Die Mercedes-Benz AG will ihre konzerneigenen Niederlassungen verkaufen. Auch Nürnberg ist betroffen. Betriebsrat und Belegschaft zeigen sich "massiv enttäuscht" und erheben ihre Stimme.
Am 19. Januar 2024 berichtete die Deutsche Presseagentur, dass die Mercedes-Benz AG mit Hauptsitz in Stuttgart den Verkauf der konzerneigenen Autohäuser erwäge. Wie das Unternehmen auf Anfrage von inFranken.de am Mittwoch (13. März 2024) mitteilte, sei und bleibe der physische Handel "eine zentrale Säule für den Erfolg von Mercedes-Benz". Weiter heißt es: "Die Elektrifizierung, Digitalisierung und stetig wandelnde Kundenbedürfnisse stellen dabei neue Anforderungen an den zeitgemäßen Vertrieb."
Der Konzern habe sich demnach dazu entschieden, "die Strukturen des Own Retail in Deutschland umfassend zu prüfen". Vielerorts in Franken befinden sich Niederlassungen. So auch in Nürnberg. Am Mittwoch (13. März 2024) lud der Betriebsrat die Beschäftigten der Mercedes-Benz Niederlassung Nürnberg zu einer Betriebsversammlung ein. "Dabei hat der Vorstand der Mercedes-Benz Group AG seine einseitig getroffene Entscheidung mitgeteilt, die konzerneigenen Niederlassungen zu verkaufen", erklärt die IG Metall Nürnberg. Der Ärger ist groß.
"Unsicherheit über Zukunft": Nürnberger Beschäftigte protestieren gegen Verkauf von Mercedes-Niederlassungen
Betriebsrat und Belegschaft seien "massiv enttäuscht", wie es weiter heißt. Die Belegschaft habe die Nachricht mit "Bestürzung" aufgenommen. Es sei eine "eine Entwicklung, die uns alle vor neue Herausforderungen stellt und Unsicherheit über unsere Zukunft bringt". Betriebsrat Michael Bettag bezeichnet den Plan als "krasse Fehlentscheidung" und man lehne "sie im Grundsatz ab". Die Beschäftigten demonstrierten neben der Betriebsversammlung zudem vor dem Autohaus mit dem Statement "Ja zu unserer Niederlassung".
Auch die IG Metall Würzburg äußerte ihren Unmut: Die Vorstandspläne seien aus Sicht des Betriebsrats Jürgen Pickel "vollkommen inakzeptabel und in keinster Weise nachvollziehbar", erklärte er. "Insbesondere angesichts der Entbehrungen und Zugeständnisse, die die Mitarbeitenden in den letzten Jahren gemacht haben, um die Profitabilität der Niederlassungen sicherzustellen."
Bei den konzerneigenen Niederlassungen von Mercedes-Benz sind deutschlandweit aktuell etwa 8000 Menschen in rund 80 Betrieben beschäftigt. Zu einem Betrieb können einem Sprecher zufolge mehrere Autohäuser gehören. Die Standorte sollen nicht im Gesamten an einen Erwerber gehen, hieß es zuvor vonseiten des Konzerns. Das Unternehmen sei offen für Gespräche und hat notwendige Kriterien für den Erwerb festgelegt.
Mercedes-Benz äußert sich zu Stellen - Betriebsrat will "Arbeitsbedingungen bestmöglich absichern"
Die Voraussetzungen sind: "Retail Expertise, unternehmerische Kompetenz, wirtschaftliche Stärke, Investitionsbereitschaft, Zukunftsfähigkeit und Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen", erfährt inFranken.de auf Nachfrage. Mercedes-Benz versichert darüber hinaus, dass eine Schließung von Niederlassungen nicht Gegenstand der Überprüfung sei und "langfristig die Zukunftsfähigkeit der regionalen Arbeitsplätze" geschützt werden sollen.
So soll es keine Kündigungen geben, sondern die Stellen in Deutschland sollen erhalten werden. Das Unternehmen wolle während des gesamten Prozesses in "enger Abstimmung" mit dem Betriebsrat stehen. In den ab dem 18. März beginnenden Verhandlungen werde "der Betriebsrat für faire Rahmenbedingungen kämpfen und sicherstellen, dass die Interessen der Beschäftigten gewahrt werden", erklärt die IG Metall Nürnberg.