Nürnberg: Feuerwerks-Verbot zu Silvester 2021 - neue Statistik zu Rettungseinsätzen überrascht
Autor: Daniel Krüger
Nürnberg, Dienstag, 28. Dezember 2021
Wegen der Corona-Lage in den Kliniken dürfen Böller, Raketen und Co auch zu Silvester 2021 nicht verkauft werden. Doch Zahlen einer Statistik aus dem Großraum Nürnberg widersprechen diesem Argument.
- Böllerverbot zu Silvester wird in Mittelfranken heftig debattiert
- Hauptargument gegen Feuerwerk: Drohende Überlastung der Kliniken
- Verkauf komplett verboten - fränkische Kommunen und Städte errichten auch 2021 Böller-Sperrzonen
- Statistik zu Rettungseinsätzen im Großraum Nürnberg überrascht
Wie im vergangenen Jahr wurde wegen Corona auch zu Silvester 2021 ein deutschlandweites Verkaufsverbot für Feuerwerk beschlossen. Nur wer Böller und Co noch aus den Vorjahren zu Hause hat, darf es zum Jahreswechsel krachen lassen - und auch dann nur äußerst eingeschränkt. Denn bayerische Kommunen können auf "besonders publikumsträchtigen Plätzen" ein Feuerwerksverbot erlassen, unter anderem Bayreuth und Nürnberg machen davon Gebrauch. Doch eine neue Statistik aus der Region zeigt nun, dass das Hauptargument für das Verbot nicht unbedingt haltbar ist.
Feuerwerksverbot zu Silvester 2021: Nürnberger OB König - Verletzungen würden Krankenhäuser "belasten"
"Menschen, die sich beim Abbrennen von Feuerwerkskörpern verletzen, würden die am Rande ihrer Kapazitäten arbeitenden Krankenhäuser zusätzlich belasten. Dies gilt es in dieser schwierigen Phase der Pandemie zu verhindern", argumentierte der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) bereits Anfang Dezember 2021 und preschte mit einer Forderung nach einem Böllerverbot zu Silvester vor.
Nur durch ein bundesweites Verbot von Feuerwerk könne "angesichts der anhaltenden Covid-19-Pandemie verhindert werden, dass Ärzte, Pflegekräfte und Krankenhäuser überlastet werden", begründete auch die Deutsche Umwelthilfe ihre Forderung bereits im November dieses Jahres. An der gemeinsamen Pressekonferenz waren auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP), Ärzte-Vertreter und Tierschutzorganisationen beteiligt.
Ein Augenarzt sprach von rund 500 Menschen, die jedes Jahr an Silvester durch Feuerwerk an den Augen verletzt würden, etwa 100 davon sogar schwer. Auch Verletzungen an der Hand oder dem Trommelfell seien in den Krankenhäusern an Silvester kein ungewöhnlicher Anblick. Genaue Zahlen seien dazu nicht bekannt. Auch auf Grundlage derartiger Überlegungen und Forderungen wurden letztlich die politischen Weichen für die Einschränkungen an Silvester 2021 getroffen.
Großraum Nürnberg: Hauptgrund für Rettungseinsätze an Silvester ist nicht Feuerwerk
Gerade für die Feuerwerks-Händler bedeutet das Verbot immense Umsatzeinbußen, manchen droht gar die Insolvenz. Dass Verletzungen durch Böller die Kliniken überlasten würden, sei falsch, erklärte der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) kürzlich in einem Statement. Nicht legales Silvesterfeuerwerk sei in anderen Jahren schuld an mehr Patienten in den Notaufnahmen, sondern zu viel Alkohol und illegale Feuerwerksprodukte.
Auf Anfrage von inFranken.de teilt ein Sprecher der Stadt Nürnberg mit, bei Rettungseinsätzen in den Silvesternächten erfasse man Böller-Verletzungen nicht separat. "Eine Differenzierung für spezifische Verletzungen durch Feuerwerkskörper haben wir nicht", so der Sprecher. Diese würden aber auch "erfahrungsgemäß nicht groß ins Gewicht", fallen. Die "Haupteinsatzgründe stehen in Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch oder daraus resultierenden Verletzungen".