation in Nürnberg führt der N-Ergie-Chef aus, worin aus seiner Sicht "das Risiko für die rund 45.000 Wohnungen und Gebäude am Nürnberger Fernwärmenetz" konkret besteht. "Wir sind für Notfälle gerüstet und können den Betrieb unserer Heizkraftwerke auf leichtes Heizöl umstellen", konstatiert Hasler. Diese Fahrweise sei jedoch lediglich für "einen überschaubaren Zeitraum" vorgesehen - "nicht für einen ganzen Winter".

"Herzstück der Fernwärmeversorgung in Nürnberg": N-Ergie schildert lokales Heizkraftwerk-Szenario

"Für das Herzstück der Fernwärmeversorgung in Nürnberg, unser Heizkraftwerk in Sandreuth, bedeutete dies zum Beispiel, dass wir eine durchgängige Versorgung via Lkw aufbauen müssten", erklärt Hasler. "Alle zwei Stunden müsste ein großer Tanklaster Nachschub liefern." Die volle Leistung des Kraftwerks stünde laut Hasler aber auch dann nicht zur Verfügung. "Ebenso wenig wäre ein Dauerbetrieb mit Heizöl aufgrund von Immissionsschutz-Auflagen nach aktuellen Stand überhaupt zulässig", gibt der Vorstandsvorsitzende der N-Ergie Aktiengesellschaft zu bedenken.

Infolge der drohenden Energieknappheit in Deutschland wird indessen auch über eine verlängerte Laufzeit von Atomkraftwerken debattiert. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sind klar dagegen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordert dagegen eine Atomkraft-Verlängerung.