Über Monate haben Eltern eines Fördervereins in Nürnberg gegen die Schließung ihrer selbstorganisierten Mittagsbetreuung gekämpft. Jetzt zeigte der Einsatz einen ersten Erfolg - die Stadt Nürnberg hat ihre Planung angepasst.
- Nürnberg: Mittagsbetreuung an der Grimmschule kann Schließung wohl abwenden
- Neuer Hort sollte für Ersatz sorgen - doch Eltern beklagten Konzept und Probleme
- "Das ist total super": Mutter mit behindertem Sohn erleichtert - Betreuungsplatz war in Gefahr
- "Durchaus sinnvoll": Oberbürgermeister Marcus König (CSU) schaltet sich ein - Stadt passt Planung an
Der monatelange Kampf von Eltern des Fördervereins der Gebrüder-Grimm-Schule im Nürnberger Stadtteil Erlenstegen hat offenbar Früchte getragen. Wie inFranken.de ausführlich berichtete, drohte der selbstorganisierten Mittagsbetreuung nach fast 20 Jahren das plötzliche Aus, weil die notwendige Förderung des Angebots zugunsten eines neugebauten Horts eingestellt werden sollte. Eltern, die ihre Kinder in dem Haus betreuen ließen, wollten sich damit nicht abfinden - und wandten sich medienwirksam an die Öffentlichkeit. Und das mit Erfolg: Nachdem sich Oberbürgermeister Marcus König (CSU) der Sache angenommen hatte, hat die Stadt Nürnberg nun doch einen Bedarf festgestellt, wie es gegenüber inFranken.de heißt.
Stadt Nürnberg wollte Mittagsbetreuung nicht weiter fördern - Eltern übten heftige Kritik
Hintergrund: 2017 hatte die Stadt den Neubau eines Betreuungshauses an Diakoneo vergeben, einen, so die Stadt Nürnberg, "erfahrenen Träger". 2020 wurde dann der neue Kinderhort an der Grimmschule eröffnet. Doch ein Wechsel kam für viele Eltern nicht infrage. Besonders, weil "es dort kein pädagogisches Konzept für die Mittagsbetreuung gibt und die Kinder zu festen Zeiten abgeholt werden müssen, also nicht vor Betreuungsschluss", hatte eine der betroffenen Mütter Mitte Februar gegenüber inFranken.de erklärt. Das "familiäre Miteinander" und der "gewachsene Bezug zu ihren sehr verlässlichen Betreuern" wurden ebenfalls als Argumente ins Feld geführt.
Auch fehlende Wahlfreiheit bemängelten mehrere Eltern. Sonja M., alleinerziehende Mutter eines Sohnes mit Asperger-Autismus, stand nach eigenen Aussagen gar kurz vor dem kompletten Verlust des Betreuungsplatzes für ihr Kind. Denn Diakoneo hatte ihr nach Unstimmigkeiten über die Betreuungsqualität und negativen Vorfällen im Hort den Platz gekündigt, wie Dokumente zeigen, die inFranken.de vorliegen. Diakoneo selbst wollte sich zu dem konkreten Fall "aus verschiedenen Gründen, zu denen auch der Datenschutz gehört" nicht äußern, betonte aber die eigene "weitreichende und langjährige Erfahrung, wie das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderungen gestaltet werden kann".
Den Weiterbetrieb der Mittagsbetreuung des Fördervereins trotz Hort sah die Stadt Nürnberg damals als nicht sinnvoll an. Eine "parallele Fortführung des kommunalen Mietkostenzuschusses bei gleichzeitigem Leerstand von Betreuungsplätzen im neu errichteten Betreuungshaus" sei weder "mit den Grundsätzen des wirtschaftlichen Umgangs mit öffentlichen Mitteln vereinbar" noch mit der "aktuellen Haushaltslage" zu vertreten, argumentierte die Stadt. Die Familienreferentin der Stadt Nürnberg, Elisabeth Ries (SPD), versprach gegenüber inFranken.de, "allen Kindern der Gebrüder-Grimm-Schule einen Betreuungsplatz anbieten, die ihn benötigen". Falls notwendig, könnten auch Räume im Ersatzbau auf dem Schulgelände genutzt werden, hieß es.
Nach persönlichem Einschalten von OB König: Mittagsbetreuung bleibt wohl offen - "erfreulich"
Die ablehnende Haltung der Stadt führte zu heftigem Protest bei den betroffenen Eltern. Eine gestartete Online-Petition forderte den Erhalt der Mittagsbetreuung, bei der Stadt Nürnberg gingen Beschwerden ein, über die inFranken.de-Berichterstattung erreichte das Thema eine noch breitere Öffentlichkeit. Schließlich schaltete sich Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) persönlich in die Debatte ein. Dies bestätigt auch die Stadt gegenüber inFranken.de. "Inzwischen hat sich unser Oberbürgermeister selbst der Angelegenheit angenommen und die zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung gebeten, die Betreuungsplätze im Schulsprengel der Gebrüder-Grimm-Schule im Kontext zu den prognostischen Schülerzahlen zu untersuchen", so Schulreferentin Cornelia Trinkl (CSU).
Die aktuelle Schülerprognose für die Gebrüder-Grimm-Schule weise "eine langfristig steigende Gesamtschülerzahl für die Jahre 2029 bis 2035 aus", so Trinkl. "Daher wurde die Bedarfsfeststellung Jugendhilfeplanung: Ganztägige Bildung, Betreuung und Erziehung im Grundschulalter entsprechend angepasst." Langfristig sei ein "über das bestehende Angebot im Betreuungshaus am Schulstandort" hinausgehender "Bedarf an Plätzen der ganztägigen Bildung, Betreuung und Erziehung anzunehmen", heißt es. "Damit ist ein plurales Angebot durchaus sinnvoll." In einem Gespräch mit dem Förderverein habe man "die weiteren mit den staatlichen Behörden abzustimmenden Schritte erläutert". Der Antrag auf Mietkostenzuschuss befinde sich noch in Bearbeitung, erklärt die Nürnberger Schulreferentin.