In Nürnberg haben Handwerker bei Erschließungsarbeiten verborgene Räume entdeckt, die wohl für die Stadt einzigartig sind. Jetzt können diese Geheimnisse auch von Besuchern besichtigt werden.
Das von 1602 bis 1605 errichtete Nürnberger Pellerhaus wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, sein prächtiger Innenhof dann wiedererrichtet, Teile des alten Gebäudes in einen Neubau integriert. Dennoch verbarg das Gebäude bis vor Kurzem noch ein historisches Geheimnis.
"Bei Erschließungsarbeiten entdeckten Steinmetz Harald Pollman und weitere Handwerker nun bisher hinter Putz verborgene Räume, die sich als Nürnbergs wohl einzige erhaltene private Badestube aus dieser Zeit entpuppten - eine Sensation!", schrieb das städtische Kunst- und Kulturportal "Nürnberg: Kultur" am Samstag (11. November 2023) in den sozialen Medien. Auch für Faszination sorgte kürzlich ein Jahrhunderte alter Geheimweg unter einer Straße nahe Fürth.
"Das ist merkwürdig": Handwerker erleben Nervenkitzel in Nürnberger Pellerhaus
Der reiche Kaufmann Martin Peller (1559 bis 1629) habe damals den Bauauftrag für das nach ihm benannte Wohn- und Geschäftshaus am Egidienberg gegeben, informieren die Museen der Stadt Nürnberg online. Sein rekonstruierter Hof gelte heute als der wohl "schönste Open-Air-Veranstaltungsort in der Stadt". Im vergangenen Jahr habe sich dann der Sensationsfund angebahnt:
"Als restliche Restaurierungsarbeiten an der Hoffassade ab 2022 immer mal wieder witterungsbedingt ausgebremst wurden, begannen Harald Pollmann und weitere Handwerker damit, den mit modernem Gipsputz verkleideten Westflügel freizulegen." Zunächst habe das Team einen ersten Raum mit Gewölbedecke zutage gebracht und sei auf Reste einer rosafarbenen Wandbemalung gestoßen.
Dann die Überraschung an einer Fassade eines Zwischengangs und eines zweiten Raums: "Im oberen Teil sind nachträglich zwei kreisrunde Fensteröffnungen zum Gang und zum Raum hineingearbeitet worden", wird Pollmann in einem Blogartikel der städtischen Museen zitiert. "Das ist merkwürdig, denn das Zimmer erhält durch drei Fenster bereits genug Licht."
Private Badestube wohl nachträglich eingebaut - öffentliche Badehäuser hatten schlechten Ruf
Schließlich sei das Team auf Balkenauflager im Inneren gestoßen und habe geschlussfolgert, dass der Raum eine Zwischendecke gehabt haben muss - deswegen auch das Fenster. Bei den weiteren Arbeiten seien Pollmann und seine Kollegen auf eine zugemauerte Nische mit Öffnung zum Zwischengang gestoßen. "In der Nische befand sich offenbar ein Badeofen, der vermutlich etwas in den Raum hineinragte, die Wärme dorthin abgab und von außen im Zwischengang befeuert wurde", erklärt Pollmann.
Eine entdeckte gemauerte Rauchhaube habe dann deutlich darauf hingewiesen, dass es sich um eine private Badestube handele. Bei öffentlichen Badehäusern habe man früher teils die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten gefürchtet, wodurch sich "Familie Peller wohl für den nachträglichen Einbau eines privaten Bades entschieden" habe, heißt es weiter.