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Nürnberg: Bundespolizei warnt Ukrainerinnen vor dubiosen Angeboten - so ist die Lage in Franken


Autor: Ralf Welz

Nürnberg, Samstag, 19. März 2022

Nach Vorfällen am Hauptbahnhof Berlin warnt die Bundespolizei ukrainische Frauen und Jugendliche vor Übernachtungsangeboten. inFranken.de erklärt: So ist die Lage an den fränkischen Bahnhöfen.
Caritas und Co. warnen aktuell vor Menschenhändlern, die Flüchtlingen aus der Ukraine am Münchner Hauptbahnhof auflauern. Die Bundespolizei äußert sich bei inFranken.de zur Situation an den fränkischen Bahnhöfen.


Die Zahl der Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, nimmt weiter zu. In Deutschland wurden bislang fast 200.000 Ukraine-Flüchtlinge registriert - der überwiegende Teil davon sind Frauen und Kinder. Erfasst werden dabei nur Geflüchtete, die von der Bundespolizei angetroffen werden, etwa an der österreichisch-bayerischen Grenze, an Bahnhöfen oder in Zügen. Noch immer befinden sich viele Flüchtlinge auf der Suche nach einer Unterkunft. Die Bundespolizei warnt indes allein reisende Minderjährige und Frauen aus der Ukraine vor "auffälligen Übernachtungsangeboten". Die Flüchtlinge sollten sich demnach bei ihrer Suche nach einem Quartier nur an offizielle Stellen wenden.

Erst vor Kurzem lehnten ukrainische Frauen das Rettungsangebot eines Nürnberger Busunternehmens aus Angst ab. Sie fürchteten, in die Fänge von Menschenhändlern zu geraten. Trotz der "ernüchternden Resonanz" zeigte der Initiator der Hilfsaktion Verständnis für die Skepsis der Frauen. Feststeht: Die Not der Geflüchteten wird mitunter schamlos ausgenutzt, wie eine Reporterin beweisen konnte. Die Bundespolizei warnte alleinreisende Jugendliche und Frauen aus der Ukraine vor auffälligen Personen am Berliner Hauptbahnhof. Diese hatten den Geflüchteten offenbar auf aufdringliche Art suspekte Übernachtungsangebote unterbreitet. inFranken.de hat daraufhin bei der Bundespolizei nachgefragt, ob vergleichbare Beobachtungen auch an fränkischen Bahnhöfen gemacht worden sind. 

Lauern Menschenhändler Ukrainerinnen an Bahnhöfen auf? Bundespolizei schildert aktuelle Situation

Erst diese Woche warnten kirchliche Institutionen vor Menschenhändlern, die Flüchtlingen angeblich am Münchner Hauptbahnhof auflauern. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. "Man muss dem von Anfang an entgegenwirken", sagte Bettina Spahn, Leiterin der katholischen Bahnhofsmission München, am Mittwoch (16. März 2022) in München. "Es wird auf jeden Fall probiert, diese Frauen mit ihren Kindern anzusprechen", sagte Caritas-Vorstandsmitglied Gabriele Stark-Angermeier. Das Ziel dieser Männer sei, Frauen zur Prostitution zu zwingen. Sie sieht "eine systematische Geschichte" und betont: "Das Thema existiert."

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Der Bundespolizei indes sind bislang keine konkreten Fälle von Menschenhändlern bekannt, die Flüchtlingen aus der Ukraine am Münchner Hauptbahnhof auflauern. Entsprechende Gerüchte hätten sich bislang nicht verifizieren lassen, teilte ein Sprecher am Donnerstag (17. März 2022) mit. 

Auch an fränkischen Bahnhöfen seien seit Ausbruch des Krieges keine entsprechenden Beobachtungen angestellt oder Fälle gemeldet worden, teilt die Bundespolizei inFranken.de auf Nachfrage mit. "Bislang stellt die Bundespolizei an den fränkischen Bahnhöfen Kriegsvertriebene aus der Ukraine zumeist jeweils im zweistelligen Bereich pro Tag fest", erklärt Thomas Borowik von der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundespolizeidirektion München.

Bundespolizei warnt Ukraine-Flüchtlinge vor Übernachtungsangeboten - diese Tipps unbedingt beachten

Daten hinsichtlich der Gefahr von Ukrainerinnen, derzeit in Bayern Opfer von Menschenhändlern zu werden oder in die Zwangsprostitution zu gelangen, liegen der Bundespolizei nicht vor. Dem Sprecher zufolge finden an den Bahnhöfen aufgrund der aktuellen Situation mitunter verstärkt Kontrollen statt. "Die Bundespolizei kontrolliert an Bahnhöfen flexibel und lageangepasst", konstatiert Borowik. Der Einsatz richte sich nach den jeweils örtlich wie zeitlich gegebenen Erfordernissen. Die aktuellen Maßnahmen dienen demnach zweierlei Zielen: "Einerseits trägt die Bundespolizei dazu bei, dass allen Kriegsvertriebenen im Bundesgebiet rasch Schutz gewährt wird", berichtet der Pressesprecher, "und andererseits sorgen die Beamten mit den Kontrollen dafür, dass grundlegende Sicherheitsbedürfnisse gewahrt bleiben."

Weil die Vorgehensweise der dubiosen Personen am Hauptbahnhof Berlin auch an anderen Bahnhöfen möglich sei, an denen Geflüchtete ankommen, sollten laut Bundespolizei folgende Tipps beachtetet werden:

  • Wenden Sie sich nur an offizielle Stellen, wenn Sie eine Übernachtung suchen
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen
  • Wenn Sie etwas Suspektes beobachten, wenden Sie sich an die Polizei
  • Werden Sie bedroht: Wählen Sie die polizeiliche Notrufnummer 110
  • Geben Sie niemandem, der nicht von einer offiziellen Stelle ist, Ihren Reisepass oder amtliche Dokumente
  • Notieren Sie Namen und Adresse von Gastgebern

In Erlangen sorgte eine Spendenaktion für die Ukraine Anfang März für Riesenandrang. Nun kursieren bösartige Vorwürfe gegen die Helfer. Diese setzen sich gegen die ungeheuerliche Unterstellung aktiv zur Wehr.

(mit dpa)