"An einer Bauruine ist niemand interessiert": Wohnungskäufer in Nürnberg akzeptieren Bedingung

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Nach Project-Insolvenz: Nürnberger Wohnungskäufer akzeptieren Bedingung
Nach der Insolvenz der Immobiliengruppe Project geht es mindestens mit einem der drei Nürnberger Bauvorhaben weiter.
Wohnungsbau
Bernd Wüstneck/dpa (Symbolbild)

In Nürnberg können trotz der Insolvenz der Immobiliengruppe Project Wohnungen weitergebaut werden. Die Käufer haben einer entsprechenden Bedingung zugestimmt. Der Insolvenzverwalter spricht im Vergleich zu den Alternativen von einem "sehr kleinen Opfer".

Update vom 04.10.2023:  Project-Wohnungen in Nürnberg können nach Käufer-Abstimmung fertiggestellt werden

Zur Pleite des fränkischen Immobilienentwicklers Project gibt es Neuigkeiten - zumindest was dessen drei bereits begonnene Bauprojekte in Nürnberg betrifft: Wie inFranken.de berichtete, springt die Erlanger Firma Mauss Bau ein und übernimmt den Weiterbau aller drei Project-Objekte in der Frankenmetropole. Insgesamt geht es um die Fertigstellung von 282 Wohnungen. Die Bedingung für die Fortführung der Bauarbeiten durch Mauss Bau: Die Wohnungskäufer müssen auf Schadenersatzforderungen wegen der bisher entstandenen Verzögerungen verzichten

Diesbezüglich sei inzwischen bei einem der drei Nürnberger Immobilienprojekte grünes Licht erteilt worden, erklärt PR-Sprecher Christoph Möller im Auftrag des zuständigen Insolvenzverwalters inFranken.de. Die Käufer der Wohnungen in der Bayreuther Straße 20 haben demnach zugestimmt, von entsprechenden Schadenersatzforderungen abzusehen. "Bei der Abstimmung wurde die erforderliche Rücklaufquote von 95 Prozent Zustimmungen sogar überschritten", teilt Möller mit.

Volker Böhm, der vorläufige Insolvenzverwalter der Nürnberger Immobiliengruppe Project, äußerte sich demnach zum Abstimmungsergebnis wie folgt: "Die Zustimmung der Käufer zeigt, dass die gefundene Lösung der richtige Weg ist." Dies bestärke die Insolvenzverwaltung in ihrem Ziel, "wo immer möglich auch" bundesweit die Projekte mit Generalunternehmern fertigzubauen.

Insolvenzverwalter: Verzicht auf Schadenersatz im Vergleich zu Alternativen "sehr kleines Opfer"

"Die Käufer haben erkannt, dass der Verzicht auf Schadenersatzansprüche wegen der Bauverzögerung im Vergleich zu den Alternativen ein sehr kleines Opfer ist", wird Böhm zitiert. "An einer Bauruine ist niemand interessiert.“

Voraussichtlich noch am Mittwoch sollen die Abstimmungsergebnisse für die anderen beiden Project-Bauprojekte bekannt gegeben werden.

Update vom 22.09.2023: Mauss Bau übernimmt nach Project-Insolvenz: Erlanger Firma baut Wohnungen in Nürnberg weiter

Gute Nachrichten für Wohnungskäufer in Nürnberg: Alle Projekte der insolventen fränkischen Immobiliengruppe Project in der Frankenmetropole können grundsätzlich weitergebaut werden. Dies erklärt PR-Sprecher Christoph Möller im Auftrag des zuständigen Insolvenzverwalters am Freitag (22. September 2023) inFranken.de auf Anfrage.

Die Firma Mauss Bau mit Sitz in Erlangen übernimmt demnach die Fertigstellung der drei Nürnberger Objekte in der Maximilianstraße 43, in der Ostendstraße 161 und 163 sowie in der Bayreuther Straße 20. Voraussetzung dafür sei, dass die Käufer der jeweiligen Immobilie ihre Zustimmung erteilen. 

Insgesamt geht es in Nürnberg um 282 Wohnungen der wirtschaftlich angeschlagenen Project-Gruppe. Rechtsanwalt Volker Böhm als vorläufiger Insolvenzverwalter habe für alle drei Projekte die Vertragsverhandlungen mit Mauss Bau geführt und befinde sich "in ständiger Abstimmung" mit dem Bauunternehmen, berichtet der Sprecher.

"Absolute Ausnahme": Insolvenzverwalter verspricht keine zusätzlichen Kosten für Käufer von Project-Wohnungen

Ändert sich durch das Einspringen des Bauunternehmens etwas für die Wohnungskäufer? "Zusätzliche Kosten entstehen für die Käufer nicht", teilt PR-Sprecher Möller inFranken.de mit. "Sie müssen allerdings auf Schadenersatzforderungen wegen der bisher entstandenen Verzögerungen verzichten." Die Fristen für die Einverständniserklärungen laufen dem Sprecher zufolge.

Alle Käufer seien persönlich durch Böhm in seiner Funktion als vorläufiger Insolvenzverwalter "in detaillierten Infoveranstaltungen" unterrichtet worden, konstatiert der Sprecher des Rechtsanwalts. "Die Reaktionen auf den Weiterbau waren naturgemäß äußerst positiv", erklärt Möller. "Dass begonnene Bauprojekte in einem Insolvenzverfahren fertiggebaut werden können, ist die absolute Ausnahme."

Doch wie geht es nun vor Ort weiter? "Das ist von Projekt zu Projekt verschieden", hält der Sprecher mit Blick auf die Fertigstellung der drei einzelnen Bauobjekte in Nürnberg fest. So sei in der Bayreuther Straße etwa geplant, die Bauarbeiten bis Ende 2024 abzuschließen.

Update vom 24.08.2023: Wegen Project-Pleite: Ausschüttung aus Fonds soll gestoppt werden

Die fränkische Immobiliengruppe Project ist insolvent: Die Pleite hat aber nicht nur Folgen für Beschäftigte und Käufer, sondern auch für Anleger, die in Fonds investiert haben. Der Projektentwickler ist in Nürnberg und Bamberg verortet, hat aber bundesweit Bauprojekte wie private Wohnungen sowie Büros, deren Zukunft nun unsicher ist. Da das Unternehmen in eine finanzielle Schieflage geraten ist, sollen auch Ausschüttungen aus den Fonds gestoppt werden.

Zehntausende Anleger seien von der Hiobsbotschaft betroffen, wie das Handelsblatt mit Bezug auf ein Schreiben berichtete, das an Vertriebsmitarbeiter adressiert ist. Project besteht aus mehreren Firmen, von denen fünf insolvent sind: Konkret sind das mehrere Tochtergesellschaften der Immobiliengruppe sowie die Holding. Daneben gibt es aber noch eine zweite Firmengruppe, die Investmentgruppe. Diese ist ebenso wie die Fonds nicht von der Insolvenz betroffen.

Das Ziel sei nun, dass die Fonds weiter bestehen können und die beteiligten Gesellschaften zudem liquide bleiben. Das soll durch den Stopp der Ausschüttungen gewährleistet werden, wie die Dr. Stoll & Sauer Rechtsanwaltsgesellschaft mbH in einer Mitteilung erklärt. Die Kanzlei schreibt aber auch, dass aktuell noch nicht bekannt sei, um welche Fonds es sich konkret handelt.

"Es ist klar: Wenn bereits ein begonnener Bau aufgrund der Insolvenzen nicht fertiggestellt werden kann, dann kann dies unterm Strich auch Auswirkungen auf den jeweiligen Fonds haben. Bis zu einem Total- oder Teilverlust des Investments können hier viele unterschiedliche Szenarien möglich sein", erläutern die Juristen. Die Gruppe habe zuletzt über ein Investitionsvolumen von 3,2 Milliarden Euro im Bau oder in Planung verfügt.

Schuld an der Insolvenz seien unter anderem die durch den Ukraine-Krieg stark gestiegenen Baukosten. Die hohen Preise könnten nicht an die Kunden weitergegeben werden. In den Fonds stecken laut Project rund 1,4 Milliarden Euro, mehr als 32.000 Anleger hätten investiert, wie es auf der Webseite der Firma heißt. Der eingesetzte Insolvenzverwalter teilte aber mit, dass der Geschäftsbetrieb aktuell weiterlaufe. Nun solle geprüft werden, ob Sanierungsmaßnahmen möglich sind und ob die bereits geplanten bzw. schon im Bau befindlichen Projekte weitergeführt werden. (th)

Update vom 18.08.2023: Insolvenzverwalter äußert sich nun zu Pleite von Immobilienentwickler Project

Der insolvente Nürnberger Immobilienentwickler Project betreut nach Angaben des Insolvenzverwalters 118 laufende Projekte mit über 1850 Wohnungen. Käufer der Wohnungen seien zumeist Privatpersonen. Wichtig sei jetzt, "ob und wie die nötigen Finanzmittel zum Weiterbau der Projekte aufgebracht werden können", sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Volker Böhm. Angesichts des Unternehmenskonstruktes und der komplexen Sachverhalte könne es einige Wochen dauern, den Wohnungskäufern belastbare Informationen zu geben.

"Da viele Käufer bereits beträchtliche Summen investiert haben, fällt das verständlicherweise sehr schwer, aber es ist leider nicht zu ändern. Wir tun alles, was möglich ist", sagte Böhm. Zurzeit seien Häuser mit 1852 Wohnungen im Bau, einige stünden bereits vor der Fertigstellung.

Die Bauprojekte der Gruppe sind über Deutschland verteilt, mit Schwerpunkten in Berlin und Potsdam, Hamburg, Düsseldorf, dem Rhein-Main-Gebiet und den Großräumen München und Nürnberg. Für jedes einzelne Projekt müssten jetzt Bautenstand, Abrechnungsstand, offene Verbindlichkeiten und künftiger Finanzbedarf ermittelt werden.

Auskunft könne deshalb nur für den jeweiligen Einzelfall gegeben werden. Von der Insolvenz der Project Immobilien-Gruppe seien auch viele Handwerker betroffen. Die gestiegenen Baupreise in Kombination mit den stark gestiegenen Zinsen haben in den vergangenen Monaten bereits mehrere Insolvenzen in der Immobilienentwickler-Branche nach sich gezogen.

Originalmeldung vom 12.08.2023: Fränkische Immobiliengruppe ist pleite - dabei waren Projekte in Milliardenhöhe geplant

Der Nürnberger Immobilienentwickler Project hat mit bundesweit geplanten Vorhaben in Milliardenhöhe Insolvenz angemeldet. Bislang Insolvenz beantragt haben drei der vier Gesellschaften der Gruppe, teilten die Insolvenzverwalter der Nürnberger Kanzlei Schultze & Braun mit. Die Holding Project Real Estate AG wird demnach "kurzfristig" folgen. Den Geschäftsbetrieb wollen die Juristen fortsetzen. Dabei wollen sie die Möglichkeiten einer Sanierung ebenso wie die Fortsetzung der Bauprojekte prüfen.

Laut Firmen-Webseite waren Ende Juni bundesweit 120 Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von 3,2 Milliarden Euro im Bau oder in Planung. Nach Angaben der Insolvenzverwalter betreut die Gruppe deutschlandweit rund 60 Projekte.

Nürnberger Immobiliengruppe Project mit Milliardenplänen pleite

"Ein wichtiger Grund für die Insolvenz sind die enorm gestiegenen Baukosten infolge des Ukraine-Krieges. Dabei war es nicht möglich, diese Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben", heißt es in der Mitteilung vom Freitag (11. August 2023). Schwerpunkt der Project-Gruppe sind die Ballungszentren Berlin, München, Hamburg, das Rhein-Main-Gebiet, das Rheinland und Nürnberg.

Der rasche Anstieg der Immobilienzinsen im Kombination mit dem Anstieg der Baupreise hat in den vergangenen Monaten bereits mehrere Insolvenzen in der Branche nach sich gezogen. Bundesweit mehren sich Meldungen, dass Bauträger fertige Eigentumswohnungen und Häuser nicht oder erst nach Monaten verkaufen können, weil die erhofften Käufer die Preise nicht bezahlen wollen oder können.

Geraten Immobilienentwickler in finanzielle Schwierigkeiten, treffen die Folgeschäden nicht nur Investoren und Käufer. Häufig bleiben die von den Entwicklern beauftragten Baufirmen auf unbezahlten Rechnungen sitzen.

Die Project-Gruppe warb bislang damit, dass sie "bei allen Bauvorhaben ausschließlich aus Eigenkapital" schöpfe. "Unsere Kunden und Anleger genießen dabei größtmögliche Sicherheit und Verlässlichkeit", hieß es noch am Samstag auf der Webseite.

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