Im DB Museum Nürnberg neigt sich ein spannendes Projekt dem Ende entgegen. Pompöse Zugwaggons des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. werden hier mitten in der Ausstellung aufwändig restauriert.
Nach über 60 Jahren bekommt das "Versailles auf Rädern" im DB Museum Nürnberg viel Pflege: Der Salonwagen und der Terrassenwagen des bayerischen Königs Ludwig II. werden in der Ausstellung restauriert. Besucher können zu bestimmten Zeiten live bei der "Auffrischungskur für das rollende Schloss" dabei sein, wie das Museum berichtet.
Jeden Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr können die Gäste den Restauratorinnen und Restauratoren über die Schulter schauen und all ihre Fragen zu deren Arbeit stellen. Außerdem lernen sie vieles über die interessante Geschichte des Ausstellungsstücks, wie es heißt. Neben den königlichen Waggons befinden sich auch zahlreiche weitere Exponate in den Räumen des Nürnberg DB-Museums.
Luxus-Zug von Ludwig II. wird im DB Museum Nürnberg restauriert - das sind die Herausforderungen
Im 19. Jahrhundert boten die meisten Eisenbahnen drei oder vier Wagenklassen an, die jeder benutzen durfte. Das gefiel besonders den Personen der allerhöchsten Schicht nicht, weshalb es oft Wägen und Züge exklusiv für die gekrönte Gesellschaft gab. Diese Königsklasse war erkennbar an ihrer blauen Lackierung und bot Exklusivität sowie feinsten Komfort, erklärt das DB Museum zu dem Exponat. Jedoch ließ Luxusliebhaber König Ludwig II. kurz nach seiner Krönung den bayerischen Hofzug in den 1860er Jahren im Stil des französischen Barocks umbauen, wie die Agentur dpa hinzufügt.
Diese sollten im Stil des französischen Absolutismus ein "Versailles auf Rädern" erschaffen, so das Museum - unter anderem mit beheizbaren Sesseln. Für das Museum sei es besonders wichtig, den Salon- und Terrassenwagen des Märchenkönigs zu bewahren. Das sei allerdings gar nicht so einfach, denn in den Wägen "treffen viele Materialien aufeinander, die unterschiedlich altern und verschiedene Pflege- und Restaurierungsansprüche haben", heißt es. Das damals samtweiche, königliche Toilettensitzkissen sei beispielsweise durch Lichteinfall und Fraßspuren von Insekten beschädigt, wodurch sich eine Reparatur besonders kompliziert darstelle.
Auch die schadhaften Stellen an den prunkvollen Polsterbezügen der Möbel müssten mit glänzender Seide unterlegt werden, was ein hohes Maß an Präzision und Erfahrung erfordere. Die Reinigung der Vergoldungen an den Waggons sei ebenfalls äußerst anspruchsvoll. "Unser Ziel sind maximale Substanzerhaltung und ein minimaler Eingriff", erläutert die Restauratorin des DB Museums, Julia Richter, gegenüber der dpa. Das Alter solle man den Wagen weiterhin ansehen können. In den nächsten Tagen wird die Restaurierung voraussichtlich abgeschlossen sein.
Plünderer stahlen Schätze aus Ludwigs Zug - Kriegsbombe sorgte für Beschädigung
Aus acht königsblauen Wagen bestand der Hofzug, sechs davon waren für Gefolge, Bedienstete, Küchen und Gepäck vorgesehen. "Die historischen Anmutungen waren aber eigentlich damals schon aus der Zeit gefallen", so Museumsexperte Stefan Ebenfeld. Den Beinamen Märchenkönig erhielt Ludwig II. unter anderem, weil er sich oft in romantische Traumwelten flüchtete.
Salon- und Terrassenwagen kamen nach dem Ende der Monarchie ins Museum in Nürnberg. Eine Bombe habe das Gebäude aber während des Zweiten Weltkriegs beschädigt, sagt Richter. Danach stahlen Plünderer aus dem Salonwagen Gemälde, Möbel und alles andere, was wertvoll erschien. In den 1950er Jahren sei die Ausstattung nach alten Plänen und Zeichnungen wieder hergestellt worden, erläutert die Expertin. Doch die Originale seien seither verschollen.