Die neuen Glättemelder warnen die Straßenwärter wesentlich früher vor drohender Rutschgefahr auf den Straßen. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat am Donnerstag in Nürnberg den Startschuss für das neue "Winterdienst-Management-System" gegeben.
Winter bedeutet Stress für die 3000 orangenen Straßenwärter in Bayern. Mit einem neuen Winterdienst-Management-System wollen die Straßen- und Autobahnmeistereien besser auf Straßenglätte in ganz Bayern vorbereitet sein. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat den Startschuss für die Pilotphase am Donnerstag in Nürnberg gegeben. Mit dem neuen System können die Autobahnmeistereien wesentlich früher auf drohende Glättegefahren reagieren.
Das Wetter hat Thomas Rißmann besonders im Winter immer im Blick. Wenn nasskaltes Wetter rund um den Gefrierpunkt im Anmarsch ist, schickt der Leiter der Autobahnmeisterei in Nürnberg-Fischbach seine 43 Mitarbeiter zum Salzstreuen auf die Piste. "Früher wussten wir zwei Stunden vorher, wie das Wetter wird. Mit dem neuen Winterdienst-Management-System bekommen wir diese Informationen genau 18 Stunden vorher", sagt Rißmann. Der Vorteil liege auf der Hand.
Mit dem Wissensvorsprung können Einsätze besser geplant werden, ist sich Rißmann sicher und zeigt auf die Lagerhalle, in der das Salz für die kommenden Wintermonate bereit liegt.
Herzstück des neuen Winterwetterwarnsystems sind 250 Glättemelder. Diese kleinen Messstationen übermitteln die aktuellen Wetterdaten an einen zentralen Computer. Zusätzlich senden die Wetterstationen entlang der bayerischen Autobahnen und Bundesstraßen alle zehn Minuten ein Foto von der Fahrbahnoberfläche an die Straßenwärter. Alle 80 Kilometer steht so ein Glättemelder in Bayern am Straßenrand. 60 neue Glättemelder sollen bis Ende des nächsten Jahres hinzukommen, damit die Glätteprognosen noch genauer werden. Eine einzige Messstationen kostet rund 25.000 Euro. Die Autobahndirektion Nordbayern hat das neue System gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst entwickelt.
Um das neue System zu testen, hat Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag die Pilotphase in Nürnberg gestartet. Zunächst soll sich das System rund um die Frankenmetropole in der Praxis bewähren. Später soll das System in ganz Bayern zum Einsatz kommen. In Deutschland sei das System bislang einzigartig. Die neue Straßenwetter-Vorhersage sei eine "Investition in die digitale Zukunft des Automobilverkehrs", sagte Herrmann bei der Vorstellung des Projektes am Donnerstag in Nürnberg. Die neuen Glätte-Prognosen dürften schon bald in modernen Fahrzeugen zum Einsatz kommen, ist sich Herrmann sicher. "Trotz modernster Technik können wir im Winter aber keine sommerlichen Straßenverhältnisse schaffen", warnte der Innenminister. Für die Zukunft erhofft sich Herrman freilich eine Verbesserung der Verkehrssicherheit gerade im Winter. Einsätze könnten außerdem besser geplant werden.
Salz könne so präziser gestreut werden. Gleichzeitig würde der Freistaat durch das neue System bares Geld sparen. Die eingesparten Finanzmittel will Herrmann in den Unterhalt der Straßen stecken.Im vergangenen Jahr habe der milde Winter dafür gesorgt, dass die Staatskasse geschont werden konnte. Nur knapp 300.000 Tonnen Salz seien im letzten Winter auf den Straßen gelandet. In normalen Wintern würde man 400.000 Tonnen benötigen.
Mildere Winter bedeuten für die Straßenwärter nicht weniger Stress. Gerade Temperaturen um die Nullgradgrenze sorgen häufig für gefährlich glatte Straßen. Autofahrer unterschätzen die Gefahr von Reifglätte oder überfrierender Nässe besonders gerne, wenn die Temperaturen relativ mild sind. Bei der Fahrt durch verschneite Winterlandschaften gehen Autofahrer meistens automatisch vom Gas.
Die Füße hochlegen können Thomas Rißmann und seine Mitarbeiter trotz der neuen Technik freilich nicht. Wenn es sein muss, werden sie sich auch in Zukunft rund um die Uhr gegen spiegelglatte Fahrbahnen hinter das Steuer ihrer Streufahrzeuge klemmen. Das gemeine Winterwetter wird es dank der Glättemelder allerdings etwas schwerer haben, die Straßenwärter zu überraschen. In Zukunft können sich die "orangen Engel" aber besser auf ihre Wintereinsätze vorbereiten und rechtzeitig bei drohender Straßenglätte ausrücken.
400.000 Tonnen Salz werden durchschnittlich im Jahr bayernweit verbraucht. Auf den Straßen landet heute Salzsole statt Streusalz. Früher kamen sieben Gramm Salz pro Quadratmeter auf die Straße. Durch den Einsatz der Sole werden pro Quadratmeter heute nur noch 2,5 Gramm Salz benötigt. Damit sollen Kosten gespart und die Umwelt geschont werden. Wenn die Temperaturen unter der Gefrierpunkt sinken, sind in Bayern täglich rund 600 staatliche und 700 private Einsatzfahrzeuge im Einsatz. 3000 Männer und Frauen in Orange kämpfen mit ihren Schneepflügen im Winter gegen die gefährliche Straßenglätte.